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Wirtschaft: Hypo-Vereinsbank so gut wie verkauft

Nur noch Details sind vor der Übernahme durch Unicredito zu klären/Deutscher Konzern bleibt bestehen

München/Berlin – Die italienische Großbank Unicredito und die Hypo-Vereinsbank (HVB) sind bei ihren Fusionsgesprächen offenbar weit vorangekommen. Aus Bankenkreisen verlautete am Wochenende, es seien nur noch Details zu klären, man halte aber an dem bisher genannten Zeitplan fest. Danach soll über ein Ergebnis der Verhandlungen noch in diesem Monat berichtet werden.

Dem Vernehmen nach läuft die Prüfung der Bücher (due dilligence) auf Hochtouren. Beobachter rechnen damit, dass bereits in dieser Woche ein Zusammenschluss der beiden Banken bekannt gegeben werden könnte. Es entstünde – gemessen am derzeitigen Aktienwert – das neuntgrößte Institut in Europa mit Schwerpunkten in Bayern, Norditalien, Österreich und Osteuropa. Es wäre die größte grenzüberschreitende Fusion in der europäischen Bankengeschichte. Nach Ansicht von Beobachtern könnte sie den Startschuss für die seit langem erwartete Konsolidierung auf dem europäischen Bankenmarkt geben.

Einigkeit besteht offenbar auch darüber, dass das Deutschland-Geschäft der Hypo-Vereinsbank erhalten und die deutsche Großbank keinesfalls zerschlagen werden soll. Modell stehen könnte der Bank der „Regionen-Vertrag“, den die HVB bei der Übernahme der österreichischen Bank Austria im Jahr 2000 umgesetzt hatte. Das Modell garantiert der hochprofitablen österreichischen Tochter weitgehende Eigenständigkeit bei strategischen und personellen Entscheidungen. Lediglich die großen Linien der Geschäftspolitik werden in der Konzernzentrale in München festgelegt.

„Wir werden uns vehement dafür einsetzen, dass der Konzern nicht zerschlagen wird“, sagte HVB-Aufsichtsrat und Verdi-Vertreter Klaus Grünewald dem Tagesspiegel. Viele Arbeitnehmervertreter sehen in einer Fusion mit einem ausländischen Institut das kleinere Übel. Im Falle einer deutsch-deutschen Fusion wie etwa der von HVB und Commerzbank würden nach Meinung von HVB-Betriebsratschef Peter König rund 10000 Stellen verloren gehen. Aus dem Betriebsrat hieß es, in der Belegschaft sei die Stimmung „gespalten“. Einerseits befürchteten die Mitarbeiter einen aus Italien verordneten Stellenabbau. Andererseits hätten sie die „Hoffnung, in einem europäischen Verbund weiterarbeiten zu können“.

Einig sind sich die Banken offenbar auch darüber, wie die künftige Struktur eines gemeinsamen Managements aussehen soll. Demnach soll Unicredito-Chef Alessandro Profumo auch die neue Gruppe als Chief Executive Officer (CEO) leiten, sagte ein mit dem Vorgang vertrauter Manager am Wochenende. HVB-Chef Dieter Rampl solle bei einem Zusammenschluss Chairman des Board der gemeinsamen Bank werden. Das Board von Unicredito besteht aus Mitgliedern mit und ohne operative Zuständigkeiten, ist also eine Mischung der in Deutschland üblichen Gremien Vorstand und Aufsichtsrat. Auch ein anderer Manager bestätigte, Profumo solle die Bank leiten und ein HVB-Vertreter dem gesamten Board vorstehen.

Auch der Aufsichtsratschef der Hypo-Vereinsbank, Albrecht Schmidt, soll inzwischen eingelenkt haben. „Es ist ein offenes Geheimnis, dass er die Selbstständigkeit als die bessere Lösung ansieht“, heißt es in Bankenkreisen. Allerdings verlautet aus dem Umfeld Schmidts, dass er sich einer Entscheidung des Vorstands fügen werde, wenn auch der Großaktionär Münchener Rück dafür ist. Der Rückversicherer hat bereits grundsätzliche Zustimmung signalisiert. „Die Münchener Rück bejaht das“, hieß es in Finanzkreisen.

Die Übernahme wird voraussichtlich durch einen Aktientausch erfolgen. Unicredito will die Übernahme möglichst komplett mit eigenen Aktien finanzieren. „Alles andere würde das Eigenkapital verringern, daran ist niemand interessiert“, hieß es. Nach Angaben aus Finanzkreisen sollen die HVB-Aktionäre fünf Unicredito-Aktien je Hypo-Vereinsbank-Anteilsschein erhalten. Dies würde einem Übernahmepreis von etwa 22 Euro je Aktie oder insgesamt rund 16,5 Milliarden Euro für die zweitgrößte deutsche Privatbank bedeuten. Auch die Investmentbank Merrill Lynch, die Unicredito bei den Fusionsgesprächen berät, hatte zuletzt einen Übernahmepreis von 16,5 Milliarden Euro berechnet.

Während die Hypo-Vereinsbank in Deutschland unter schwachen Renditen und Kredit-Altlasten leidet und im vergangenen Jahr erneut einen Verlust von 2,3 Milliarden Euro machte, glänzte die erfolgreichste Bank Italiens mit einem Gewinn von 2,1 Milliarden Euro.

Nicole Huss, Daniel Rhee-Piening

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