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Siemens-Chef Peter Löscher steht auf der Hauptversammlung im Fokus.

© Reuters

Hauptversammlung: Fehlinvestitionen belasten Siemens

Siemens steigert im ersten Quartal den Umsatz leicht. Das Ziel von 100 Milliarden Euro im Jahr bleibt aber in weiter Ferne. Zudem muss Konzernchef Löscher den Aktionären nicht nur das ICE-Desaster erklären.

Das Ergebnis lag leicht über den Erwartungen der Analysten. Dennoch, zufrieden kann Siemens mit dem ersten Quartal seines Geschäftsjahres nicht sein. Und es wird nicht einfacher werden: „Für den weiteren Jahresverlauf erwarten wir von der Weltwirtschaft keinen Rückenwind“, sagte Konzernchef Peter Löscher in München.

Vor allem die Kunden aus der Industrie halten sich wegen der verhaltenen Konjunktur mit Investitionen zurück. Was die Aktionäre von der Entwicklung halten, werden Löscher und sein Team an diesem Mittwoch hautnah erleben: Mehr als 8000 Anteilseigner werden heute zur Hauptversammlung in der Münchner Olympiahalle erwartet.

Löscher wird den Aktionären eine Menge zu erklären haben. Zum Beispiel was schief gelaufen ist bei dem Großauftrag der Deutschen Bahn für 16 ICE-Züge. Für „Projektbelastungen, ganz überwiegend bedingt durch Verzögerungen bei Hochgeschwindigkeitszügen“, musste Siemens weitere 116 Millionen Euro abschreiben. Oder die Probleme bei der Anbindung der Windparks in der Nordsee. Oder die teure Fehlinvestition ins Solargeschäft, von dem Siemens sich jetzt trennen will, das zuvor aber das Ergebnis noch einmal um 115 Millionen Euro schmälert.

Daneben wird Löscher erklären müssen, warum die Ergebnismarge auf 9,5 Prozent und damit deutlich unter die der Konkurrenz gefallen ist. So etwas kommt bei Aktionären nicht gut an. Mit dem neuen Programm Siemens 2014 will das Unternehmen sechs Milliarden Euro sparen. Viele Details sind aber noch offen. Außerdem sollen die Anteilseigner zustimmen, dass Siemens den größten Teil an seiner Lichttochter Osram an die Aktionäre abgibt und das Unternehmen dann an die Börse bringt.      

Bereits vor Beginn der Hauptversammlung stellte Löscher die Zahlen für das erste Quartal des Geschäftsjahres vor, das am 1. Oktober begonnen hat. Der Umsatz lag mit 18 Milliarden Euro leicht über dem Niveau des Vorjahres. 33 Prozent der Erlöse kamen dabei aus Schwellenländern. Der Auftragseingang lag bei rund 19 Milliarden Euro und damit drei Prozent unter dem Wert der Vorjahresperiode. Allerdings übertraf der Auftragseingang damit wieder den Umsatz, was in den drei Quartalen zuvor nicht der Fall war. Einen Lichtblick bot der Netzwerkausrüster Nokia Siemens Networks (NSN), der nach einer langen Strecke mit roten Zahlen 50 Millionen Euro Gewinn beisteuerte. Das Ergebnis der vier Geschäftsbereiche Energie, Industrie, Gesundheit sowie Infrastruktur und Städte lag mit 1,7 Milliarden Euro vier Prozent unter dem des Vorjahresquartals. Unterm Strich schrumpfte der Gewinn sogar um zwölf Prozent auf 1,2 Milliarden Euro.

2013 sei das erste Jahr des Unternehmensprogramms Siemens 2014 und damit ein Jahr des Übergangs, erklärte Löscher. An dem Ausblick hielt er fest. Das Unternehmen erwartet für das Geschäftsjahr einen moderates Wachstum des Auftragseingangs und einen Umsatz auf dem Niveau des Vorjahres von 78,3 Milliarden Euro. Das von Löscher angestrebte Ziel eines Umsatzes von 100 Milliarden Euro bleibt also in weiter Ferne. Der Gewinn aus fortgeführten Geschäften soll 2013 zwischen 4,5 und fünf Milliarden Euro liegen. Darin enthalten sind auch Kosten von einer Milliarde Euro für das Sparprogramm. Gute Geschäfte erwartet Siemens nicht nur in den Schwellenländern, die im ersten Quartal bereits für 36 Prozent des Auftragseingangs standen, sondern auch aus den USA und China. „Die USA bleiben ein Wachstumsmarkt“, sagte Löscher.

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