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Von Guo Guangchang fehlt seit Donnerstagmorgen jegliche Spur.

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Update

Größtes privates chinesisches Konglomerat: Fosun: Vermisster Chef meldet sich telefonisch

Nachdem ihr Chef seit Donnerstagmorgen vermisst wird, hat die chinesische Unternehmensgruppe Fosun den Handel mit ihren Aktien ausgesetzt. Neue Bilder nähren den Verdacht auf Korruption.

Der weiterhin unklare Verbleib des chinesischen Geschäftsmanns und Milliardärs Guo Guangchang sorgt zunehmend für Unruhe auf dem chinesischen Aktienmarkt. Guangchang Unternehmensgruppe Fosun setzte zum Freitag, als Reaktion auf das Verschwinden ihres Vorstandsvorsitzenden, den Handel mit Aktien des Unternehmens aus. Der 48-jährige Guangchang gilt seit Donnerstagmorgen als vermisst - nun von chinesischen Medien veröffentlichte Bilder nähren die Befürchtungen, Guangchang könnte von der chinesischen Anti-Korruptionspolizei verhaftet worden sein. Das private Konglomerat Fosun ist das größte seiner Art in China und hält auch Teile der deutschen BHF-Bank.

Guo Guangchang meldet sich telefonisch

Wie die South China Morning Post am Freitag Mittag mitteilte, habe sie gemeinsam mit weiteren Quellen mit dem vermissten Unternehmer telefoniert. Nach Aussage der chinesischen Zeitung gab Guangchang zwar an, in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt worden zu sein, über das Telefon sei ihm allerdings der Kontakt zu Dritten erlaubt. Weiterhin bleibt jedoch nicht klar, wer Guangchang in Gewahrsam genommen hat, noch wo er sich momentan befindet. Nach Aussage von Fonsun-Mitgründer und Vizechef Liang Xinjun sei Guangchang weiterhin der Vorstandsvorsitzender des chinesischen Unternehmens. Nach der vorläufigen Aussetzung des Aktienhandels steigt allerdings der Druck auf Fonsun, die Affäre aufzuklären.

Neben den Hintergründen des Verschwindens Guangchang ist auch unklar, warum sich der Vermisste nun doch telefonisch melden darf - mehr als 24 Stunden nach seinem Verschwinden. Chinesische Medien vertreten unterschiedliche Theorien: so wird unter Anderem vermutet, dass der Schaden für das größte private Konglomerat Fosun begrenzt bleiben soll. Andere Stimmen vermuten, dass die jetzt erfolgte telefonische Meldung Guangchang darauf hindeuten könnte, dass der Unternehmer nach Beruhigung der Märkte noch länger von der Öffentlichkeit verwinden könnte.

"Chinas Warren Buffett"

Guo Guangchang lässt sich gerne als "Chinas Warren Buffett" bezeichnen - und sieht sich selbst als Schüler des berühmten amerikanischen Investors. Der 48-Jährige Milliardär gilt als einer der erfolgreichsten chinesischen Geschäftsmänner und spielt seit einigen Jahren auch auf dem internationalen Kapitalmarkt eine immer größere Rolle.

Guangchangs Unternehmen Fosun macht vor allem mit spektakulären Übernahmegeschäften Schlagzeilen. Guangchang gründete Fosun 1992 gemeinsam mit Liang Xinjun und zwei weiteren Freunden Freunden, mit denen er an der angesehenen Fudan Universität in Shanghai studiert hatte.

Der damals 25-jährige Guangchang schlug genau im richtigen Moment auf dem chinesischen Markt auf: Die Regierung in Peking reformierte große Teile des angeschlagenen Wirtschaftssystems und liberalisierte nach und nach immer mehr Branchen: den Pharmasektor, die Immobilienbranche, die Dienstleistungsbranche und die Stahl- und Erzindustrie. Fosun, anfangs noch eine Marktforschungsfirma, investierte in Unternehmen aller liberalisierten Branchen: Ab 2010 wurde das Konglomerat auch zunehmend im Ausland tätig. Neben der französischen Hotelkette Club Med übernahm Fosun auch rund 20 Prozent der deutschen BHF-Bank. Mit rund 500 Millionen Dollar übernahm Fosun 2014 die amerikanische Investmentbank Meadowbrook - die erste Übernahme eines amerikanischen Konzerns durch einen chinesischen Investoren.

Kritisiert wurde auch der massenhaften Aufkauf von Wohnungen im australischen Brisbane, was zu einem starken Anstieg der dortigen Wohnungspreise führte.

Krieg gegen Wirtschaftskorruption

Bereits kurz nach den ersten Meldungen über das Verschwinden von Guo Guangchang kamen Gerüchte auf, der 48-jährige Milliardär sei in die Fänge der chinesischen Anti-Korruptionspolizei geraten. Chinesische Medien veröffentlichten nun entsprechende Bilder, auf denen der Geschäftsmann mit Händen auf dem Rücken in Begleitung mehrerer Männer auf dem Flughafen in Shanghai zu sehen ist. Staatsmedien zufolge könnte Guangchang verdächtigt werden, für Großaufträge Staatsbeamte bestochen zu haben. Für ähnliche Vergehen waren in den vergangenen Monaten bereits eine Vielzahl chinesischer Geschäftsmänner verhaftet - unter Anderem auch der ehemalige Sicherheitschef der Kommunistischen Partei, Zhou Yongkang.

Die chinesische Führung hat der immer stärker wuchernden Korruption in Wirtschaft und Staatsapparat den Kampf angesagt. Die Verstrickungen zwischen Behörden und Wirtschaft sorgen in der chinesischen Gesellschaft zunehmend für Unmut und auch für vermehrte Kritik an der Kommunistischen Partei. Experten gehen davon aus, dass jährlich viele Milliarden Dollar am chinesischen Fiskus vorbei geleitet werden. Der Kampf gegen die Korruption gehört zu den wichtigsten Projekten des aktuellen chinesischen Präsidenten Xi Jinping.

Sollte sich der Vorwurf der Bestechung erhärten, wäre Guo Guangchang der bisher wichtigste chinesische Geschäftsmann, der der Korruption beschuldigt wird. In China kann auf besonders schwere Bestechung die Todesstrafe verhängt werden.

Daniel Mosler

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