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Thomas Rabe (links), Vorstandsvorsitzender von Bertelsmann, und Anke Schäferkordt, CEO der RTL Group und Mitglied im Vorstand von Bertelsmann.

© dpa / Jörg Carstensen

Buchclubs sind out: Harte Arbeit für Bertelsmann

Der Medienkonzern Bertelsmann hinkt beim Übergang in das digitale Zeitalter hinterher. Und der Umbau ist teuer, deshalb brach der Gewinn im vergangenen Jahr massiv ein. Von seinen Zielen für 2015 rückt der Konzern trotzdem keinen Millimeter ab.

Die Fassade des Medienkonzerns Bertelsmann glänzt wie eh und je – doch hinter den Kulissen gleicht das Unternehmen einer Baustelle. Auch in den Geschäftszahlen für 2014 ist das abzulesen: Während Umsatz und Betriebsergebnis 2014 auf die höchsten Werte seit sieben Jahren stiegen, brach der Überschuss um 35 Prozent auf 573 Millionen Euro ein, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte.

Der Umbau – „die Transformation“, wie Bertelsmann-Chef Thomas Rabe sagt – ist teuer. Wie alle Medienhäuser kämpft Bertelsmann mit dem Übergang ins digitale Zeitalter, gesucht wird ein neues, nachhaltiges Geschäftsmodell. Denn das klassische Fernsehen verliert Zuschauer und Werbekunden, die Lesegewohnheiten ändern sich, mehr Inhalte werden elektronisch konsumiert, aus Papier werden Pixel, Buchclubs sind out. Alle Geschäftsbereiche von Bertelsmann sind von den Veränderungen betroffen: RTL, die Buch- und Zeitschriftenverlage Penguin Random House und Gruner+Jahr, die Dienstleistungen von Arvato oder die Druckereien von BE Printers.

2014 war für den Konzern ein strategisch ereignisreiches Jahr. Teile der schwächelnden Druckerei- und Buchclubaktivitäten wurden verkauft, bis Ende 2015 wird das Clubgeschäft Vergangenheit sein. Hinzu kamen das Sparprogramm bei Gruner + Jahr und die laufende, inzwischen zu 80 Prozent realisierte Integration des weltgrößten Buchverlags Penguin Random House. Der Verlag entstand aus Aktivitäten von Bertelsmann und seinem britischen Partner Pearson. Ein Steuerstreit der eigentlich hoch profitablen Fernsehtochter RTL Group in Ungarn belastete Bertelsmann mit hohen Abschreibungen.

Die Hälfte der digitalen Transformation sei geschafft, sagte Rabe am Dienstag. „Die Weichen sind gestellt, aber es liegt noch harte Arbeit vor uns.“ Von seinem Ziel rückt der Bertelsmann-Chef, der kommissarisch zugleich Finanzvorstand ist, derweil nicht ab: Der Umsatz des Medienunternehmens mit 112 000 Mitarbeitern soll in den kommenden Jahren auf 20 Milliarden Euro (2014: 16,7 Milliarden Euro) steigen, die operative Rendite auf 15 Prozent (14,2 Prozent). „Es kann sein, dass wir 2015 das beste Ergebnis überhaupt in der Geschichte von Bertelsmann erreichen“, stellte Rabe in Aussicht.

Harte Arbeit ist vor allem noch beim Verlag Gruner+Jahr („Stern“, „Brigitte“, „Geo“) notwendig, dessen alleiniger Eigentümer Bertelsmann seit dem 1. November 2014 ist. Zwar wuchs der Anteil des Digitalgeschäfts um ein Viertel auf nun 17 Prozent des Umsatzes. Der Einbruch bei den Anzeigen- und Vertriebserlösen wurde damit aber nicht komplett aufgefangen. Bertelsmann bekenne sich trotz der wirtschaftlich schwierigen Situation bei G+J „zum Wert journalistischer Inhalte“, betonte Rabe.

Säulen des Geschäfts bleiben die RTL-Gruppe, die ein Drittel der Konzernerlöse und mehr als die Hälfte des Betriebsgewinns beisteuert, sowie die Verlagstochter Penguin Random House – mittlerweile der zweitgrößte Gewinnbringer. Der Verlag profitierte zuletzt von der Verfilmung seines Bestsellers „Fifty Shades of Grey“, der weltweit auf eine Auflage von deutlich mehr als 100 Millionen Exemplaren kommt. Sehr erfolgreich und mit einer Gewinnmarge von 25 Prozent agiert auch die Musikrechtetochter BMG.

Große Hoffnungen setzt Rabe auf den Bildungsbereich. Er soll in den kommenden Jahren mit einem geplanten Umsatz von einer Milliarde Euro zur dritten Konzernsäule werden. Das vor allem in den USA angesiedelte Geschäftsfeld komme mittlerweile auf einen Umsatz von 200 Millionen Dollar.

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