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Wirtschaft: Gute Bildung hat einen Marktwert

Die Wirtschaftsfakultät der Stockholm-Universität im lettischen Riga bietet neuerdings Crash-Kurse an. 1400 Bewerber haben sich für 200 Studienplätze in diesem Herbst gemeldet, die Absolventen werden von der Universität weg engagiert.

Die Wirtschaftsfakultät der Stockholm-Universität im lettischen Riga bietet neuerdings Crash-Kurse an. 1400 Bewerber haben sich für 200 Studienplätze in diesem Herbst gemeldet, die Absolventen werden von der Universität weg engagiert. Deshalb ermöglicht die private Wirtschaftsuniversität es ihren Studenten nun, das Studium in nur zwei Jahren zu absolvieren können, sagt Mares Slokenberg von der Universitätsverwaltung.Die Riga-Universität ist eine von Hunderten von Privatuniversitäten, die in Osteuropa blühen. Zwar sind nicht alle osteuropäischen Privathochschulen wirklich gut. Einige sind nur Diplom-Maschinen für die mäßig begabten Kinder der neuen Nomenklatur. Die meisten Dozenten der Privatuniversitäten arbeiten jedoch auch im öffentlichen Bildungssystem. Mit dem Zweitjob bessern sie ihr Einkommen auf, berichtet Majorie P. Lenn, Direktorin des Zentrums für Qualitätssicherung im internationalen Bildungswesen in Washington.Wäre der osteuropäische Bildungsmarkt ein vollkommener Markt, müßte der Wettbewerb mit den Privatuniversitäten die staatlichen Einrichtungen zur Modernisierung anspornen. Stattdessen aber scheint das Gegenteil zu passieren. Festgefahrene Bürokratien klammern sich an ihre Privilegien, Professoren, die nicht bereit oder fähig sind, im Privatsystem zu konkurrieren, kultivieren eine kokonhafte Atmosphäre. In einigen Ländern kommentieren Fakultätsmitglieder am Café-Tisch die Arbeiten ihrer Kollegen und verleihen sich gegenseitig Doktortitel.Der Grund für die Reformverweigerung liegt auf der Hand: Die meisten Studenten müssen auf staatliche Universitäten gehen, weil sie kein Geld haben, um an privaten Hochschulen zu studieren. Das ist nicht nur in Osteuropa so. In New York City, das eines der bestfinanzierten Schulsysteme der USA hat, kann nur einer von zehn schwarzen Viertklässlern gut lesen. In Californien, das sogar den zweisprachigen Unterricht fördert, ist es noch schlimmer: Hier wurde bei Schülern in niedrigeren Klassen zuweilen eine Analphabetenrate von 98 Prozent festgestellt. Das entspricht ein bißchen dem Bildungsg rad russischer Bauern in der Zeit Peters des Großen.Trotz solch schockierender Statistiken wehren sich Bildungsbürokraten und Lehrergewerkschaften gemeinsam gegen Änderungen im öffentlichen Schulsystem - angeblich, um die öffentliche Bildung zu "retten". Ebenso wie den osteuropäischen Schulen und Universitäten ist auch den amerikanischen bewußt, daß es immer ein Bedarf an kostenlosen Schuleinrichtungen geben wird - egal wie schlecht deren Qualität ist.Ein Mittel, um aus dieser scheinbar ausweglosen Lage herauszukommen - egal ob in Osteuropa oder der weltweit führenden Marktwirtschaft - ist die freie Schulwahl. Charter-Schulen oder Bildungsgutscheine geben staatlichen Institutionen ein direktes Signal, für wie leistungsfähig man sie hält. Die Tatsache, daß ein Fonds in den USA, der 40 000 armen Kindern einen Zuschuß für die Ausbildung gewährt, 1,25 Millionen Bewerbungen bekam, spricht für sich.Bildung ist eine knappe Ressource. Ihre Kontrolle allein dem Staat zu überlassen, löst die Bildungsprobleme jedoch nicht. Eine Lösung wäre, den Kindern und Studenten oder deren Eltern die Schulwahl freizustellen. Das Beispiel Lettlands zeigt, daß gute Ausbildung einen Marktwert hat, den jeder mühelos erkennt.

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