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Wirtschaft: Google sonnt sich in Brandenburg

Der Suchmaschinenbetreiber kauft Anteile an deutschem Solarpark

Berlin - 0,0003 Kilowattstunden Strom verbraucht jede Anfrage bei Google. Das hat der Betreiber der größten Internetsuchmaschine in einer internen Studie 2009 errechnet. Wie hoch der Energieverbrauch des US-Unternehmens insgesamt ist, bleibt allerdings ein gut gehütetes Geheimnis – bei riesigen Serveranlagen auf der ganzen Welt hat das vermutlich gute Gründe. Auch deswegen investiert Google seit einiger Zeit in erneuerbare Energien, bislang mit zwei Windkraftanlagen in den USA. Am Donnerstag jedoch teilte das Unternehmen mit, erstmals auch in ein Energieprojekt außerhalb der Vereinigten Staaten zu investieren: in Brandenburg.

3,5 Millionen Euro steckt Google in die Ende 2010 ans Netz gegangene Photovoltaikanlage auf dem ehemaligen Militärflugplatz Brandenburg-Briest. Die 47 Hektar große Anlage kann jährlich rund 18 Millionen Kilowattstunden Strom liefern und ist damit nach Angaben des Bundesverbands Solarwirtschaft die siebtgrößte in Deutschland. Google kauft 49 Prozent der Anteile des Hamburger Finanzinvestors Capital Stage, der nach eigenen Angaben der größte unabhängige Produzent für Strom aus erneuerbaren Energien Deutschlands ist und das Kraftwerk kürzlich erwarb.

Der Kontakt mit Google kam bereits zu Beginn des vergangenen Jahres zustande. „Wir sind stolz darauf, für den gemeinsamen Betrieb des Solarparks Brandenburg das Vertrauen unseres Partners Google gewonnen zu haben, der unsere positive Einschätzung der Zukunftsaussichten erneuerbarer Energien teilt“, sagt der Vorstandsvorsitzende Felix Goedhart. Formal bedarf die Investition noch der Zustimmung der Kartellbehörden.

Warum Google ausgerechnet Brandenburg als ersten Standort außerhalb der USA auswählte, erklärt Benjamin Kott, der das Projekt seitens Google betreut, mit den guten Rahmenbedingungen. „Die Bürger stehen sauberer Energie positiv gegenüber“, sagt er. „Deutschland zählt bei der Entwicklung erneuerbarer Energien seit vielen Jahren zur Weltspitze.“ Mehr als 70 Prozent der in Brandenburg installierten Solarmodule stammen aus deutscher Produktion.

Kotts Aussage zufolge ist die Energieeffizienz seit der Firmengründung 1998 eine Herzensangelegenheit von Google. 2006 wurde die Firmenzentrale im kalifornischen Mountain View mit einer Solaranlage ausgestattet, die zu den größten dachmontierten Solaranlagen der USA gehört. Außerdem betreibt Google eine eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung. Insgesamt hat das Unternehmen, das 2010 einen Gesamtumsatz von rund 30 Milliarden US-Dollar machte, bereits über 100 Millionen US-Dollar in Anlagen für erneuerbare Energien gesteckt. So wird die brandenburgische Anlage auch nicht etwa dazu genutzt, einen eigenen Server zu betreiben, sondern der Strom geht direkt in die Versorgung von rund 5000 Haushalten in Brandenburg und Umgebung.

Doch natürlich geht es Google nicht nur um Nachhaltigkeit: Das Unternehmen erhofft sich von der Investition selbstverständlich auch einen finanziellen Ertrag. „Google versteht seine Beteiligung als wichtigen Beitrag zur Förderung klimafreundlicher Energie – aber auch als solide finanzielle Investition“, sagt Kott. Das mache Investitionen in erneuerbare Energien besonders attraktiv.

Diese sollen zukünftig global ausgeweitet werden – nach Unternehmensangaben ist das auch in Deutschland denkbar. Genauere Planungen gebe es dazu aber noch nicht. Anke Myrrhe

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