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Großauftrag: Peking bestellt 150 Airbus A320

China hat beim angeschlagenen europäischen Flugzeugbauer Airbus 150 Maschinen vom Typ A320 bestellt. Im Gegenzug wird Airbus im nordostchinesischen Tianjin ein Montagewerk für den A320 bauen.

Peking/Paris - Die Order im Wert von laut Katalog 9,7 Milliarden Dollar (7,7 Milliarden Euro) wurde bei einem viertägigen Staatsbesuch von Frankreichs Präsident Jacques Chirac am Donnerstag in Peking besiegelt. Das Geschäft umfasst auch eine Kaufoption über 20 Maschinen des künftigen Langstreckenflugzeugs A350. Im Gegenzug wird Airbus im nordostchinesischen Tianjin ein Montagewerk für den A320 bauen. Konzernchef Louis Gallois sprach von einer "neuen Etappe der Zusammenarbeit" mit China. Französische Gewerkschaften warnten vor negativen Folgen für die Airbus-Werke in Frankreich und Deutschland.

Mit der neuen Bestellung hat China innerhalb eines Jahres insgesamt 300 Maschinen des Typs A320 bei Airbus bestellt. Der A320 mit Platz für rund 180 Passagiere ist auch nach 17 Jahren auf dem Markt das beliebteste Airbus-Flugzeug und Konkurrenzmodell zur Boeing 737. Auch aus den USA ging eine Milliardenbestellung bei Airbus ein: Die neue Billigfluglinie Skybus bestellte 65 Flugzeuge vom Typ A319. Der Kaufpreis liegt laut Katalog bei 3,1 Milliarden Euro. Die Aktie des wegen der Lieferverzögerungen beim Super-Airbus A380 jüngst stark gebeutelten Mutterkonzerns EADS legte an der Pariser Börse bis zum Nachmittag (14.15 Uhr) um gut vier Prozent auf 21,68 Euro zu.

Die ersten Maschinen in Tianjin sollen 2009 vom Band laufen

Die Verhandlungen über das Geschäft waren erst kurz vor der Vertragsunterzeichnung zum Abschluss gekommen. Aus französischen Regierungskreisen verlautete, Frankreich habe den Bau des chinesischen Montagewerks von einer neuen Bestellung abhängig gemacht. "Es ist klar, dass der Bau von Flugzeugen in China die Chinesen mehr anspornt, sie zu kaufen", sagte Gallois. Einen Tauschhandel Bestellung gegen Bau des Werks bestritt er jedoch. Die ersten Maschinen in Tianjin sollen 2009 vom Band laufen.

Airbus werde mit 51 Prozent der Anteile an dem Joint Venture beteiligt sein, verlautete aus Verhandlungskreisen. Dadurch solle ein unkontrollierter Technologietransfer verhindert werden. Diesen hatten in China viele westliche Autobauer in den vergangenen Jahren erlebt, seitdem Peking den Aufbau einer eigenen Autonindustrie vorantreibt und chinesische Firmen nun erstmals eigene Modelle auf den Markt bringen.

Gewerkschaften warnen vor Nachteilen für die Beschäftigten

Die französische Gewerkschaft CGT warnte vor Nachteilen für die Beschäftigten in Frankreich und Deutschland. "Die Konkurrenz mit den chinesischen Arbeitnehmern macht uns Angst", erklärte der CGT-Vertreter bei Airbus, Xavier Petrachi. Daher müsse der Konzern Arbeitsplatzgarantien für Europa abgeben und zusichern, dass in China die gleichen arbeitsrechtlichen Bedingungen gelten würden wie in Europa. Andere Gewerkschaften in Frankreich verlangten auch einen wirksamen Schutz der Airbus-Patente und des Know-how, um die Arbeitsplätze in Europa zu sichern.

China ist für Airbus wie für seinen US-Konkurrenten Boeing ein wichtiger Absatzmarkt. Der Luftverkehr wächst hier doppelt so schnell wie im Rest der Welt. Die beiden Unternehmen rechnen sich aus, dass Peking innerhalb von 20 Jahren bis zu 2900 Flugzeuge bestellen wird. (tso/AFP)

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