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Wirtschaft: Historisch niedrige Zinsen jetzt langfristig sichern

Der steile Sinkflug der Zinsen scheint beendet.Im Februar verzeichnete der europäische Kapitalmarkt im langfristigen Bereich einen deutlichen Sprung nach oben.

Der steile Sinkflug der Zinsen scheint beendet.Im Februar verzeichnete der europäische Kapitalmarkt im langfristigen Bereich einen deutlichen Sprung nach oben.Auch das Baugeld ist zuletzt wieder etwas teurer geworden.Nach historisch niedrigen Hypothekenzinsen sind neue Zinstiefs wohl nicht mehr zu erwarten.Henrik Mortsiefer sprach mit Karsten von Köller, Vorsitzender des Verbandes deutscher Hypothekenbanken und Vorstand der Rheinischen Hypothekenbank.

TAGESSPIEGEL: Herr von Köller, ist die Zinswende da?

VON KÖLLER: Die Wahrscheinlichkeit, daß es in diesem Jahr Zinsausschläge nach oben gibt, ist in der Tat gestiegen.Aber eine Wende zu nachhaltig steigenden Zinsen kann ich derzeit nicht erkennen.Wir bewegen uns weiter in einem Tal historisch niedriger Zinsen.

TAGESSPIEGEL: Erwarten Sie nicht, daß etwa die Schwäche des US-Bondmarktes oder die japanische Zinserhöhung auf die Langfristzinsen in Europa durchschlagen?

VON KÖLLER: Die Entwicklung auf dem amerikanischen Anleihe-Markt ist überzeichnet.Das unerwartet robuste US-Wachstum und Spekulationen über eine Leitzinserhöhung haben die Zinsen nach oben getrieben.Es hängt derzeit sehr stark von den Erwartungen der Marktteilnehmer ab, ob sich die Zinsschraube weiter nach oben dreht.Der US-Markt ist die Benchmark, an der Europa und der deutsche Markt wie an einem Gummiseil hängen.Mit kleinen Verzögerungen werden wir den amerikanischen Zinsschritten folgen.Und die Gefahr, daß es nach oben geht, ist latent vorhanden.

TAGESSPIEGEL: Wie stark könnte es nach oben gehen?

VON KÖLLER: Eine Steigerung um 0,25 bis 0,4 Prozent halte ich für realistisch.

TAGESSPIEGEL: Wie können sich Kreditnehmer, die künftig bauen wollen, jetzt noch die niedrigen Zinsen sichern?

VON KÖLLER: Ich rate dringend zu Verträgen mit langfristiger Zinsbindung: 10 Jahre und mehr.Natürlich hängt die Wahl des Vertrages von den persönlichen Umständen des Kunden ab.Nicht jeder, will sich so lange an einen Kredit fesseln.Und: Je länger die Zinsbindung, desto höher der Zinssatz.Aber selbst, wenn dieser kleine Aufpreis eingerechnet wird, ist das Niveau noch niedrig.

TAGESSPIEGEL: Die Mieten fallen, die Spekulationsfrist soll verlängert werden...Verlieren Immobilien als Wertanlage nicht immer mehr ihren Charme?

VON KÖLLER: Aktien oder Immobilienfonds sind natürlich deutlich flexibler zu handhaben als Eigentumswohnungen oder Reihenhäuser.Wer derzeit vollmundig zu Immobilien rät, ist nicht seriös.Anleger sollten vorsichtig abwägen, ob sie sich langfristig binden wollen.

TAGESSPIEGEL: Sie haben die Steuerreform der rot-grünen Regierung als bittere Pille für die Immobilienwirtschaft bezeichnet.Rechnen Sie mit Korrekturen nach dem Lafontaine-Rücktritt?

VON KÖLLER: Ich glaube, es wird keine gravierenden Änderungen am Steuerpaket mehr geben, die unsere Branche betreffen.Entscheidender ist vielmehr, daß sich die Rahmenbedingungen insgesamt stabilisieren.In Europa ist das schon gelungen.Der Maastrichter Vertrag zügelt die Verschuldung der öffentlichen Haushalte.Die Europäische Zentralbank und ihre nationalen Vorgänger haben die Zinsentwicklung verstetig.Die Inflationsangst ist vertrieben.Gute Voraussetzungen also für anhaltend niedrige Zinsen.

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