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© dpa

Gewerkschaften: Bahner erwägen Fusion

Die Gewerkschaften Transnet und GDBA kommen sich näher. Nur die Lokführer bleiben noch für sich.

Berlin - In die deutsche Gewerkschaftsszene kommt Bewegung. Die Bahngewerkschaften Transnet und GDBA wollen ihre Zusammenarbeit vertiefen und erwägen dazu eine Fusion. Nach Beratungen der Spitzengremien heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme der Vorsitzenden der beiden Gewerkschaften, „wir brauchen eine noch stärkere Geschlossenheit“. Ende Oktober soll über das weitere Vorgehen beschlossen werden.

Der Fall ist in zweifacher Hinsicht pikant: In der Bahn häuften sich in den vergangenen Jahren die Tarifauseinandersetzungen, weil inzwischen drei Gewerkschaften in dem Konzern vertreten sind. Neben Transnet und GDBA (Gewerkschaft der Bundesbahnbeamten) ist das die Gewerkschaft der Lokführer (GDL). Transnet und GDBA sind in einer Tarifgemeinschaft verbunden, verhandeln also gemeinsam mit dem Konzern über Entgelterhöhungen. Die GdL hat sich separiert und verhandelt inzwischen auf eigene Rechnung. Vor zwei Jahren hatte das zu einem monatelangen Arbeitskampf bei der Bahn geführt.

Wenn nun Transnet und GDBA möglicherweise fusionieren, so könnte das mittelfristig auch die Integration der GdL nach sich ziehen. Das alte Prinzip, „Ein Betrieb, eine Gewerkschaft“, wäre dann wieder umgesetzt. „Wir schlagen die Tür zur GDL nicht zu“, sagte dazu GDBA-Sprecher Uwe Reitz auf Anfrage. Doch derzeit gibt es bei der GDL keine entsprechenden Anhaltspunkte. Ganz im Gegenteil: nach dem gewonnenen Arbeitskampf 2007 ist die Lokführergewerkschaft so selbstbewusst wie nie und erfreut sich ihrer Unabhängigkeit. „Auf absehbare Zeit werden wir uns nicht an einer Fusion beteiligen“, hieß es denn auch am Mittwoch bei der GDL, mit knapp 35 000 Mitgliedern die kleinste der drei Bahngewerkschaften. Die Lokführer verweisen auf ihren hohen Organisationsgrad, der ihnen auch künftig die Selbstständigkeit ermögliche.

Auch Transnet und GDBA haben für eine Fusion noch erhebliche Widerstände zu überwinden. Transnet gehört zusammen mit sieben anderen Einzelgewerkschaften zum DGB, die GDBA dagegen zum Deutschen Beamtenbund. Es ist also zu klären, in welchem Dachverband die künftige Verkehrsgewerkschaft angesiedelt ist. Auf den ersten Blick ist der DGB Favorit, da Transnet mit rund 230 000 Mitgliedern deutlich größer ist als die GDBA mit gut 35 000. Aber so ohne Weiteres wird der Beamtenbund, der insgesamt 38 Organisationen mit 1,2 Millionen Mitgliedern umfasst, die GDBA nicht die Seiten wechseln lassen. Auch die formalen Hürden sind hoch: Bevor sich die GDBA verschmelzen kann, muss sie sich selbst auflösen. Dazu bedarf es einer Dreiviertelmehrheit auf einem Gewerkschaftskongress.

Das Bedürfnis einer engeren Partnerschaft erklären GDBA und Transnet mit dem „schärfer werdenden Wettbewerb im Verkehrssektor“. Sowohl die künftige Bundesregierung als auch die EU-Kommission würden hier „Schrauben anziehen“, weitere Privatisierungen seien zu befürchten. „Deshalb ist ein geschlossenes Vorgehen wichtiger denn je“, erklärten die Vorsitzenden Alexander Kirchner (Transnet) und Klaus-Dieter Hommer (GDBA) bereits einmütig. Ein „bloßes Nebeneinander“ helfe nicht weiter. Beide verweisen auf die seit 2005 bestehende Tarifgemeinschaft, in der die „einst konkurrierenden Organisationen nun erfolgreich gemeinsame Tarifpolitik für alle Beschäftigten machen“. Zudem haben die beiden Organisationen im vergangenen Jahr ihre Bildungsgesellschaften zusammengelegt.

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