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Hedge-Fonds: Banken und Investoren sollen Risiken kennen

Deutschland erhält Rückendeckung bei seinem Streben nach mehr Transparenz von hoch spekulativen Hedge-Fonds: Ein Gutachten empfiehlt, Banken und Investoren eine Schlüsselrolle bei der Kontrolle zu geben.

Berlin - Kreditinstitute und Anleger sollten ihr Engagement bei der Finanzierung von Hedge-Fonds davon abhängig machen, wie gut deren Manager ihre Strategien und mögliche Risiken offenlegen. Das geht aus einem Zwischenbericht des Forums für Finanzstabilität (FSF) hervor, der am Rande des EU-Finanzministertreffens bekannt wurde. Das von Vertretern der Finanzministerien, Aufsichtsbehörden und Notenbanken der Industriestaaten getragene Forum legte sich aber auf keine konkreten Vorschläge zum Umgang mit den weitgehend unkontrollierten Fonds fest.

In der von Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) angestoßenen Debatte kommt dem FSF-Papier eine wichtige Rolle zu. Berlin hofft, dass sich die Branche zumindest auf freiwillige Verhaltensregeln verständigt. Über mehr Transparenz bei Hedge-Fonds sollte auch bei dem zweitägigen Treffen der 27 EU-Finanzminister gesprochen werden. Der Vorsitzende der Euro-Gruppe, Luxemburgs Premier- und Finanzminister Jean-Claude Juncker, sagte: "Wir brauchen bei Hedge-Fonds größere Transparenz. Daran arbeiten wir."

Risiken durch starkes Wachstum

Der FSF-Bericht gilt als Basis für die weiteren Verhandlungen der G7-Finanzminister und -Notenbankchefs. Der Abschlussbericht soll bis Mitte Mai beim nächsten G7-Treffen bei Potsdam vorliegen. Berlin will das Thema auch beim Gipfel der Staats-und Regierungschefs der G7-Länder sowie Russlands Anfang Juni auf die Tagesordnung setzen.

Auch die FSF-Experten verwiesen auf das starke Wachstum der Hedge-Fonds-Branche, das Risiken für die Finanzstabilität mit sich bringe. Um den Risiken zu begegnen, sollte unter anderem die Disziplin bei Partnern der Fonds wie Banken gestärkt und dies durch eine schärfere Aufsicht über die Kreditgeber flankiert werden. "Mehr Disziplin ist der effektivste Weg", heißt es in dem Papier.

Investoren müssen aus Sicht des FSF genaue Bewertungen von den Fonds einfordern. "Hedge-Fonds-Manager sollten regelmäßig ausreichend Daten bereitstellen, so dass Investoren und Geldgeber informiert bleiben über Strategien und Risiken." Es sollte geprüft werden, ob Daten über Hedge-Fonds ergänzt werden könnten durch Informationen über Verbindlichkeiten zwischen Geldgebern und Fonds. Dadurch könnte das Risikomanagement verbessert werden. Den Kapitalmarktaufsehern wird ebenfalls eine wichtige Rolle beigemessen, um für eine angemessene Risikoabwägung zu sorgen.

FSF gegen härtere Auflagen

Der FSF-Vorsitzende, der italienische Notenbank-Chef Mario Draghi, hatte kürzlich bereits auf der IWF-Frühjahrestagung in Washington auf den Nutzen von Hedge-Fonds verwiesen, aber auch auf Risiken für das internationale Finanzsystem. Er deutete an, dass das FSF keine direkten härteren Auflagen aussprechen wird.

Widerstand kommt aus den USA und vor allem aus Großbritannien. Aus dem angelsächsischen Raum agieren etwa 80 bis 90 Prozent der weltweit rund 9000 Hedge-Fonds. Diese verwalten ein Vermögen von schätzungsweise 1600 Milliarden US-Dollar. Der britische Finanzminister Gordon Brown war allerdings nicht bei dem Minister-Treffen in Berlin vertreten. Auch lag den EU-Ressortchefs in Berlin keine Beschlusslage zu Hedge-Fonds vor. (tso/dpa)

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