zum Hauptinhalt

Wirtschaft: IG Farben: Auflösung Ende 2003 möglich

Die Auflösung der IG Farben, des umstrittenen Nachfolge-Unternehmens des ehemals größten Chemiekonzerns der Welt, rückt nach 49 Jahren näher. Erstmals hat Liquidator Otto Bernhardt auf der Hauptversammlung am Montag in Frankfurt einen konkreten Termin genannt und das Aus der Skandalfirma für Ende 2003 in Aussicht gestellt.

Die Auflösung der IG Farben, des umstrittenen Nachfolge-Unternehmens des ehemals größten Chemiekonzerns der Welt, rückt nach 49 Jahren näher. Erstmals hat Liquidator Otto Bernhardt auf der Hauptversammlung am Montag in Frankfurt einen konkreten Termin genannt und das Aus der Skandalfirma für Ende 2003 in Aussicht gestellt. Die schon vor zwei Jahren angekündigte Stiftung für ehemalige Zwangsarbeiter ist jetzt endlich vollzogen. Allerdings ist sie nur mit einer halben Million Mark ausgestattet. Kritische Aktionäre forderten erneut die sofortige Auflösung der IG Farben und die Ausschüttung des Abwicklungskapitals von rund 20,7 Millionen Mark an ehemalige Zwangsarbeiter.

Die nur etwa 30 Aktionäre der IG Farben wurden vor der Versammlung von etwa 100 Demonstranten empfangen, darunter auch ehemalige Zwangsarbeiter. "IG Farben hier und heute - Mörder zeigen ihre Beute" riefen etwa ein Dutzend Demonstranten im Versammlungsraum. Sie wurden nach handgreiflichen Auseinandersetzungen mit Ordnern aus dem Saal geführt.

Liquidator Bernhardt sieht mittlerweile "realistische" Chancen, das Unternehmen bis Ende 2003 aufzulösen. Die noch ausstehenden rund ein Dutzend Prozesse könnten bis dahin beendet, die rund 500 Wohnungen, die noch im Besitz der IG Farben sind, verkauft werden. Auch Ansprüche an die schweizerische Großbank UBS, deren Vorläufer-Institut sich angeblich zu Unrecht Auslandsvermögen der IG Farben einverleibt haben soll, will Bernhardt bis dahin durchgesetzt haben.

Dass sich die Gründung der Stiftung, die am 13. September endlich umgesetzt wurde, zwei Jahre lang hingezogen hat, begründet der Manager mit schwierigen juristischen Fragen. Die mit 500 000 Mark niedrige finanzielle Ausstattung sei nur ein Sockelbetrag. Bernhardt bekräftigte einmal mehr, dass dies ein freiwilliger Schritt sei. IG Farben habe bereits 1957 rund 30 Millionen Mark für ehemalige Zwangsarbeiter bereitgestellt. Henry Mathews, Sprecher der Kritischen Aktionäre, zeigte kein Verständnis für die Haltung des IG Farben-Managements. Die Stiftung sei völlig unzureichend. Das verbleibende Abwicklungskapital werde ohnehin immer weniger. Ende 2000 belief es sich noch auf 20,7 Millionen Mark, rund 3,7 Millionen Mark weniger als ein Jahr zuvor. Ende 2001 dürfte es angesichts der IG Farben-Verluste noch weniger sein.

ro

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false