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Wirtschaft: Herr Sihler sucht seine Frau

Der Telekom-Chef reist in die Schweiz: Wird Swisscom-Chef Alder Nachfolger von Ron Sommer?

Berlin. Helmut Sihler fühlte sich ertappt. Journalisten entdeckten den Chef der Deutschen Telekom am Montagabend, als er durch das Schweizer Hotel „Drei Könige“ in Basel eilte. „Auf dem Weg zu meiner Frau“ sei er, ließ Sihler die zufällig anwesende Presse lächelnd wissen. Die Frage, ob er auch Station bei Jens Alder, dem Chef des Telefonkonzerns Swisscom, gemacht habe, ließ Sihler unbeantwortet – und entschwand.

Die Neugier ist groß, denn Alder wird seit dem Wochenende als möglicher Kandidat für die Nachfolge von Ex-Telekom-Chef Ron Sommer gehandelt. Ein neuer Name auf dem Personalkarussell, das sich seit Wochen dreht, ohne dass ein Ende in Sicht wäre. Denn Sihler erntet nur Absagen: Werner Müller, der ehemalige Wirtschaftsminister, will Urlaub machen. Ulrich Schumacher will seine Kraft Infineon widmen. Und auch Kai-Uwe Ricke und Karl-Gerhard Eick aus dem Telekom-Vorstand kommen wohl nicht mehr in die engere Wahl. Ricke und Eick, so heißt es, scheiden inzwischen aus, weil niemand mehr verstehe, dass die Telekom so lange für eine interne Lösung gebraucht habe.

In ein „mediales Tollhaus“ sieht sich Ulrich Lissek, Kommunikationschef der Telekom versetzt. Jeden Morgen ein neuer Name, der Nachmittags schon wieder erledigt ist. Nur von Alder gibt es noch keine Absage. Ein Treffen Sihlers mit dem Schweizer will Lissek aber natürlich nicht bestätigen. „Wir setzen die Suche nach einem Vorstandsvorsitzenden mit aller Intensität und Gelassenheit fort“, sagt er nur. Auch Swisscom-Sprecherin Pia Rogers vermeidet ein Dementi: „Herr Alder spricht regelmäßig mit allen Vorständen europäischer Telekom-Konzerne.“ Gab es ein Treffen in Basel? „Kein Kommentar.“

An der Qualifikation Alders für den Telekom-Chefsessel hegen Analysten unterdessen Zweifel. „Swisscom ist nicht bekannt für ein besonders schnelles Management“, sagt Frank Rothauge von Sal. Oppenheim. Die Schweizer machten ein solides Geschäft, hätten aber kaum noch Wachstumschancen. „Die Telekom braucht jemanden, der die Dynamik erhalten kann und der gleichzeitig die Zahlen im Blick behält.“ Damit ist gemeint: der Schuldenberg von 63 Milliarden Euro, den die Telekom bis Ende 2003 auf 50 Milliarden Euro abtragen will. „Alder wirkt älter als er ist“, bemerkt ein anderer Analyst, der sich an der „unsinnigen Personalsuche“ namentlich nicht beteiligen will. In der Not würden nun offenbar „alle europäischen Telekom-Vorstände durchgehechelt“. – Helmut Sihler war am Dienstagmorgen schon wieder aus Basel abgereist.

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