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Wirtschaft: Google startet Web-Festplatte

Konkurrenz durch Microsoft und AOL – Bei den Nutzern hält sich die Begeisterung in Grenzen

Düsseldorf - Der Internetkonzern Google will in einigen Monaten eine virtuelle Festplatte eröffnen. Dies meldet das „Wall Street Journal“ mit Berufung auf unternehmensinterne Quellen. Bei so einem Dienst könnten Nutzer jede Art von Daten, egal ob Word-Datei oder Fotosammlung, speichern und online darauf zugreifen. In einer Stellungnahme orakelt Google: „Speicher ist eine wichtige Komponente, um Web-Anwendungen leicht dem Leben von Verbrauchern und Geschäftsanwendern anzupassen.“

Google ist nicht das erste Unternehmen im Markt: Dort tummeln sich Spezialisten wie Omnidrive und Box.net, aber auch AOL und Microsoft. In der Regel können ihre Kunden eine gewisse Menge Daten, oft ein Gigabyte, kostenlos speichern. Wer diese Grenze überschreitet, muss dafür zahlen.

Auch Google bietet den Nutzern seines E-Mail-Dienstes bereits kostenlos mehrere Gigabyte Speicherplatz an. Auch Dokumente aus der Online-Textverarbeitung oder dem Tabellenprogramm können online abgespeichert werden. Der Onlinespeicher solle einfach als eine weitere Festplatte bedienbar sein. Es könne aber auch sein, dass das Unternehmen seine Pläne noch aufschiebe, schrieb das „Wall Street Journal“.

Einige Anbieter, die bereits jetzt kostenlosen Speicherplatz anbieten, begrenzen teilweise die Menge des Datenverkehrs zum Web-Speicher. Bei Omnidrive etwa kosten 50 Gigabyte Speicher 199 Dollar im Jahr, allerdings darf der monatliche Datenverkehr 100 Gigabyte nicht überschreiten. Bei manchen der Anbieter können Teile der Daten auch online editiert werden. Bei Google dürfte es ähnlich zugehen, Details dazu aber sind noch nicht bekannt.

Der Erfolg der virtuellen Speicher hält sich in Grenzen. Das liegt zum einen daran, dass externe Festplatten, auf denen Sicherheitskopien gelagert werden können, im Preis stark gesunken sind. Auch das Misstrauen gegenüber einem Speicherort, der physisch nicht greifbar scheint, ist groß. Es gebe eine Gruppe von Verbrauchern, die solchen webbasierten Diensten nicht trauen, sagte Microsofts Vizepräsident Chris Capossela dem „Wall Street Journal“: „Wir haben viel Zeit und Energie dafür verwendet herauszufinden, wie wir den Kunden versichern können, dass ihre Privatsphäre gewahrt bleibt.“ Für Firmenkunden scheinen virtuelle Festplatten ohnehin nicht verwendbar zu sein, da es keinen Einfluss auf Sicherheitsmaßnahmen gibt.

Google würde der neue Service wenig kosten. Das Unternehmen hat gewaltige Speicherkapazitäten aufgebaut und offeriert sie kostenlos. So umfasst die Speicherkapazität des Gratis-E-Mail-Dienstes Gmail schon jetzt 5,6 Gigabyte pro Postfach – ein Zählwerk dokumentiert, dass dieser Wert im Sekundentakt steigt. So ist es kein Wunder, dass die Gerüchte um die Google-Festplatte mit dem Codenamen Platypus nicht neu sind. Bereits im Februar 2006 spekulierte der Branchendienst Techcrunch über das Projekt. Im August dieses Jahres gelangte das Video einer Sitzung von Google-Mitarbeitern an die Öffentlichkeit, in der ein Verantwortlicher von Platypus seinem Ärger über die Verzögerung Luft machte. Dort war das Projektlogo, ein Schnabeltier, zu sehen: Es zuckte mit den Achseln, unter ihm war zu lesen: „Ich könnte mein Produkt seit 2002 starten... Aber hier in der Gegend sind fünf Jahre keine so fürchterlich große Verspätung.“

Nun könnte es ernst werden. Das Streuen der Informationen an das „Wall Street Journal“ ist eine übliche PR-Praxis des Silicon Valley geworden: Journalisten erhalten vorab Material, im Gegenzug verbreiten sie dieses in einem groß angelegten und selten kritischen Artikel – als Vorbereitung für den tatsächlichen Start. thk (HB)

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