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Wirtschaft: Glückliche Aktionäre bei der Deutschen Bank

Ruhige Hauptversammlung am Donnerstag erwartet

Frankfurt am Main - Der Mann, der in den vergangenen Jahren vor allem den Anwälten des Ex-Medienunternehmers Leo Kirch immer wieder Angriffsfläche geboten hat, fehlt in diesem Jahr - Rolf E. Breuer. Zum ersten Mal wird Hilmar Börsig der ehemalige Finanzvorstand der Deutschen Bank am Donnerstag als neuer Chef des Aufsichtsrats die Hauptversammlung der Deutschen Bank leiten. Sein Vorgänger Rolf Breuer gehört nach seinem durch die Kirch-Affäre ausgelösten Rücktritt Anfang Mai allenfalls zu den Zuhörern.

Die Aktionäre dürften in der Frankfurter Festhalle kaum Grund zum Klagen haben: Die Deutsche Bank steht derzeit so gut da wie nie zuvor: Rekordjahr 2005, Rekord im ersten Quartal 2006, eine höhere Dividende und ein deutlich gestiegener Aktienkurs. Vorstandschef Josef Ackermann darf ein ruhiges Aktionärstreffen erwarten.

Auch Analysten wie Dieter Hein von Fairesearch können derzeit kaum ein Haar in der Suppe finden. „Die Zahlen sind sehr gut, über die Geschäftsentwicklung kann man sich nicht beklagen.“ Die Deutsche Bank ist der Konkurrenz in Deutschland weit enteilt, mit einer Eigenkapitalrendite vor Steuern von 40 Prozent im ersten Vierteljahr kann sie mittlerweile auch international sehr gut mithalten. Ackermann kommentierte denn auch den um 55 Prozent gestiegenen Nettogewinn von 1,7 Milliarden Euro im ersten Quartal fast euphorisch: Die Bank sei hervorragend aufgestellt, um weiter erfolgreich zu agieren.

Doch die Deutsche Bank verdient ihr Geld vor allem im Ausland. Nicht nur nach Ansicht von Hein könnte es erheblich besser aussehen. „Die Deutsche Bank ist im Vergleich zu den anderen Großbanken das am wenigsten deutsch ausgeprägte Kreditinstitut.“ Es fehle eine klare Wachstumsstrategie, Übernahmechancen würden verpasst, sagt Hein. Bei der Postbank habe man nicht zugegriffen, auch das BHW und die BHF-Bank seien in andere Hände gegangen. Umso bedeutender erachtet es der Branchenkenner, dass die Deutsche Bank weiter im Rennen um die Berliner Bank ist. „Der Zuschlag wäre wichtig“. Akquisitionen seien in jedem Fall der bessere Weg, die Marktposition auszubauen und neue Kunden zu gewinnen als neue Filialen zu eröffnen.

Auch wenn Ackermann sein Haus vor den anderen Großbanken als Marktführer sieht, weiß er um diese Lücken und um die mit deutlichem Abstand höheren Marktanteile der Sparkassen. Die Bank werde deshalb weiter in Deutschland investieren. „Wir wissen, dass ein global tätiges Institut gerade in seinem Heimatmarkt stark sein muss. Nur dann können wir auch in der Welt erfolgreich sein“. Sollten sich Chancen zu Übernahmen bieten werde die Bank zugreifen.

Kritik dürfte sich Ackermann, der seit Februar nicht mehr nur als Vorstandssprecher sondern – zum ersten Mal in der Geschichte der Bank – als Vorstandsvorsitzender mit noch mehr Macht agiert, im Blick auf die Schließung des Immobilienfonds Grundbesitz Invest anhören müssen, auch wenn das Thema für ihn längst abgehakt ist. Geschädigte Anleger wurden Verluste erstattet. Der Hauptversammlung liegt zu diesem Thema ein Gegenantrag vor, allerdings mit anderem Tenor. Danach soll dem Vorstand die Entlastung verweigert werden, weil die Zahlungen an die Anleger ein „Millionengeschenk“ seien und andere Anleger zu ähnlichen Ansprüchen ermuntern könnten.

Auch die anderen Gegenanträge deuten auf ein ruhiges Treffen hin. Die Veränderungen im Vorstand nach dem Wechsel von Börsig in den Aufsichtsrat dürften kein Thema sein. „Auf die Strategie der Bank hat das keine Auswirkungen. Ackermann hält die Zügel fest in der Hand“, sagt Hein. Selbst der vermutlich im Spätsommer anstehende neuerliche Mannesmann-Prozess dürfte keine Diskussionen auslösen. Ackermann sieht sich nach wie vor zu Unrecht attackiert, er hat aber auch klargestellt, dass er bei einer rechtskräftigen Verurteilung zurücktreten würde.

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