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Wirtschaft: Guten Appetit

Zu viel und zu fett: Gerade im Job ernähren sich viele Deutsche ungesund. Was Ernährungsprofis raten und warum sich das für die geistige Fitness auszahlt.

Im Schnitt 80 000 Stunden sitzt ein Büromensch während seines Arbeitslebens. Das bedeutet Kalorienverbrauch auf Sparflamme. Denn auch wer viel denkt, rechnet oder liest verbraucht nicht wesentlich mehr Energie. „Der Energiebedarf des Gehirns ist relativ konstant. Denn es ist immer aktiv, hält die Körperfunktionen aufrecht und verarbeitet Außenreize“, erklärt Susanne Klaus vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (Dife) in Potsdam.

Wenn wir uns in der Mittagspause eine Currywurst gönnen oder die Schreibtischarbeit mit Schokoriegeln begleiten, lautet gerade deshalb das Fazit am Ende des Tages oft: zu viele Kalorien, zu viel Zucker und Fett. Nur wer stark körperlich arbeitet, auf dem Bau, in der Landwirtschaft oder als Handwerker, kann sich das leisten. Doch nicht nur die Energiezufuhr spielt eine Rolle. Ernährungsexperten erklären worauf es ankommt, wenn man geistig fit sein will am Arbeitsplatz.

MÜSLI AM MORGEN

„Morgens gar nichts zu essen ist der größte Fehler, den man bei seiner Ernährung machen kann“, sagt der Ernährungs-

coach und Autor Reinhard-Karl Üblacker. Ein Frühstück mit Vollkornbrot, Müsli, Joghurt oder Obst mache hingegen geistig fit. Sein Tipp: „Wenn Sie morgens lieber länger schlafen, decken Sie den Tisch bereits am Abend und schütten schon mal das Müsli in die Schüssel.“ Nach dem Frühstück ist es für Verdauung und Leistungsfähigkeit am besten, fünf bis sechs weitere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt zu essen.

DER KANTINENCHECK

Kantine oder Mitgebrachtes, das ist in der Mittagspause oft die Frage. Entscheidet man sich für eine Mahlzeit, die man zuhause vorbereitet hat, sollte man sie nicht vor dem Computer essen oder im Gehen auf der Straße, sondern sitzend an einem ruhigen Ort.

Würstchen von Brandenburger Rindern, Teltower Rübchen und pochierte Hähnchenbrust auf Wildkräuter-Salat, Gerichte wie diese stehen auf der Karte der Kantine der Komischen Oper. Nicht nur Künstler, Bühnenbildner und Regisseure, sondern auch Externe zieht es mittags ins „Casino“, wo sie jeden Tag eine Suppe für 1,20 Euro wählen können. Das teuerste Hauptgericht kostet 4,30 Euro.

Fertigprodukte, wie gefüllte Paprika, die man nur noch erwärmen muss, kommen bei den Köchen Roman Plappert und Winnie Bartel nicht auf den Teller. „Bei uns werden generell keine Konserven verarbeitet, sondern frische oder Tiefkühlprodukte“, sagt der Geschäftsführer der Kantine, Helge van Dornick. Bevorzugt werden regionale Produkte, die gerade Saison haben. Häufiger steht Bio-Rindfleisch von einem Hof in Ostwestfalen auf dem Speiseplan. Gibt es Standardgerichte wie Pasta, wird gutes Olivenöl, kalt gepresst, dazugegeben, statt die Nudeln in Soße zu ertränken. Außerdem wird nicht morgens für den ganzen Tag gekocht und das Essen dann warmgehalten, sondern mehrmals in kleinen Mengen, je nach Bedarf.

Nicht überall wird so sehr auf gesundes Essen geachtet. Doch auch in weniger ambitionierten Kantinen wird die Mittagsmahlzeit mit wenigen Tricks zur gesunden Sache. Ernährungscoach Üblacker rät: „Machen Sie Gemüse und Salat zur Hauptspeise und das Fleisch zur Beilage!“ Die ideale Formel lautet: drei Viertel Gemüse oder Salat, ein Viertel Fleisch. Frittierte Speisen sollte man meiden, das sichtbare Fett am Fleisch auf dem Teller liegenlassen und statt zu Kroketten und Pommes lieber zu Salzkartoffeln greifen. Nie verkehrt sei ein Salat als Beilage. Allerdings machen Croutons, Mayonnaise und Sauerrahm aus der gesunder Kost eine kalorienreiche Mahlzeit. Am besten ist ein Dressing aus Essig und Öl.

FERTIGGERICHTE AUFPEPPEN

Firmen ohne Kantine haben häufig eine Teeküche, in der man Fertiggerichte aufwärmen kann. Der Nudeltopf aus der Dose lässt sich mit frischem Gemüse und Kräutern aufpeppen, rät Ernährungscoach Üblacker.

FIT DURCH WASSER

Sie wollen etwas für Ihre Konzentration tun? Dann trinken Sie mindestens 1,5 Liter am Tag. „Machen Sie es sich zur Regel, zu jeder Mahlzeit Wasser, Saftschorle oder Früchtetees zu trinken“, sagt Üblacker. Daran sollte man sich halten, unabhängig davon, ob man Durst verspürt. „Viele verwechseln Hunger mit Durst. Trinken Sie bei Hungergefühl immer erst ein Glas Wasser, oft hat sich der Hunger damit erledigt.“ Verzichten sollte man auf Limonaden und Energy-Drinks, denn sie enthalten viel Zucker.

MITTAGS FRÜHSTÜCKEN

Wer nachts arbeitet, agiert gegen die innere Uhr. Steht man dann um 13 Uhr auf, sollte man trotzdem den Tag mit einem Frühstück beginnen, so Üblacker. „Das heißt, ich esse Müsli, auch wenn der Rest der Familie gerade Gulasch mit Knödeln verzehrt. Das Gulasch kann ich ja auch noch essen, aber zeitversetzt am Abend.“ Günstig ist es, schon vor Beginn der Arbeit, um 19 oder 20 Uhr, die Hauptmahlzeit zu sich zu nehmen. Dann sollte man zwei weitere Essenspausen einplanen: Eine warme Mahlzeit um Mitternacht und einen Snack gegen vier Uhr. Die Snacks sollten warm sein, eine Suppe ist besser als ein Apfel. Denn befindet sich der Körper eigentlich in der Schlafphase, ist auch die Wärmeproduktion eingeschränkt.

GESUNDES KNABBERN

Wer kennt ihn nicht, den Heißhunger zwischen den Mahlzeiten? Über Müsli- und Energie-Riegel sollte man sich keine Illusionen machen. Sie werden zusammengehalten von Karamell oder Honig, sind also eine kleine Süßigkeit. Wenn es Kekse und Schokolade sein müssen, dann besser Vollkornkekse und Schokolade mit mindestens 70 Prozent Kakaoanteil, rät der Ernährungsexperte: „Je mehr Kakaoanteil, desto weniger Fett.“ Am besten ist es, für den Hunger zwischendurch ein Mini-Depot gesunder Snacks in Griffweite zu haben: Ein Obstkorb am Schreibtisch animiert zum Zugreifen. Knäckebrot, Sonnenblumenkerne, Trockenfrüchte und Nüsse helfen, die Zeit bis zur nächsten Mahlzeit zu überbrücken.

Annette Leyssner

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