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Wirtschaft: Gute Zahlen

Im Juli wurden so wenige Erwerbslose gezählt wie zuletzt vor zwölf Jahren. Die übliche Sommerflaute bleibt aus

Berlin - Der Aufschwung in Deutschland macht sich auf dem Jobmarkt so deutlich bemerkbar wie seit Jahren nicht mehr: Im Juni gab es mit knapp 39,7 Millionen so viele Erwerbstätige wie zuletzt im Boomjahr 2000, teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Dienstag mit. Damals wurde der Höchststand seit der Wiedervereinigung erreicht. Auch die Zahl der Menschen ohne Job ist im Juli trotz der üblichen Sommerflaute nur geringfügig um 28 000 auf 3,715 Millionen gestiegen. Sie lag damit auf dem niedrigsten Stand in einem Juli seit 1995. Saisonbereinigt, also ohne Berücksichtigung jahreszeitlicher Einflüsse, sank sie sogar um 45 000.

„Die günstige konjunkturelle Lage spiegelt sich nach wie vor in den Daten vom Arbeitsmarkt wider“, sagte der Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-Jürgen Weise, bei der Vorstellung der aktuellen Daten am Dienstag. „Die drei wichtigsten Indikatoren – Arbeitslosigkeit, sozialversicherungspflichtige Beschäftigung und offene Stellen – haben sich positiv entwickelt.“ Gegenüber dem Vorjahr wurden im Juli sogar 671 000 weniger Arbeitslose gezählt.

In Berlin-Brandenburg zeigte sich der gleiche Trend wie in ganz Deutschland: Im abgelaufenen Monat stieg die Zahl der Menschen ohne Job zwar leicht um rund 6000 auf insgesamt etwa 464 700, im Vergleich zum Vorjahr waren das aber rund 47 000 Arbeitslose weniger.

Als Gründe für den marginalen Anstieg im Juli nannte Weise jahreszeitliche Effekte. Dies beruhe vor allem darauf, dass sich in diesem Monat viele Jugendliche nach Abschluss der Schule arbeitslos meldeten, bevor sie sich zu Beginn der Ausbildung im Herbst wieder bei den Agenturen abmeldeten. Auch neigen die Unternehmen im Sommer weniger zu Neueinstellungen als in anderen Jahreszeiten. „Normal ist im Juli ein Anstieg der Arbeitslosigkeit von etwa 100 000“, sagte Hilmar Schneider, Direktor des Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit (IZA), dem Tagesspiegel am Dienstag. „Der leichte Anstieg um 28 000 zeigt, wie stabil die Entwicklung in diesem Aufschwung ist.“ Positiv sei auch, dass der größte Teil der ehemaligen Arbeitslosen heute einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgehe.

Bundesarbeitsminister Franz Müntefering (SPD) zeigte sich über die aktuellen Daten erfreut und erklärte, die Basis für Fortschritte am Arbeitsmarkt sei stabil. „Für Frauen, Ältere und Arbeitssuchende setzt sich der gute Trend fort.“ Zugleich machte Müntefering darauf aufmerksam, dass im Juli etwa 60 000 arbeitslose Jugendliche hinzugekommen seien: „Da können die Unternehmen, wenn sie wollen, zugreifen. Ihre augenblickliche Erfahrung mit dem Mangel an Fachkräftenachwuchs sollte ein zusätzliches Argument sein“, sagte der Arbeitsminister. SPD-Generalsekretär Hubertus Heil forderte die Wirtschaft auf, mehr in die Ausbildung zu investieren. Immer noch bilde weniger als ein Viertel der Unternehmen in Deutschland aus, beklagte er. Die Opposition mahnte ein höheres Tempo beim Abbau der Arbeitslosigkeit an. Es gelte den Aufschwung zu nutzen, um die Sockelarbeitslosigkeit zu reduzieren, sagte FDP-Fraktionsvize Rainer Brüderle. Dafür seien Rahmenbedingungen nötig, die den Betrieben Einstellungen erleichterten, wie etwa die zügige Senkung des Arbeitslosenversicherungsbeitrags.

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