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Wirtschaft: Grundig erhält eine letzte Chance

Bayerns Wirtschaftsminister: „Es wird keine Insolvenz geben“/Elektronikkonzern verhandelt mit Investoren

München (nad). Das Ringen um den Erhalt des hoch verschuldeten Nürnberger Elektronikkonzerns Grundig ist am Donnerstag in die entscheidende Phase gegangen. Das akut von der Insolvenz bedrohte Traditionsunternehmen verhandelte unter Hochdruck mit Gläubigerbanken und potenziellen Investoren.

Zuvor hatte sich das Bankenkonsortium unter der Führung der Deutschen Bank geweigert, die Kreditlinien für Grundig über den August hinaus zu verlängern. Die Banken stellten den Einstieg eines Investors als Bedingung für die Verlängerung der Kreditlinien, hieß es am Donnerstag aus Betriebsratskreisen. Vor der entscheidenden Verhandlungsrunde herrschte bei dem Unterhaltungselektronik-Hersteller noch Optimismus. „Der Daumen zeigt eher nach oben", hieß es.

Auch der bayerische Wirtschaftsminister Otto Wiesheu (CSU) zeigte sich überzeugt, dass eine weitere Finanzierung für Grundig sichergestellt werden kann. „Es wird keine Insolvenz geben", sagte der Politiker am Donnerstag in München. „Es hat Verhandlungen gegeben und ich war daran beteiligt", sagte Wiesheu weiter. Details wollte er hierzu aber ebenso wenig nennen wie n potenzieller Investoren, mit denen der Konzern eigenen Angaben zufolge bereits seit Wochen verhandelt.

Beko als Investor im Gespräch

Bei Grundig verlautete lediglich, dass es sich um branchennahe Akteure handele. Im Gespräch sollen unter anderem Investoren aus Fernost und der türkische Fernseh-Hersteller Beko sein. Beko stellt seine Geräte nicht nur unter eigenem Namen, sondern auch für andere Firmen her – unter anderem für Grundig. In diesem Jahr wollen die Nürnberger eine Million Geräte von Beko bauen lassen.

Seit Monaten verhandelt Grundig schon über den Einstieg von Investoren. Die Gespräche verliefen aber langsamer als geplant – eigentlich hätten bereits Ende Juli neue Partner der Öffentlichkeit präsentiert werden sollen. Die Banken verlängerten die Kreditlinien damals aber dennoch.

Auf Schlingerkurs befindet sich das 1945 gegründete Vorzeigeunternehmen des Elektronikpioniers Max Grundig seit der Krise in der Unterhaltungselektronik Anfang der Neunziger Jahre. Nach dem Ausstieg des niederländischen Konzern Philips im Jahr 1997 geriet das Unternehmen weiter in Finanzschwierigkeiten. Dazu kam die starke Konkurrenz aus Fernost. Vor zwei Jahren schien Grundig dann endgültig vor der Pleite zu stehen. Damals stockte der Rosenheimer Unternehmer Anton Kathrein, dem die Kathreiner Antennenwerke gehören, seinen 25-prozentigen Anteil an Grundig zu einer Mehrheitsbeteiligung von 89 Prozent auf und rettete das Unternehmen vorerst. Die restlichen Anteile von Grundig liegen bei Banken, vor allem bei der bayerischen Förderbank LfA.

Doch auch Kathrein konnte Grundig nicht zurück in die Gewinnzone führen: Nur durch die Auflösung von Rücklagen konnte das Unternehmen in den Jahren 1998 bis 2000 einen Gewinn ausweisen. Im vergangenen Jahr gab es an der Bilanz nichts mehr zu verschönern: Bei 1,28 Milliarden Euro Umsatz machte Grundig einen Verlust von 150 Millionen Euro. Das Eigenkapital schmolz von 180 auf nur noch 31 Millionen Euro. Würde Grundig im laufenden Jahr einen ähnlich hohen Fehlbetrag verbuchen, wäre das Eigenkapital somit aufgezehrt und eine Insolvenz unweigerlich die Folge. Im Mai hatte der Vorstand für 2002 einen Verlust von 75 Millionen Euro angekündigt. Der Grundig-Konzern, der gut 4000 Beschäftigte hat, dürfte gerade angesichts des bevorstehenden Weihnachtsgeschäfts noch einmal einen höheren Bedarf an Finanzmitteln haben.

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