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Wirtschaft: Hoher Ölpreis gibt der Opec zu denken

Das Kartell will die beschlossene Förderkürzung überprüfen, weil der Rohstoff immer teurer wird

Berlin (hop). Die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) weicht angesichts der weiter steigenen Ölpreise langsam von ihrer harten Linie ab. Der Ölminister von SaudiArabien, Ali el Naimi, sagte einer italienischen Zeitung: „Wir sind auch besorgt über die Preise.“ Im Februar hatte sich das Kartell auf eine sofortige Kürzung ihrer Produktion, die über die bisher vereinbarten Quoten hinausging, geeinigt. Außerdem sollte zusätzlich ab 1. April die offizielle Quote gesenkt werden. In Opec-Kreisen heißt es, man beobachte die Lage sehr genau und warte auf genaue Zahlen. „Aber noch ist nichts entschieden.“ Auf dem nächsten Treffen der Kartellmitglieder am 31. März wäre eine Verschiebung der Kürzung etwa bis Juni möglich, schätzen Experten.

Im Frühjahr sinkt der Ölverbrauch in den großen Industriestaaten. Und mit dem Verbrauch sinkt auch alljährlich die Nachfrage. Um einem raschen Preisverfall vorzubeugen, beschloss die Opec die Produktionskürzung. Doch anstatt billiger zu werden, verteuert sich Öl immer weiter. Am Montag schwankte der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent um die Marke von 33 US-Dollar. In der vergangenen Woche war er weiter gestiegen. Noch kräftiger legten die Notierungen für Benzin an der Börse von Rotterdam zu.

Nur der starke Euro sorge für relativ niedrige Preise an den Tankstellen in Deutschland, sagte Barbara Meyer-Bukow, Sprecherin des Mineralölwirtschaftsverbandes (MWV), dem Tagesspiegel. „Benzin ist an den Börsen heute noch teurer als vor dem Irakkrieg“, sagte Meyer-Bukow. Am Montag wurden in Rotterdam für eine Tonne Normalbenzin 365 Dollar verlangt. Im vergangenen Jahr lag der absolute Spitzenwert kurz vor dem Angriff auf den Irak bei 350 Dollar. Dagegen liege der Preis an deutschen Tankstellen zurzeit bei durchschnittlich 1,085 Euro je Liter Normalbenzin, sagte Meyer-Bukow. Vor etwa einem Jahr waren es noch 1,135 Euro.

Dabei sind in den kommenden Wochen steigende Preise zu erwarten. „Die USA sind wieder ganz offensichtlich nicht in der Lage, ihre Versorgung mit Benzin über ihre eigenen Raffinerien sicherzustellen“, sagte Meyer-Bukow. Schon jetzt kauften die Amerikaner – wie schon in den Frühjahren 2001 und 2002 – verstärkt in Europa Benzin und trieben die Preise. Es sei aber nicht abschätzbar, wie weit die Preise noch steigen würden, sagte sie. Im Frühsommer dürfte Treibstoff aber wieder billiger werden.

Ohnehin sehen Ölexperten keinen tatsächlichen Grund für die hohen Ölpreise. Klaus Matthies vom Hamburgischen Welt-Wirtschafts-Archiv (HWWA), sagte dem Tagesspiegel: „Ein großer Teil ist spekulativ bedingt. Solange alle glauben, dass der Ölpreis hoch bleibt, bleibt er auch hoch.“ Dazu komme die Verunsicherung durch die Lage im Nahen Osten, die Anschläge von Madrid und die jüngste Korrektur von Shell bei seinen Ölreserven. Bei der Versorgung gebe es zurzeit keinen wirklichen Engpass, sagte Matthies. Zwar hätten einige Opec-Mitglieder offiziell Ölgesellschaften angewiesen, weniger zu produzieren. „Aber daran hat bei den hohen Preisen eigentlich niemand Interesse.“

Auch MWV-Sprecherin Meyer-Bukow sagte: „Von der angekündigten Produktionskürzung der Opec ist an den Märkten nichts zu spüren – nur am Preis.“ Außerdem gebe es eine paradoxe Situation. Seit mehr als einem Jahr rechneten alle mit sinkenden Ölpreisen und kauften dementsprechend möglichst wenig ein. Doch dadurch seien die Lagerbestände niedrig – und das halte wiederum die Preise hoch. HWWA-Experte Matthies rechnet erst im Sommer mit einem Ölpreis von unter 30 Dollar.

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