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HEIK AFHELDT trifft …: Stephan Zoll, Ebay-Kopf

Bunt und beschwingt empfängt einen das junge Unternehmen draußen im Europarc in Kleinmachnow. Das Klicken des Tischfußballs dringt bis in den hellen Konferenzraum, in dem mich der große, schlanke und sportliche Jurist im Hemd ohne Krawatte mit fröhlicher Stimmung empfängt.

Bunt und beschwingt empfängt einen das junge Unternehmen draußen im Europarc in Kleinmachnow. Das Klicken des Tischfußballs dringt bis in den hellen Konferenzraum, in dem mich der große, schlanke und sportliche Jurist im Hemd ohne Krawatte mit fröhlicher Stimmung empfängt. Fast drei Jahre arbeitet er nun schon für den deutschen Arm des so erfolgreichen US-Internetunternehmens, der 1999 in Berlin gestartet wurde. Mit 14,5 Millionen aktiven Nutzern ist Deutschland der zweitwichtigste Markt. Weltweit zählt Ebay 92 Millionen Kunden, die ein Handelsvolumen von jährlich 57 Milliarden und 8,7 Milliarden Dollar Umsatz generieren. Und die großen Möglichkeiten scheinen noch längst nicht ausgelotet.

„Vom Auktionshaus zum Marktplatz“, heißt das Motto. Weit mehr als die Hälfte der Angebote sind schon Festpreisangebote, es entstehen Markenshops und Ebay wird Vertriebspartner bedeutender Firmen. Die neuen Geschäftsmodelle seien enorm spannend und vielversprechend! Kein Wunder, wenn so viele junge Leute sich von der entspannten Atmosphäre und den neuen Aufgaben angezogen fühlen. Fast alle haben Ebay-Aktien. Ohne lange zu überlegen, weiß Stephan Zoll die aktuelle Marktkapitalisierung: 31 Milliarden Dollar. 600 Mitarbeiter sind es noch nach der schmerzhaften Reorganisation vor zwei Jahren.

Wie kommt der Hamburger Jurist an die Spitze dieses „netzgeborenen Unternehmens“? Eine Prägung erhielt der Sohn eines Wirtschaftsprüfers und Steuerberaters durch seine Schuljahre in den USA. Mit 16 kam der sportbegeisterte Junge nach San Francisco. Er erinnert sich gerne an das hohe Maß an Eigenverantwortung dort und die wichtige Rolle des Sports in der Schule. Morgens vor dem Frühstück und abends nach dem Essen: Golf, Hockey, Tennis und Basketball (er misst 1 Meter 96!). Das Abitur, so wollten es die Eltern, sollte er in Deutschland machen und BWL studieren. Aber Sprachen mochte er lieber als Zahlen. Also wurde es Jura in Heidelberg und München, aber vor allem machte er Reisen und Praktika im Ausland: Namibia, Südafrika, Indonesien und Lateinamerika, teils mit dem Motorrad und oft zum Tauchen. Das Studium brachte er trotzdem mit Erfolg und Doktorhut zum sehr guten Abschluss. Internationales Steuerrecht war sein Thema. Auch seine Frau hat er beim Studium kennengelernt. Ins Berufsleben stieg er als Anwalt der großen Sozietät Linklaters ein. Bald ging er als Berater zu Booz Allen & Hamilton und wechselte zur spezialisierten Firma DiamandCluster International. Eines der spannendsten Projekte war die Privatisierung der saudischen Telekom.

Ein Headhunter hat ihn 2007 für Ebay erjagt. Jäger ist er übrigens selber auch. In dieser so lebendigen Firma fühlt er sich sehr wohl, genauso wie in Berlin. Die Stadt biete sehr viel mehr als München. Wie lange er an seinem Platz bleibt, wollte ich wissen. Die Antwort: Er sei nicht auf dem „Marktplatz“, so laute nur die Anschrift von Ebay Deutschland.

Heik Afheldt war Herausgeber des

Tagesspiegels.

Stephan Zoll (39) ist Jurist sowie Geschäftsführer der Ebay GmbH und der Ebay Advertising Group GmbH im Europarc Dreilinden am Berliner Stadtrand. Er stammt aus Hamburg.

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