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Wirtschaft: Hochkonjunktur für Steuersparmodelle

Zum Jahresende haben die Anbieter von Steuersparmodellen Hochkonjunktur. Viele Anleger zeichnen mitten im Weihnachtsstress noch schnell eine Beteiligung.

Zum Jahresende haben die Anbieter von Steuersparmodellen Hochkonjunktur. Viele Anleger zeichnen mitten im Weihnachtsstress noch schnell eine Beteiligung. Die Angebote an geschlossenen Fonds präsentieren sich nach der Zäsur durch die neuen Steuergesetze von Bundesfinanzminister Hans Eichel uneinheitlich wie selten zuvor. Der Trend geht von steuer- zu ertragsorientierten Fonds. Während erstere dem Anleger Verlustzuweisungen bieten, bescheren letztere weitestgehend steuerfreie Einkünfte.

Die Initiatoren haben für jeden Anlegertyp einkommensteuerkonforme Konzepte gefunden. Auch für Anleger mit Steuersätzen jenseits der 40 Prozent und ausreichend Liquidität finden sich im Markt Immobilien-, Schiffs-, Film- und Windkraftfonds, die die begehrten Verluste zur Reduzierung der hohen Steuerforderung bieten.

Bei der Suche nach dem richtigen Fonds muss der Anleger zielorientiert vorgehen. Für Anleger mit Steuersätzen unterhalb von 40 Prozent gilt es aus dem Gesamtangebot von mehr als 260 geschlossenen Fonds die ertragsorientierten Beteiligungen auszuwählen. Das Schwergewicht stellen auch dieses Jahr die Immobilienfonds dar. Dem Grundgedanken aller geschlossenen Fonds entsprechend, investieren hierbei mehrere Anleger mit begrenztem Kapitaleinsatz und fachspezifischen Know-how in ein Großprojekt wie etwa ein Bürogebäude, um am wirtschaftlichen Nutzen des Investitionsobjekts zu partizipieren.

Die größten Anbieter sind aus den Vorjahren bekannt: Jamestown mit Schwerpunkt bei US-Immobilien, die Commerzbank-Tochter CFB und die IBV, eine Tochter der Bankgesellschaft Berlin. Neben nationalen werden aufgrund günstiger steuerlicher Rahmenbedingungen vorzugsweise auch Holland- und US-Fonds angeboten. Alle Fonds weisen ein wirtschaftliches Risiko auf, so dass die Grundregeln einer Immobilieninvestition und bei Auslandsimmobilien zudem die Währungsrisiken zu berücksichtigen sind. Vor diesem Hintergrund und der weltweit schwierigen Konjunktursituation können sich daher vom Initiator ausgesprochene Ausschüttungs- und Rücknahmegarantien oft als rettender Anker erweisen.

Hohe Ausschüttungen oder Wertentwicklungen versprechen auch die Initiatoren von Film- und Venture-Capital-Fonds. Das unternehmerische Risiko dieser Beteiligungen darf jedoch keinesfalls unterschätzt werden. Bei den Filmfonds entscheidet letztendlich der Erfolg an der Kinokasse über den Ausgang der Investition. Bei den Venture-Capital-Fonds haben die Kursstürze in der Vergangenheit von Nemax und Nasdaq die Risiken von Investitionen in junge Unternehmen aufgezeigt. Antizyklische Anleger nutzen gerade jetzt das zum Teil günstige Chancen/Risiko-Verhältnis dieses jungen Marktsegments zum Einstieg.

Interessenten sollten ihr Kapital jedoch keinesfalls auf einen Venture-Capital-Fonds bündeln, sondern vielmehr eine Risikostreuung über eine Dachfondsvariante wählen, angeboten zum Beispiel von Dr. Peters - Private Equity I.

Für den Anleger mit Spitzensteuersätzen sind seit Inkrafttreten des Paragrafen 2b des Einkommensteuergesetzes die Rahmenbedingungen erschwert worden. Die Zeiten extrem hoher Verlustzuweisungen gehören der Vergangenheit an. Die höchsten Verluste bei den Steuersparkonzepten weisen derzeit die steuerorientierten Filmfonds auf. Aufgrund der sofortigen Abschreibung des Films als immaterielles Wirtschaftsgut sind hier Verlustzuweisungen um die 140 Prozent keine Seltenheit. Anleger, die das Risiko eines Kinoerfolgs nicht eingehen wollen, kaufen unter Verzicht einiger Renditepunkte Filmfonds, wie den LHI Filmfonds Linova, mit Garantiezusagen hinsichtlich der Fertigstellung und der Vermarktung des Films.

Mit verminderten Verlustzuweisungen bis zu 60 Prozent stellen die in Deutschland investierenden geschlossenen Immobilienfonds auch bei den Steuersparfonds das größte Platzierungsvolumen dar. Diese vereinen die steuerlichen Vorteile mit zum Teil attraktiven Renditen ohne Währungsrisiko. Steigender Nachfrage erfreuen sich aufgrund hoher Ausschüttungen und Verlustzuweisungen mit bis zu 60 Prozent auch die Schiffsfonds. Risiken bestehen allerdings in der Unsicherheit über den Fortgang der Weltwirtschaft. Sinkender Welthandel und ein Überangebot von Containerriesen lassen rückläufige Charterraten und somit Ausschüttungen befürchten. Interessierte Anleger sollten auf kleinere Schiffe und möglichst langfristige Charterverträge setzen.

Nachdem der europäische Gerichtshof die staatlichen Garantiepreise für Strom aus erneuerbaren Energien für zulässig erklärt hat, erfreuen sich auch Windkraftfonds mit Verlusten bis zu 100 Prozent steigendem Interesse. Unbedingte Voraussetzung ist ein neutrales Windgutachten, da die Windverhältnisse vor Ort über den Erfolg des Investments entscheiden.

Fazit: Bei sorgfältiger Auswahl der Beteiligung stellen auch nach Inkrafttreten der neuen Steuergesetze die ertrags- und steuerorientierten geschlossenen Fonds einen attraktiven Bestandteil der Vermögensbildung dar. Auch in diesem Jahr werden in Deutschland 18 Milliarden Mark in Immobilien-, Schiffs-, Film- und Venture-Capital-Fonds investiert werden.

Bertin Pietsch

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