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Kleine Forscher

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Gutes tun und profitieren: Experimente mit Männeken Piss

Wie sich Unternehmen für Jugend Bildung und Soziales einsetzen. Es ist nicht unproblematisch, wenn Firmen das Gemeinwohl fördern, denn oft geschieht das mit dem Geld der Aktionäre. Ist aber auch gut fürs Image.

Das Experiment hat den schönen Namen „Männeken Piss“: Dazu bohren Kinder zwei Löcher in eine leere Plastikflasche, füllen Wasser hinein und können dann beobachten, dass das Wasser aus dem unteren Loch deutlich stärker herausströmt. Es zeigt: Der Wasserdruck steigt mit zunehmender Tiefe an. Das Experiment ist eines von inzwischen 39, mit der die Initiative „Haus der kleinen Forscher“ spielerisch die Begeisterung von drei- bis sechsjährigen Mädchen und Jungen an naturwissenschaftlichen und technischen Phänomenen fördern will.

Das „Haus der kleinen Forscher“ wird von der Unternehmensberatung McKinsey, dem Siemens-Konzern und der Stiftung des SAP-Gründers Dietmar Hopp unterstützt. Inzwischen gibt auch die Forschungsministerin Geld dazu. Die Initiative ist ein Beispiel, wie sich Unternehmen als gute Bürger ihres Staates für gesellschaftliche Belange engagieren. Angefangen haben die kleinen Forscher Ende 2006 in Berlin. Inzwischen beteiligen sich deutschlandweit 2000 Kitas mit 100 000 Kindern.

Wenn sich Unternehmen für gesellschaftliche Aufgaben einsetzen, dann am liebsten für Kinder und Bildung. Das ergab die Befragung von 100 der 500 größten deutschen Aktiengesellschaften durch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Price Waterhouse Coopers. Darüber hinaus spenden Firmen gern für Projekte mit lokalem oder sozialem Bezug.

Um wie viel Geld es dabei geht, ist offen. Denn meist weisen Unternehmen nicht aus, wie viel sie für wohltätige Zwecke zur Verfügung stellen. Eine Ausnahme sind die Sparkassen, zu deren Selbstverständnis die Gemeinwohlorientierung gehört. Bei 415 Millionen Euro lag das Budget zur Förderung von Kultur, Sozialem, Sport, Forschung und Umwelt der zum Verband gehörenden Institute und Stiftungen 2006. Zum Vergleich: Die Deutsche Bank und ihre Stiftungen gaben 2006 weltweit 85,2 Millionen Euro für Kultur und Gesellschaft aus, knapp die Hälfte davon in Deutschland.

„Die Deutsche Bank ist sehr aktiv, aber traditionell eher mit dem Scheckbuch“, sagt der Sozialethiker André Habisch von der Katholischen Universität Eichstätt. „Sie gibt viel Geld aus, verzettelt sich aber in 1000 verschiedenen Programmen.“ Am Ende käme nichts dabei heraus, was exzellent sei, kritisiert er.

Habisch ist Fachmann für das, was die Ökonomen Corporate Citizenship – bürgerschaftliches Engagement von Unternehmen – nennen. Corporate Citizenship habe im angelsächsischen Raum eine lange Tradition, weil der Staat dort eine andere Rolle spiele. Weil sich die Rolle des Staates auch in Deutschland wandle, „müssen Unternehmen lernen, sich ihrer Verantwortung zu stellen“, sagt Habisch. „Zum professionellen Management gehört professionelles gesellschaftliches Engagement dazu.“

Dabei gehe es darum, einen Mehrwert zu schaffen. „Tue Gutes und profitiere davon“, müsse das Motto sein, sagt Habisch. In einer Marktwirtschaft sei es nicht legitim, wenn Manager das Geld der Aktionäre verschleuderten. „Mit ihrem sozialen Engagement dürfen Unternehmen nicht gegen wirtschaftliche Regeln verstoßen.“ Ein erfolgreiches Engagement setzt nach Meinung des Wissenschaftlers sowohl eine enge Verbindung mit den Kernkompetenzen voraus als auch ein ganzheitliches Konzept, das vom Chef bis zum einfachen Mitarbeiter das gesamte Unternehmen einbindet.

Herausragend nennt Habisch das Engagement der Augsburger Arzneimittelfirma Betapharm, die sich gemeinsam mit der Selbsthilfegruppe Bunter Kreis dafür einsetzt, die Nachsorge bei chronisch kranken Kindern zu verbessern. Dieses „ebenso strategische wie intelligente Engagement“ habe den Umsatz der Firma nachhaltig gesteigert.

Unter dem Strich kann soziales Engagement ein Unternehmen nicht nur bekannter machen und sein Image verbessern. Es kann auch für ein Umfeld sorgen, in dem erfolgreiches Wirtschaften erst möglich wird. Firmen setzen sich nicht zuletzt deshalb für Bildungsprojekte ein, weil sie später von dort den entsprechenden Nachwuchs rekrutieren können.

„Es gibt Unternehmen, die eine große Offenheit für soziale Themen haben und entsprechende Projekte unterstützen“, sagt Peter Neher, Chef des Caritasverbandes. „Insgesamt würde ich mir aber ein deutlicheres Engagement der Wirtschaft zur Bewältigung sozialer Probleme in unserer Gesellschaft wünschen.“

Kleinen und mittelständischen Unternehmen fällt es oft schwer, ein geeignetes Projekt zu finden. Fiona Vehrs, die mit ihrer Partnerin solche Kooperationen vermittelt (www.dunjaschimmel.de), kritisiert, dass es beim Berliner Senat keinen zentralen Anlaufpunkt für hilfsbereite Unternehmen gibt. Dafür gibt es eine private Stiftung des Berliner Unternehmers Jürgen Grenz. Der Gute-Tat-Marktplatz (www.gute-tat.de) ist eine Plattform, die Helfer und Projekte zusammenbringt. Dabei geht es aber nur um den persönlichen Einsatz – Geld ist tabu.

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