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Wirtschaft: Glimpflich davongekommen

Firmen der Region haben den Streik gut verkraftet

Berlin - Der fast dreitägige Streik im Güterverkehr der Deutschen Bahn hat bei den Unternehmen in Berlin und Brandenburg einen weniger großen Schaden verursacht als befürchtet. Die Auswirkungen eines von der Lokführergewerkschaft GDL bereits angedrohten unbefristeten Arbeitskampfs schätzt die Wirtschaft in der Region jedoch als folgenreicher ein.

„Wir sind von den Streikmaßnahmen bisher nur marginal betroffen gewesen“, sagte eine Sprecherin des Autozulieferers Visteon aus Berlin-Zehlendorf. Zwar habe das Unternehmen einen eigenen Bahnanschluss, dennoch habe man frühzeitig auf den Lkw-Transport gesetzt. „Bisher haben wir und unsere Kunden keinerlei Ausfälle hinnehmen müssen“, sagte die Sprecherin.

Der Berliner Hafenbetreiber Behala leidet darunter, dass Baufirmen nun Kies und Sand per Lkw befördern und nicht wie sonst mit der Bahn. Bis zum Streik entfiel darauf pro Tag ein Güterzug. „Da geht es für uns aber nur um etwa 20 000 Euro am Tag“, hieß es. Die Karstadt-Kaufhäuser, die sonst täglich mit Seefracht-Containern beliefert würden, hätten ihre Lieferungen nun auf Laster umgestellt.

Ein Sprecher des Unternehmerverbandes UVB wies darauf hin, dass sich die Unternehmen schon lange vorher auf die Sondersituation vorbereiten konnten. Daher seien die meisten während des Streiks gut versorgt gewesen. Das galt auch für das BASF-Werk im brandenburgischen Schwarzheide. „Wir hatten uns gut bevorratet“, sagte ein Sprecher des Chemiekonzerns. Daneben sei man ohnehin bei der Zu- und Auslieferung von Rohstoffen meist nicht auf die Deutsche Bahn angewiesen. „75 Prozent unserer Transporte werden von privaten Betreibern ausgeführt, die nicht bestreikt werden. Wir sind also nur sekundär betroffen.“ Der Sprecher räumte aber ein, dass ein unbefristeter Streik zu größeren Problemen führen könnte. „Aber das lässt sich jetzt noch gar nicht einschätzen.“

Bei Vattenfall könnte nur ein unbefristeter Streik das Kraftwerk Klingenberg in Bedrängnis bringen. „Dann müssten wir dort von Kohle- auf Erdgasfeuerung umsteigen“, sagte ein Sprecher. Für eine Woche reiche die Lagerkapazität aber. Bei einer Umstellung hätte das Unternehmen allerdings höhere Kosten zu tragen. „Die Versorgung der Stadt wäre aber nicht gefährdet.“

Schlimmer trifft es den Kaffeekonzern Jacobs, dessen größte Rösterei sich in Berlin-Neukölln befindet. Für die Streikzeit hat der Konzern seine Transporte vorübergehend von der Bahn auf die Straße umgeleitet. Die Mehrkosten liegen nach Unternehmensangaben bei mehreren Hunderttausend Euro. Im Falle von Produktionsausfällen bei einem unbefristeten Streik käme ein wöchentlicher Millionenschaden auf den Kaffeeröster zu, hieß es.

Eine Sprecherin der Bahn-Logistiksparte kündigte unterdessen an, dass es nach dem Ende des Streiks Sonderschichten geben werde, um die Folgen zu bewältigen, auch am Wochenende. Es werde aber mehrere Tage dauern, bis der Güterverkehr wieder normal laufe. Während des Streiks habe sich der tägliche Umsatz der Güterbahn Railion von 12 bis 17 Millionen Euro in etwa halbiert. ysh/brö/lkl

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