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Wirtschaft: Heidelberger Druck schreibt rote Zahlen

Weltmarktführer baut weitere 1000 Stellen ab

München (mwb/HB). Die Heidelberger Druckmaschinen AG sorgt erneut für eine böse Überraschung: Zwei Wochen früher als geplant musste der weltgrößte Druckmaschinenhersteller gestern mit seinen Zahlen an die Öffentlichkeit, weil tiefere Einschnitte notwendig sind als bislang erwartet. Der zur Hälfte zu RWE gehörende Konzern will zusätzlich zu den bereits im vergangenen Oktober angekündigten 2200 Arbeitsplätzen 1000 weitere Stellen streichen.

Weltweit beschäftigt das Unternehmen noch 26000 Mitarbeiter – knapp die Hälfte davon in Deutschland. Vorstandschef Bernhard Schreier schloss Werksschließungen und Zusammenlegungen nicht aus. „Sämtliche Standorte sind unter der Lupe", sagte Schreier. Das Sparprogramm wird um 80 Millionen Euro auf 280 Millionen Euro verschärft. Vor allem wegen der zusätzlichen Aufwendungen für die Entlassungen wird der Verlust im Geschäftsjahr 2002/03, das Ende März endete, mit 138 Millionen Euro doppelt so hoch ausfallen wie angekündigt. Erstmals in der 150jährigen Geschichte schreibt das Unternehmen rote Zahlen. Auch das operative Ergebnis brach um 71 Prozent auf 102 Millionen Euro ein.

„Wir gehen davon aus, dass wir durch die Maßnahmen eine erhebliche Verbesserung des Ergebnisses erreichen“, sagte Schreier. Eine konkrete Prognose wollte der Heideldruck-Chef noch nicht geben. Viele Analysten zeigten sich von der Höhe des Verlustes überrascht. Der Aktienkurs brach am Dienstag um fast neun Prozent auf unter 16,30 Euro ein. Heideldruck war damit Tagesverlierer im M-Dax, der gestern zulegte.

Das Unternehmen leidet vor allem unter der Flaute bei den Auftraggebern aus der Medien- und Werbeindustrie. „Die Nachrichten bestätigen die anhaltend schlechte Gesamtlage der Druckbranche", sagt Frank Wischmann, Analyst beim Bankhaus Metzler. Auch die Konkurrenten MAN Roland und Koenig & Bauer hatten zuletzt ihren Sparkurs kräftig angezogen. Im vergangenen Jahr setzte Heideldruck nur noch 4,1 Milliarden Euro um – fast ein Fünftel weniger als im Jahr zuvor. Das Geschäft mit Bogendruck-Maschinen, der größten und einzig gewinnträchtigen Sparte, brachte 2002/03 nur noch 282 Millionen Euro ein, ein Jahr zuvor waren es noch fast eine halbe Milliarde Euro.

Auch die Aktionäre bekommen die tiefe Krise zu spüren. Die Dividende werde auf jeden Fall geringer ausfallen als im Vorjahr (1,40 Euro), sagte Finanzchef Herbert Meyer. Einen Ausfall der Dividende konnte er nicht ausschließen. Die Kurzarbeit in Deutschland soll bis Mitte des Jahres verlängert werden.

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