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Wirtschaft: Holzmann: Holländer wollen Baufirma kaufen

Insolvenzverwalter Ottmar Herrmann kommt beim Baukonzern Philipp Holzmann offenbar deutlich voran. Noch in dieser Woche soll der Verkauf des inländischen Baugeschäfts mit den fünf Hauptniederlassungen und rund 3000 Mitarbeitern an die niederländische Baugruppe Heijmans N.

Insolvenzverwalter Ottmar Herrmann kommt beim Baukonzern Philipp Holzmann offenbar deutlich voran. Noch in dieser Woche soll der Verkauf des inländischen Baugeschäfts mit den fünf Hauptniederlassungen und rund 3000 Mitarbeitern an die niederländische Baugruppe Heijmans N.V. auch vom Gläubiger-Ausschuss besiegelt werden. Am 30. April trifft sich dann der Holzmann-Aufsichtsrat zu der von den Arbeitnehmern geforderten außerordentlichen Sitzung. Dort soll sich endlich auch Aufsichtsratschef Konrad Hinrichs zur Lage bei Holzmann äußern. Zugleich erwartet der Betriebsrat Details des Insolvenzverwalters über weitere Verkäufe und den Stand des Insolvenzverfahrens.

Nach Angaben des Holzmann-Betriebsrates schauen sich Vertreter von Heijmans bereits auf den Holzmann-Baustellen um und werben bei Holzmann-Kunden um Vertrauen. Für die Beschäftigten ergeben sich damit Perspektiven. "Das ist ein quicker Mittelständler", sagt Oskar Schröder, Berater des Holzmann-Betriebsrates. Heijmans selbst bestätigte am Montag das Interesse an Holzmann. Innerhalb von ein bis zwei Wochen wolle man die Gespräche über den Kauf von Geschäftsbereichen abschließen. Man werde aber keine Risiken übernehmen. Über einen möglichen Kaufpreis wurden noch keine Angaben gemacht. Insolvenz-Verwalter Herrmann nannte am Montag keine Details. Er bestätigte lediglich Gespräche mit mehreren Interessenten, auch mit einer Firma aus den Niederlanden. Presseberichten zufolge soll es außerdem Gespräche mit zwei weiteren holländischen Firmen, einem französischen Konzern sowie mehreren deutschen Unternehmen handeln. Bislang hatte Herrmann versichert, die Filetstücke des Konzerns nicht einzeln verkaufen zu wollen.

Das inländische Baugeschäft bei Holzmann mit den Niederlassungen in Düsseldorf, Frankfurt, Halle, Hannover und München, das 2001 bei einem Umsatz von rund einer Milliarde Euro tief in den roten Zahlen steckte, umfasst mit 3000 Mitarbeitern zwar die Beschäftigten der AG, aber nur einen Teil der rund 10 000 Mitarbeiter des Holzmann-Konzerns im Inland.

Heijmans hat dem Vernehmen nach allein Interesse am Inlandsgeschäft. Das 1923 gegründete Unternehmen ist in Holland, Belgien und Deutschland aktiv und gilt als einer der erfolgreichsten Baukonzerne der letzten Jahre. 2001 steigerte die in Den Bosch ansässige Firma den Umsatz um 46 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro. Der Netto-Gewinn erhöhte sich ebenfalls um 46 Prozent auf 70,2 Millionen Euro. Heijmans beschäftigt rund 9500 Mitarbeiter. Allein im vergangenen Jahr kamen 2500 Beschäftigte dazu, der Großteil über Akquisitionen.

Berliner Büro 2000 geschlossen

Mit seinem Geschäft in Deutschland war Heijmans bislang allerdings noch nicht übermäßig erfolgreich. Im Jahr 2000 musste das Berliner Büro geschlossen werden, weil mehrere Aufträge storniert worden waren. Danach hat Heijmans seine Aktivitäten auf Nordrhein-Westfalen konzentriert. In diesem Jahr wollen die Holländer den Umsatz auf mindestens 2,5 Milliarden Euro steigern, bis 2006 soll er auf fünf Milliarden Euro verdoppelt werden. Die Umsatzrendite soll von jetzt 3,1 auf fünf Prozent gesteigert werden.

Mit dem Einstieg von Heijmans ist endgültig klar, dass Holzmann als Einheit nicht überleben und in Einzelteile aufgeteilt wird. "Die große Übernahme wird nicht stattfinden", heißt es beim Betriebsrat. An der Holzmann-Tochter Deutsche Asphalt soll die Werhahn-Gruppe mit der Basalt AG Interesse haben, für die Holzmann Service-Gesellschaft und das US-Geschäft mit J.A. Jones sowie Lockwood Greene gibt es sogar mehrere Interessenten. Dazu gehören auch die deutschen Baukonzerne Hochtief und Bilfinger & Berger. Dagegen sieht es für die Fertigbau-Tochter Imbau düster aus. Das Unternehmen musste Anfang April ebenfalls Insolvenz anmelden. Dort werden bei Ablegern weitere Insolvenzen erwartet.

ro

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