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HEIK AFHELDT trifft …: Alexander Voigt, Solarunternehmer

„Let the fossils rest in peace“, lasst die Fossilen in Frieden ruhen – so lautet das Motto der jungen Firma Younicos draußen in Adlershof. Ein Fossil ist der rührige Physiker und Arztsohn Alexander Voigt aus dem Hessischen gemessen an Lebensjahren noch nicht.

„Let the fossils rest in peace“, lasst die Fossilen in Frieden ruhen – so lautet das Motto der jungen Firma Younicos draußen in Adlershof. Ein Fossil ist der rührige Physiker und Arztsohn Alexander Voigt aus dem Hessischen gemessen an Lebensjahren noch nicht. Im Gegenteil! Ein wacher und kluger Kopf von 46 Jahren, der etwas bewegen und verändern will. Aber sehr erfahren im Geschäft mit den Erneuerbaren und der Sonne ist er schon. Als Mitbegründer der Berliner Solon 1997 und deren CEO von 2001 bis 2006 sowie Mitgründer der Q-Cells AG hat er mitbekommen, dass man selbst in anerkannten Wachstumsfeldern beim Wachsen stolpern kann. Nun sitzen sie mit 30 ihrer 40 Mitarbeiter noch unter dem solarzellengespickten Dach des supermodernen, imposanten Solon-Gebäudes, aber sie sind eine unabhängige AG, erst 2008 mit Privatkapital gegründet.

Als Systementwickler verstehen sie sich. Ihre Kompetenz liegt bei der Entwicklung und dem Management von Speichersystemen. Jeder, der die Energiewende verfolgt, weiß, dass die Speicherung der unstetig anfallenden Energieernten aus Sonne oder Wind ein Kernproblem einer sicheren Stromversorgung darstellt. Von kleinen Speichern für die mehrtägige Versorgung eines Arbeitsplatzes oder eines ganzen Hauses, kompletten fotovoltaischen Elektrotankstellen – vor ihrem Büro zu bestaunen und zu nutzen – bis zu Großanlagen für Tausende von Nutzern reichen ihre Lösungen.

Den Großauftrag für die Versorgung der Azoreninsel Graciosa mit 4500 Bewohnern haben sie jüngst an Land gezogen. Die Technologien, so sagt der begeisterte Sonnenanbieter, sind im Grunde da. Und immer gilt dasselbe sinnvolle Prinzip: möglichst viel Energie da zu nutzen, wo sie produziert wird. Auf der Insel ist es vor allem Wind. Dort setzen sie auf Natrium-Schwefel-Akkus, einst in Deutschland erfunden und heute nur in Japan gebaut. Sie sind zwar schwer und erhitzen sich auf 300 Grad, aber in Baukastensystemen für stationäre Anlagen bringen sie enorme Leistungen. Dazu kommt für das „Back-up“ ein Biodieselmotor. Ein Modell der Azoren-Anlage läuft in einer Halle auf ihrem Gelände zur Probe.

Der Markt sei „wahnsinnig schnell“ und voller interessanter Effizienzpotenziale, die die angeblichen Nachteile der Fotovoltaik ausgleichen werden. Schon heute seien bei einer fairen Betrachtung der Systemkosten – die Netzkosten eingeschlossen – die lokalen „Insellösungen“ oft rentabler als die traditionellen Netze. Im Moment prüfen sie die Installation vergleichbarer Anlagen auf acht griechischen Inseln. Dort könne man schon heute leicht bis zu zehn Prozent der Kosten je Kilowattstunde einsparen.

Der engagierte, mobile Unternehmer ist mit einer Römerin verheiratet. In Rom wachsen auch seine drei Kinder auf – von der Sonne verwöhnter als im graueren Norden. Als junger Mensch hat Voigt als Nachtwächter gejobbt. Vielleicht erklärt das seinen starken Drang zur Sonne.

Heik Afheldt war Herausgeber des

Tagesspiegels.

Alexander Voigt (46) ist CEO der Younicos AG, Geschäftsführer der I-Sol Ventures GmbH und Aufsichtsratsmitglied bei Solon. Der Diplom-Physiker wurde in Frankfurt am Main geboren.

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