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Endstation. 1,2 Milliarden Euro verdiente die Bahn mit dem Netz – das war fast die Hälfte des gesamten Ertrags. Foto: dpa

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Wirtschaft: Gewinn mit Gleisen

Vor allem das Schienennetz bringt der Bahn Gewinn. Den Konkurrenten gefällt das überhaupt nicht.

Berlin - Mit ihrem erneuten Rekordgewinn aus 2012 hat die Deutsche Bahn die Kritik ihrer Konkurrenten und der Politik auf sich gezogen. Sie bemängeln vor allem, dass die Bahn den größten Teil ihres Ertrags aus dem Schienennetz zieht, das im Wesentlichen vom Staat und den Konkurrenten mit Benutzungsgebühren finanziert wird. „Wenn die Trassengebühren niedriger wären, gäbe es mehr Wettbewerb im Fernverkehr, mehr Nahverkehrszüge, und im Frachtbereich hätte die Eisenbahn gegen den Lkw bessere Chancen“, sagte Alexander Kirfel vom Verband NEE, in dem die Güterzug-Konkurrenten der Bahn organisiert sind, am Donnerstag dem Tagesspiegel.

Die Konkurrenten im Regionalverkehr befürchten, dass der Bahn-Gewinn nicht in Deutschland verbleibt. „Die Vermutung liegt nahe, dass mit diesem Geld unrentable Aktivitäten und Akquisitionen im Ausland finanziert werden“, sagte Wolfgang Meyer, Präsident des Bahn-Verbandes Mofair. „Das ist ein starkes Argument dafür, dass Gleisnetz und Transport stärker getrennt werden müssen“, sagte auch Anton Hofreiter (Grüne), Vorsitzender im Bundestags-Verkehrsausschuss.

Im vergangenen Jahr erwirtschaftete die Bahn ein Plus von 2,7 Milliarden Euro, so viel wie noch nie. Das geht nach Informationen des Tagesspiegels aus dem Geschäftsbericht hervor, den das Unternehmen am kommenden Donnerstag vorstellen will. Der Umsatz kletterte von 37,9 auf 39,3 Milliarden Euro. Der Bund erhält aus dem Gewinn eine Dividende von 525 Millionen Euro. Ein Bahn-Sprecher wollte die Zahlen nicht kommentieren.

Die stärkste Ertragssäule war erstmals das 34 000 Kilometer umfassende Gleisnetz. Hier wuchs der Gewinn auf 894 Millionen Euro – das war ein Viertel mehr als im Vorjahr. Zusammen mit den Sparten Energie und Bahnhöfe lieferte die Infrastruktursparte sogar 1,2 Milliarden Euro Gewinn ab. Die EU-Kommission arbeitet derzeit an einem Gesetzentwurf, mit dem Bahn und Betrieb stärker getrennt werden sollen. Die Bahn und ihr Eigentümer Bund wehren sich aber heftig dagegen.

Viel Geld brachte der Bahn auch das Geschäft mit ICs und ICEs. Im Fernverkehr stieg der Gewinn um 132 Prozent auf 364 Millionen Euro. Ein Grund war der Kundenzuwachs: Fast zwei Milliarden Menschen nutzten die weiß lackierten Züge, knapp 50 Millionen mehr als im Vorjahr. Dies dürfte eine Folge der hohen Spritpreise gewesen sein. Die Einnahmen und damit der Gewinn stiegen aber auch, weil das Unternehmen 2011 die Preise um fast vier Prozent erhöht hatte.

Enttäuschend verlief dagegen das Frachtgeschäft. Der Schienen-Güterverkehr kam auf ein Ergebnis von knapp 90 Millionen Euro, die weltweit mit Lastwagen, Schiffen und Flugzeugen tätige Logistiksparte Schenker erzielte knapp 420 Millionen und wuchs damit nur wenig.

Angesichts der guten Zahlen stieg das Gehalt von Vorstandschef Rüdiger Grube auf knapp 2,7 Millionen Euro, wie aus dem Geschäftsbericht hervorgeht. Er kommt damit auf rund acht Prozent mehr. Zweitbester Verdiener im Führungsteam ist Rechtsvorstand Gerd Becht mit nahezu 1,8 Millionen, ebenso wie Personalvorstand Ulrich Weber. Infrastruktur- und Technikvorstand Volker Kefer verdient 1,4 Millionen, Finanzchef Richard Lutz 1,2 Millionen Euro.

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