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Hannover Messe: Das Fest der Industrie

Die Hannover Messe steht ganz im Zeichen des Aufschwungs: Deutsche Maschinen sind gefragt wie nie. Dennoch fallen die Prognosen für die wirtschaftliche Entwicklung unterschiedlich aus.

Der Auftakt zur Hannover Messer ist eines der großen Rituale der deutschen Wirtschaft: Da nimmt sich die Kanzlerin zwei Stunden Zeit, Unternehmer führen ihr auf einem Rundgang kleine und große Meisterwerke der Ingenieurskunst vor. Am gestrigen Montag waren dies humanoide Roboter aus dem Messe-Partnerland Japan, Schiffsschrauben aus Mecklenburg und Reifen, die wegen ihres geringen Rollwiderstandes den CO2-Ausstoß von Autos um 40 Prozent verringern. Angela Merkel sprach von einer „beeindruckenden Leistungsschau“.

Am selben Tag, auch das ist Teil des jährlichen Rituals, rufen Institute und Verbände ihre neuesten Prognosen aus, nutzen den Auftakt zur weltgrößten Industriemesse für ihre ganz eigene Standortbestimmung. In diesem Jahr fielen die Prognosen sehr unterschiedlich aus.

Beduselt vom eigenen Erfolg

Fast schon beduselt vom eigenen Erfolg gab sich der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). Dessen Präsident Manfred Wittenstein sagte zum Auftakt der Messe: „Die Welt liebt deutsche Maschinen.“ Die Branche schwimme auf einer Erfolgswelle. Er rechne mit einem Produktionswachstum von fünf Prozent, im ersten Quartal habe es gar real bei 13,5 Prozent gelegen. Wegen der guten Lage wollen die Anlagenbauer in diesem Jahr noch 30 000 neue Stellen schaffen. Deutsche Unternehmen produzierten 2007 Maschinen und Anlagen im Volumen von 207 Milliarden Euro. Nur die USA schafften noch mehr ( 257 Milliarden Euro).

Optimistisch klang auch die Botschaft des Bundesverbandes der deutschen Industrie (BDI), der fürs laufende Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von bis zu zwei Prozent rechnet – damit aber beeindruckende 0,5 Prozentpunkte über der Prognose des Internationalen Währungsfonds (IWF) liegt. Dieser senkte seine Wachstumserwartung für Deutschland zeitgleich nämlich von 1,5 auf 1,4 Prozent. BDI-Präsident Jürgen Thumann aber sagte: „In der deutschen Industrie konstatieren wir eine nach wie vor robust positive Grundstimmung“. Die Industrieunternehmen in Deutschland würden täglich mehr als 1000 neue Jobs schaffen. Auch stiegen die Exporte, trotz des anhaltend starken Euros, im Januar um zehn und im Februar um neun Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Der private Konsum bleibt das Sorgenkind

Die Frühjahrsprognose des arbeitgebernahen Instituts der Deutschen Wirtschaft in Köln (IW) relativierte das Bild der Industrievertreter. Das IW geht davon aus, dass das Wachstum in diesem und dem nächsten Jahr zurückgehen, aber nicht abstürzen wird. „Eine Rezession können wir ausschließen“, sagte IW-Direktor Michael Hüther in Berlin. Er bescheinigte den Unternehmen eine „erstaunliche Robustheit“. Laut IW wird das reale Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr um 1,7 Prozent, 2009 um 1,4 Prozent wachsen. Allerdings sagte Hüther, befinde sich die Wirtschaft bereits in der „Aufräumphase“, die meisten Firmen erwarteten einen anhaltenden Aufschwung.

Die Bundesbank trübte die Feierlaune dann endgültig, indem sie den Blick auf den privaten Konsum lenkte, der auch im ersten Quartal nicht wie erhofft angezogen sei. Die Preissprünge bei Energie und Lebensmitteln hätten die Kaufkraft belastet schreibt die Notenbank in ihrem Monatsbericht. Die Belebung des Konsums gilt aber als Voraussetzung für ein robustes Wachstum in diesem Jahr.

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