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Wirtschaft: Gewerkschaften lehnen Mehrarbeit strikt ab

Scharfe Reaktionen auf Vorstoß des Wirtschaftsministers

Berlin (alf/ce). Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) stößt mit seinem Plädoyer für längere Arbeitszeiten auf massiven Widerstand. Der VerdiVorsitzende Frank Bsirske sagte dem Tagesspiegel, „Arbeitszeitverlängerung ist im Grunde eine Gehaltserhöhung und in Zeiten der Massenarbeitslosigkeit der falsche Weg“. Dagegen betonten die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) und der Branchenverband Gesamtmetall die Notwendigkeit von längerer und flexiblerer Arbeit. „Wir werden in Deutschland länger arbeiten müssen und brauchen Optionen für die Betriebe, die Arbeitszeit selbst regeln zu können“, teilte die BDA mit. Ähnlich äußerte sich Gesamtmetall. Eine Öffnung für die Arbeitszeit müsse aber „konditioniert und limitiert“ sein, schränkte ein Sprecher ein.

DGB-Sprecher Hilmar Höhn reagierte auf Clement mit der Einschätzung, die Arbeitslosigkeit werde weiter steigen, wenn die Arbeitszeit erhöht werde. „Ich frage mich, wann der nächste Irre auftaucht und die Rückkehr zu 60 Stunden fordert“, sagte Höhn. Wenn sich die „führende Exportnation der Welt aus Einfaltslosigkeit ihrer Manager auf ein Lohndumping einlässt“, dann befürchte er „weltweit eine Lohnspirale nach unten“, sagte Höhn dem Tagesspiegel. Die Schwäche der deutschen Wirtschaft liege in der mangelhaften Innovationskraft; diese könne man nicht durch Arbeitzeitverlängerung ausgleichen. Der SPD-Reformkritiker Ottmar Schreiner bezeichnete es als „völlig abwegig“, längere Arbeitszeiten zu verlangen. Dann werde das vorhandene Arbeitsvolumen „auf noch weniger Schultern verteilt“, sagte Schreiner zu Clements Vorstoß. Es sei sinnvoller, die Arbeitszeit individuell zu verkürzen, etwa über Sabbatjahre oder über Teilzeit. „Da schlummern noch viele Reserven“, sagte Schreiner.

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