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Google: "Wir sind keine Invasoren"

Google wirbt um Sympathie für den umstrittenen Bilderdienst Street View. Das Unternehmen hat bereits eine Reihe von Zugeständnissen an den deutschen Datenschutz gemacht. So kann man zum Beispiel vorab der Veröffentlichung der Fotos vom eigenen Haus widersprechen.

Hannover – Im roten Overall kniet Sandra vor der Stoßstange des schwarzen Opel Corsa, eine Tube roter Farbe in der Hand. Die Seite des Fahrzeuges hat sie bereits mit roten, blauen und gelb-grün gestreiften wurmartigen Figuren bemalt. „Das sind Monster“, erklärt die Studentin der Werbeschule Miami Ad School.

Der Internetkonzern Google hat die Werbestudenten auf die Computermesse Cebit geholt. Die Aktion erregt die gewünschte Aufmerksamkeit: Immer wieder bleiben Messebesucher stehen, um den sechs Studenten aus Brasilien, dem Libanon, Rumänien und Deutschland beim Bemalen der schwarzen Autos zuzusehen. Google ist das erste Mal überhaupt auf der Cebit. Der Internetkonzern wirbt um Sympathie für seinen Bilderdienst Street View, der Panoramabilder auf Straßenebene zeigt. Um die Straßenzüge zu fotografieren, fahren die Kleinwagen durch die Straßen. Oben auf dem Dach ein Aufbau mit den Kameras. In 19 Ländern der Welt ist der Dienst längst online – und wie Google behauptet, sehr beliebt.

In Deutschland gibt es heftigen Widerstand. Mehr als 1000 Einsprüche gegen die Aufnahme ihres Hauses im Netz sind bereits bei Google eingegangen, erklärt ein Sprecher am Dienstag in Hannover. Dabei ist der Dienst hier noch gar nicht online. Zu den Gegnern gehört auch Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP), die auf keinen Fall möchte, dass ihr Haus und Garten im Internet zu sehen sind. Auch Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) ist die Datensammelwut von Google suspekt.

Aber Google bleibt dabei. Noch in diesem Jahr will das US-Unternehmen den Dienst in Deutschland starten. „Unser Produkt ist legal“, betont der Sprecher. Seit eineinhalb Jahren fährt Google hierzulande Straßen mit seinen Fahrzeugen ab. Nun werden die Autos bunt. „Das neue Design unterstreicht Googles Anspruch, bei der Anfertigung der Fotos größtmögliche Transparenz und eine leichte Wiedererkennbarkeit der Fahrzeuge zu gewährleisten“, erklärt Google – ganz so, als wären die Aufbauten nicht auffallend genug.

„Gibt es irgendwelche Neuigkeiten in den Verhandlungen mit den deutschen Datenschützern?“, fragt ein britischer Journalist. Doch es gibt keine. Darum hat Google seine Veranstaltung auf der Cebit auch nicht Pressekonferenz, sondern Informationsveranstaltung genannt. Das Unternehmen hat verstanden, dass es der deutschen Öffentlichkeit noch viel erklären muss. Um die Vorteile von Street View zu erläutern, ist Michael Jones, Anwalt für technische Fragen bei Google, aus Kalifornien angereist. Auf seinem Laptop zeigt er das Pantheon in Rom und den Zoo von Sydney aus der Straßenperspektive – von Deutschland kann er nichts zeigen. Mit Street View kann man Straßenschilder lesen und Restaurants oder Geschäfte erkennen. Bilder vom Satelliten bieten das nicht. „Wir sind keine Invasoren“, erklärt Jones. „Wir wollen hier nur unser neues Produkt anbieten.“

Google hat bereits eine Reihe von Zugeständnissen an den deutschen Datenschutz gemacht. So kann man zum Beispiel vorab der Veröffentlichung der Fotos vom eigenen Haus widersprechen. Gesichter und Autokennzeichen werden unkenntlich gemacht. Auch später können Fotos noch herausgenommen werden. „Unbürokratisch soll das gehen“, verspricht der Sprecher.

Die Sympathie-Aktion mit den farbigen Autos beeindruckt Markus Hackländer nicht. Der 26-Jährige geht zufällig mit seinen Kollegen von einer jungen Internetfirma aus Remscheid am Google-Stand vorbei. Er findet, dass sich die Monopolstellung, die Google im Internetwerbemarkt habe, bereits jetzt bedrohlich anfühle. Und noch etwas gefalle ihm an dem sammelwütigen Unternehmen nicht: „Google scheffelt die Milliarden und spannt die Nutzer vor seinen Karren.“

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