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Schlecht geschützt: Wer sein Fahrrad nicht vernünftig anschließt, muss damit rechnen, dass sich Diebe bedienen.

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Hochzeit für Fahrraddiebe: Wann zahlt die Versicherung?

Schutz gegen Fahrraddiebstahl: Welche Policen man braucht, wie viel die Versicherung zahlt und welcher Spezialschutz für teure Räder wichtig ist.

Eine stolze Zahl: Etwa 78 Millionen Fahrräder sind in Deutschland im Einsatz. Für viele Menschen ist das Rad dabei mehr als nur ein Transportmittel. Es ist ein Statussymbol, zeugt von Umweltbewusstsein und trägt den Sportsgeist seines Besitzers nach außen. Viele sind bereit, für ihr Zweirad richtig viel Geld auszugeben. Umso schlimmer, wenn es dann plötzlich verschwindet.

Und das passiert häufig, besonders im Sommer, wenn viele mit dem Rad unterwegs sind. Bundesweit sind bei der Polizei 2015 rund 335.000 Meldungen über gestohlene Räder eingegangen. Am liebsten knacken Diebe die Schlösser in Berlin, Hamburg und Bremen. In der Hauptstadt kamen im vergangenen Jahr rund 930 Räder pro 100.000 Einwohner abhanden, in Hamburg rund 977 und in Bremen sogar über 1000.

Die Hausratsversicherung reicht selten

Zwar gibt es keinen Rundumschutz gegen Diebstahl, aber Fahrradbesitzer können zumindest den finanziellen Schaden abfedern. Nach Angaben des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft waren mit 200 000 Rädern mehr als die Hälfte der gestohlenen Fahrräder versichert. Die Hausratversicherer mussten wegen Fahrraddiebstahls im vergangenen Jahr rund 100 Millionen Euro an die Besitzer zahlen. Dabei lag der durchschnittliche Schaden bei 520 Euro je Rad.

Bei einer Hausratversicherung ist das Fahrrad versichert, solange es in der eigenen Wohnung steht oder in einem anderen abgeschlossenen Raum, etwa dem Keller oder dem Dachboden. Schließt man es dagegen nur an, etwa im Hof oder an der U-Bahn, braucht man oft einen Zusatzschutz, damit die Versicherung zahlt. Vorsicht auch bei älteren Policen. Hier ist die Zeit zwischen 22 und 6 Uhr oft vom Schutz ausgenommen. Der Fahrradzusatzschutz zur Hausratversicherung kostet rund 20 Euro im Jahr. Allerdings gibt es ihn häufig nur in der Höhe von einem, zwei oder fünf Prozent der Versicherungssumme, warnt Claudia Frenz vom Bund der Versicherten. Für übliche Fahrräder, die nicht allzu viel gekostet haben, sei dies aber ausreichend.

Ein Problem kann es dann geben, wenn der Hausrat insgesamt nicht viel wert ist, das Fahrrad aber vergleichsweise teuer. Dann kann es sein, dass das Rad unterversichert ist. Beispiel: Bei einem Hausrat im Wert von 10 000 Euro ist der Fahrradzusatzschutz auf ein Prozent der Versicherungssumme begrenzt. Der Versicherer würde im Falle eines Diebstahls höchstens 100 Euro erstatten – egal wie viel das Rad wirklich kostet.

Teure Fahrräder im Trend

Simone Weidner, Versicherungsexpertin bei Finanztest, rät, über den Abschluss einer Hausratversicherung nachzudenken: „Grundlegende Frage ist, könnte ich im Fall eines Diebstahls oder Brands meinen Hausrat ersetzen oder würde dies für mich eine existenzielle Bedrohung darstellen?“. Falls ja, sollte man zu einem Vertrag greifen.

Was der Schutz kostet, hängt vom Wohnort und anderen Faktoren ab. Daher gibt es keine bundesweit einheitlichen Preise. Die Stiftung Warentest bietet jedoch für zwölf Euro eine entsprechende Analyse an und auch bei Check24 und Verivox können sich Radler Vergleiche errechnen lassen.

Montainbikes, Rennräder oder sogenannte Pedelecs können sehr teuer sein. Umfragen zufolge sind die Deutschen bereit, für ein neues Fahrrad bis zu 1500 Euro auszugeben. 22,4 Prozent würden sogar bis zu 3000 Euro investieren.

Gerade bei teuren Fahrräder ist natürlich der Schreck groß, wenn das Fahrrad gestohlen wird. Was tun? Claudia Frenz vom Bund der Versicherten rät in diesem Fall zur speziellen Fahrradversicherung. „Wer ein Fahrrad besitzt, das mehrere tausend Euro kostet, sollte eine spezielle Fahrradversicherung abschließen.“ Im Gegensatz zur Hausratversicherung decken spezielle Fahrradversicherungen mehr Schäden ab.

Ab 5 Euro gibt es Absicherung

Bei einer Vollkasko-Fahrradversicherung sind neben Diebstahl häufig auch Vandalismus, Unfall- oder Pannenschäden sowie Verschleiß oder Material- und Konstruktionsfehler abgesichert. Dafür sind diese Tarife aber relativ teuer und können mehrere hundert Euro jährlich kosten. Wie teuer diese Tarife genau sind, hängt auch vom Fahrradtyp, Wohnort und den Leistungen des Tarifs ab. Eine sogenannte Teilkaskoversicherung kommt wie beim einfachen Zusatz zur Hausratversicherung in der Regel nur für den Diebstahl auf. Dementsprechend ist sie auch günstiger.

Die Versicherungsplattform Getsurance, die auch als Versicherungsmakler auftritt, hat unlängst Fahrradversicherungen anhand von drei Beispielfällen verglichen. Bei einem Fahrrad im Wert von 500 Euro kosten die untersuchten Tarife für den Wohnraum Berlin zwischen fünf und 17 Euro im Monat. Den günstigsten Tarif in diesem Vergleich bietet der Versicherer „Schutzklick“.

Dokumente gut aufbewahren

Egal welche Variante Radbesitzer wählen, es ist immer wichtig, sich mit den Bedingungen der Policen auseinanderzusetzen. Es sollte zum Beispiel immer klar sein, wie viel das Rad wert ist und bis zu welcher Summe der Versicherer zahlt. Außerdem kann es bestimmte Einschränkungen geben. „Radbesitzer sollten vor Abschluss der Versicherung auch klären, wann und wo das Rad versichert ist und wie es angeschlossen sein muss“, meint Weidner von der Stiftung Warentest.

Ist das Rad wirklich verschwunden, rät sie, umgehend zur Polizei zu gehen, Anzeige zu erstatten und auch den Versicherer zu informieren. Alle Informationen über das gestohlene Rad, wie Kennzeichnung, Rahmennummer oder auch Fotos, sind dann hilfreich. Da die Hausratversicherung den Neu– und nicht den geringeren Zeitwert eines abhanden gekommenen Gegenstandes ersetzt, sollten Versicherte alle Rechnungen für Reparatur, Schloss oder Ersatzteile aufbewahren.

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