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Wirtschaft: Gründerwettbewerb: Die Start-up-Jury beweist Gespür für Erfolg

Seit der ersten Ausschreibung im Herbst 1997 haben sich beim "Start-Up"-Wettbewerbs 5000 Gründerteams - 465 in Berlin - mit innovativen Ideen für Handel, Handwerk, Produktion, Dienstleistungen und High-Tech beworben. In diesem Jahr wird der Wettbewerb von den Sparkassen, der Zeitschrift "Stern" und McKinsey bereits zum vierten Mal veranstaltet.

Seit der ersten Ausschreibung im Herbst 1997 haben sich beim "Start-Up"-Wettbewerbs 5000 Gründerteams - 465 in Berlin - mit innovativen Ideen für Handel, Handwerk, Produktion, Dienstleistungen und High-Tech beworben. In diesem Jahr wird der Wettbewerb von den Sparkassen, der Zeitschrift "Stern" und McKinsey bereits zum vierten Mal veranstaltet. Was ist aus den Berliner Gewinnern der vergangenen Jahre geworden?

1997: Innominate AG

1997 überzeugte der Geschäftsplan der Innominate GbR, heute eine Aktiengesellschaft, die Jury: "Im Mai 1997 hatten wir die Idee, ein Unternehmen rund um das Betriebssystem Linux zu gründen", erinnert sich Raphael Leiteritz, neben Sascha Ottolski Firmengründer. Mit 8000 Mark Startkapital und zwei Computern begannen die damals 23- und 26-jährigen Studenten Linux-Anwendungen für Mittelständler auszutüfteln. Ihre Firmenidee wurde 1998 als bester Berliner Beitrag ausgezeichnet. Als sich im Mai 1999 die Risikokapitalgesellschaft bmp AG mit 3,5 Millionen Mark an dem Linux-Unternehmen beteiligte, seien die "letzten studentischen Überreste" abgestreift worden. Im Juli 1999 wurde die GmbH zur Aktiengesellschaft.

Heute beschäftigt Innominate 90 feste Mitarbeiter an sieben Standorte, neben Berlin unter anderem in Frankfurt (Main) und Düsseldorf. Zu den renommierten Kunden zählen das Bundespresseamt, die Bundesdruckerei und Bosch. 1999 hat Innominate 2,2 Millionen Mark Umsatz erzielt. Im kommenden Jahr seien weitere Standorte in anderen europäischen Ländern geplant.

1998: Ampere AG

Auch die Brüder Arndt und Claus Rottenbacher legten 1998 eine wahre Erfolgsgeschichte vor: Die beiden gründeten im April 1998 die Ampere AG. "Wir wollten die Liberalisierung des Strommarktes nutzen, um mittelständischen Firmen zu günstigeren Strompreisen zu verhelfen", erklärt Claus Rottenbacher. Als "Deutschlands erster unabhängiger Energie-Broker" bündelt die Ampere AG heute die Stromnachfrage von rund 7500 gewerblichen Kunden und erzielt so für den einzelnen durchschnittlich Einsparungen von 45 Prozent. Angebote werden von Stadtwerken, RWE, einigen ausländischen Stromversorgern und neuerdings auch von der Bewag eingeholt. 1999 als die Firma beim Start-up-Wettbewerb gewann, ist auch der erste "öffentlichkeitswirksame Deal" über die Bühne gegangen: Ampere gelang es, die Stromkosten des Berliner Abgeordnetenhauses um 50 Prozent zu senken. Mittlerweile kauft der Stromhändler mit seinen 25 Mitarbeitern jährlich Strom im Wert von 100 Millionen Mark für seine Kunden ein. Zukunftspläne? "Demnächst wollen wir die gleiche Dienstleistung auch für Gas anbieten", sagt Rottenbacher.

1999: Space2go.com GmbH & Co. KG

Das jüngste Unternehmen in der Reihe der Start-Up-Sieger ist die Space2go.com. Wie es zur Geschäftsidee kam, erzählt Christian Huthmacher, der gemeinsam mit Matthias Hirschfeld das Unternehmen gründete: "Anfang 1999 auf einem Transatlantikflug hatte ich die Idee, dass gespeicherte Daten von jedem Ort der Welt abrufbar sein müssten." Space2go.com stellt seinen Kunden eine Internet-Festplatte mit einem Volumen von einer Million Gigabytes zur Verfügung, auf der sie all ihre Daten ablegen und mit jedem internetfähigen Endgerät - ob Handy oder Organizer - weltweit wieder abrufen können. Seine Firmenidee füllt Huthmacher zufolge eine echte Marktlücke: "Es gibt zwar viele Dinge im Internet, die man mit einer Zeitung viel besser machen könnte." Doch das Problem, die Daten einer Person oder Firma mobil zu machen, sei elektronisch wirklich am besten zu lösen. Das rasante Wachstum von Space2go beweist die Nachfrage nach einer solchen Dienstleistung. Seit dem Start vor 14 Monaten hat sich die Mitarbeiterzahl von vier auf heute 25 versechsfacht. Weitere Standorte wurden in Boston und London eröffnet. Partnerschaften bestehen unter anderem mit IBM, Oracle und Colt Telecom.

Der Werdegang der Berliner Start-Up-Gewinner zeigt: Gründerwettbewerbe können pfiffigen Geschäftsideen zum Durchbruch am Markt verhelfen. Die Zwischenbilanz von Start-Up ist beachtlich: Die 840 besten Unternehmen haben einer Umfrage der Initiatoren zufolge seit 1997 insgesamt 6000 neue Mitarbeiter eingestellt, über eine Milliarde Mark Umsatz erzielt und über 140 Millionen Mark investiert. Mit sieben Arbeitsplätzen schaffen sie jährlich fast doppelt so viele neue Stellen wie der Durchschnitt aller Existenzgründer in Deutschland.

Silke Scheutzow

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