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Wirtschaft: Goldene Zeiten

Die Regierung korrigiert ihre Wachstumsprognose kräftig nach oben / Stimmung der Firmen immer besser

Berlin - Die Bundesregierung erwartet für das laufende Jahr ein deutlich stärkeres Wirtschaftswachstum als bisher. Für 2007 rechnet sie mit einem Plus von 2,3 Prozent. Im Januar hatte sie noch 1,7 Prozent prognostiziert. 2008 werde sich der Aufschwung fortsetzen, sagte Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) am Mittwoch in Berlin bei der Vorstellung der Frühjahrsprojektion. Er erwartet dann ein um 2,4 Prozent höheres Bruttoinlandsprodukt. „Das sind Prognosen, mit denen vor einem Jahr noch keiner gerechnet hätte“, sagte Glos. Als Ursache für die unerwartet positive Entwicklung nannte der Minister stärkere Investitionen im Inland und einen gestiegenen privaten Konsum.

Die Regierung erhofft sich daher auch einen positiven Effekt auf dem Arbeitsmarkt. So soll die Zahl der Menschen ohne Arbeit in diesem Jahr schon deutlich auf etwa 3,75 Millionen zurückgehen. Im Verlauf des kommenden Jahres rechnet die Regierung sogar mit weniger als 3,5 Millionen Arbeitslosen. „Damit wäre der tiefste Stand seit zehn Jahren erreicht“, sagte Glos. Der Minister rechnet damit, dass auch die Zahl der Erwerbstätigen stark zunehmen wird – und zwar um rund 470 000 Personen in diesem Jahr und 310 000 in 2008. „Das bedeutet aber auch, dass wir zunehmend Fachkräfte brauchen“, sagte Glos. Schon jetzt sei der Mangel an Fachkräften, wie beispielsweise von Ingenieuren, zum Teil eklatant.

Glos hob hervor, dass die Regierung dank der guten Konjunktur bei der Haushaltssanierung schneller vorankomme als gedacht. In diesem Zusammenhang bekräftigte er, dass er sich für Steuersenkungen stark mache. „Steuersenkungen gehören grundsätzlich zur Konsolidierung dazu.“ Er betonte jedoch,dass er gegen „Steuer- und Abgabensenkungen auf Pump“ sei. Demnach sei auf die Schnelle nicht mit Entscheidungen zu rechnen, auch wenn niedrigere Steuern auch schon vorher sinnvoll sein könnten. „Das hängt jedoch ganz von unserem Vorankommen bei der Haushaltssanierung ab“, sagte Glos.

In einer ähnlichen Größenordnung liegt die Prognose des Bundesverbands deutscher Banken. Die Forscher erwarten 2,4 Prozent Wachstum in diesem Jahr und 2,2 Prozent im kommenden. Kurt Demmer, Chefökonom der IKB Deutsche Industriebank, warnte aber davor, Risiken auszublenden, etwa eines Abschwungs in den USA oder einer weiteren Aufwertung des Euro. Die Gemeinschaftswährung stieg am Mittwoch weiter und verfehlte ihren Rekordkurs von 1,3667 Dollar von Ende 2004 nur sehr knapp.

Die guten Aussichten wurden am Mittwoch von einem Stimmungshoch bei den Unternehmen flankiert. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg im April überraschend weiter von 107,7 auf 108,6 Punkte. Damit erreichte das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer fast sein 16-Jahres-Hoch vom Dezember. Finanzexperten hatten dagegen einen leichten Rückgang erwartet. Die Unternehmen beurteilten sowohl ihre derzeitige Geschäftslage als auch die Aussichten für das kommende Jahr noch günstiger als im März. „Deutschland profitiert in besonderer Weise von der überschäumenden internationalen Investitionskonjunktur“, erklärte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn.

Für den Indikator werden allmonatlich 7000 Unternehmen nach ihrer derzeitigen Einschätzung gefragt. Die Stimmung hellte sich mit Ausnahme des Baus in allen Branchen auf. Die Industriefirmen sahen ihre Situation unverändert gut und blickten noch zuversichtlicher nach vorn. Auch für das Exportgeschäft sind sie dem Ifo zufolge trotz der Euro-Aufwertung optimistischer. Den größten Sprung machte angesichts des anziehenden Konsums der Einzelhandel. Auch an der Börse sorgten die Zahlen für Begeisterung – der deutsche Aktienindex Dax kletterte in einem freundlichen Umfeld auf 7343 Punkte, das war ein Prozent mehr als am Vortag.

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