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Wirtschaft: Händler und Autos nur für Nervenstarke

Die Krisen bei Karstadt-Quelle und Opel zeigen: Bei der Aktienauswahl sollten Anleger genau hinsehen

Berlin - Die Krise beim Einzelhändler Karstadt und beim Autohersteller Opel wird die Aktienmärkte nach Ansicht von Analysten noch lange beschäftigen. In der Automobilbranche sei nicht mit einer schnellen Veränderung der momentanen Situation zu rechnen, sagte Marc-René Tonn von M.M. Warburg & Co dem Tagesspiegel. „Die Firmen, die derzeit unter Druck stehen, werden diesem Druck noch längere Zeit ausgesetzt bleiben.“

Ähnlich sieht es im Einzelhandel aus: „Die Situation bei Karstadt bleibt problematisch, wenn sich nichts Grundlegendes ändert“, sagte Volker Bosse von der Hypo-Vereinsbank. Vor allem die Konzentration des Unternehmens auf den deutschen Markt mache dem Unternehmen noch lange zu schaffen – rund 90 Prozent seines Umsatzes erwirtschaftet Karstadt in Deutschland. Wesentlich besser stehe es um den Konkurrenten Metro, der sich stärker im Ausland engagiert. Nur noch 50 Prozent ihres Umsatzes macht die Metro-Gruppe in Deutschland. Für die Anleger zahlte sich das bisher aus: Metro konnte seinen Kurs seit Mitte 2003 um fast 50 Prozent steigern.

Zwar schwächen die rückläufigen Verbraucherausgaben bei allen Einzelhändlern die Ertragslage. Karstadt hingegen leidet zusätzlich unter seinem Vertriebsformat. So seien die Warenhäuser des Konzerns ein „spezielles Karstadt-Problem“, sagte Bosse. Denn die Mittelpreislage der Warenhäuser scheint nicht mehr gefragt: „Entweder, die Kunden wollen richtig billig einkaufen und gehen zum Discounter. Oder sie wollen Qualitätsware aus dem Hochpreis-Segment.“ Dazwischen bleibe auch langfristig kaum Platz.

Branchenexperten empfehlen daher, das Wühltischambiente durch ein Boutiquenkonzept nach dem Vorbild der Galeria-Kaufhof zu ersetzen. So lange das aber nicht abzusehen ist, bleibe die Karstadt-Aktie wenig attraktiv. Bosse zufolge könnten Anleger, wenn überhaupt, nur kurzfristig vom Newsflow profitieren, also von ständig neuen Nachrichten über den Stand der weiteren Sanierungsgespräche.

Auch die Automobilbranche teilt sich in Gewinner und Verlierer. Zwar leiden alle Autohersteller unter der Kaufzurückhaltung in Westeuropa und der angespannten Wirtschaftslage in den USA. Doch einige Unternehmen sind in diesem Umfeld deutlich besser aufgestellt als andere. „Manche Hersteller wie BMW, Porsche und Audi sind durchaus gut gewappnet“, sagte Experte Tonn von M.M. Warburg. Der Grund: ihre Konzentration auf hochpreisige Prämienprodukte. Auch französische Autofirmen hätten sich gut positioniert, so zum Beispiel Renault mit seinem kompakten Minivan. Und japanische Firmen stünden mit interessanten Nischenprodukten ebenfalls auf der Gewinnerseite.

Anders sieht es hingegen bei den beiden großen deutschen Herstellern VW und Opel aus. So hat die VW-Aktie seit Anfang Januar rund 30 Prozent an Wert verloren. Zwar deuteten bei VW die derzeitigen Diskussionen mit den Arbeitnehmern in die richtige Richtung, sagte Tonn. Auch schätzen einige Analysten den Einstieg des als harter Sanierer bekannten Wolfgang Bernhard bei VW positiv ein. Eine dauerhafte Erholung wird Tonn zufolge aber „noch viel Zeit in Anspruch nehmen“. Das sehen auch andere Analysten so: Wer jetzt ein Feuerwerk erwarte, dürfte enttäuscht werden, heißt es.

Das Gleiche gilt Tonn zufolge für den Opel-Mutterkonzern General Motors (GM). Hier lohne sich ein Einstieg nur für Anleger, „die an die Zukunft glauben und dabei einen langen Horizont haben“.

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