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Wirtschaft: IG-Metall-Spitze demonstriert Einigkeit

Das neue Führungsduo Huber und Peters warnt eindringlich vor Eingriff in die Tarifautonomie

Frankfurt (Main) (alf). Die neue Spitze der IG Metall betonte am Sonntag demonstrativ Geschlossenheit und den Willen zur kollegialen Zusammenarbeit. „Wir sind zur Zusammenarbeit geradezu verdammt“, sagte der neue Zweite Vorsitzende der Gewerkschaft, Berthold Huber, über die künftige Kooperation mit Gewerkschaftschef Jürgen Peters. „Ich werde mich bemühen, diejenigen nicht zu enttäuschen, die mich nicht gewählt haben“, sagte Peters. Direkt nach der Bekanntgabe des Votums von 66,1 Prozent für Peters war es einen Moment still im Saal gewesen. Mit einem so schlechten Abschneiden hatten die Delegierten offenbar nicht gerechnet. Nach der Wahl von Peters war dann erwartet worden, dass die PetersAnhänger nun ihrerseits Huber nicht die Stimme geben würden. So kam es dann auch, mit 67,1 Prozent schnitt der bisherige Bezirksleiter der IG Metall in Baden-Württemberg nur marginal besser ab als Peters.

In seiner Vorstellungsrede hatte Huber zuvor betont, die Führung der IG Metall dürfe „persönlichen Ehrgeiz nicht zu Lasten der Organisation ausleben“. Das sei eine Bedingung für seine Kandidatur gewesen. Huber wie auch Peters warnten die Politik vor einem Eingriff in die Tarifautonomie. Huber sprach von einem „Angriff auf das Sozialstaatsmodell, das eine Mitsprache der Gewerkschaften vorsieht“. Zu den geplanten Sozialreformen sagte Huber, in der Bundesrepublik gebe es eine „große Koalition derer, die unter Reform nur den Abbau sozialer Errungenschaften verstehen“. Die IG Metall dürfe sich nicht auf die Tarifpolitik beschränken, sondern müsse „den Wandel von Arbeit und sozialer Sicherheit gestalten“. Dabei dürfe es „keine Stigmatisierung von Themen“ geben. Für die Probleme Haushaltsdefizit, Sozialsysteme und Demografie müsse auch die IG Metall Lösungsvorschläge erarbeiten.

Vor der Wahl des Vorstands hatte Peters die insgesamt zwölfstündige Aussprache zusammengefasst, in der sich die Delegierten am Freitag und Sonnabend mit dem verlorenen Arbeitskampf in Ostdeutschland und der Krise der Gewerkschaft befasst hatten. Peters verteidigte den Tarifstreik für die 35-Stunden-Woche in diesem Jahr, „weil eine Verschiebung womöglich eine Verschiebung für immer gewesen wäre“. Aber „offenbar“ sei der Arbeitskampf „nicht überall ausreichend vorbereitet“ worden, insbesondere habe es Defizite in der Kommunikation gegeben. Peters sagte, seit Mitte vergangenen Jahres gebe es „einen dramatischen Rückgang“ bei den Mitgliederzahlen. „Das müssen wir analysieren.“

Zum Ende des Gewerkschaftstages sagte Peters, es sei „ein gutes Wochenende für die IG Metall“ gewesen. Die Gewerkschaft habe zu ihrer Handlungsfähigkeit zurückgefunden und „kein Bild der inneren Zerrissenheit geliefert“. Die IG Metall sei „stabil und stark“. Zur künftigen Auseinandersetzung mit der Politik sagte der neue IG-Metall-Chef, er setze auf „Gespräche und Aktionen“. Er wolle neue Wege finden für den Dialog mit der Politik und das Verhältnis zur SPD „neu justieren“. Von einer Wiederbelebung des Bündnisses für Arbeit halte er nichts. Peters räumte ein, „die Diskussion, wie man die IG Metall stark und zukunftsfähig macht, liegt noch vor uns“. Das soll Mitte Oktober in Hannover stattfinden, wenn der Gewerkschaftstag fortgesetzt wird. Dann sollen auch die bisherigen Vorstandsmitglieder, vor allem der langjährige Vorsitzende Klaus Zwickel, der nach dem verlorenen Machtkampf mit Peters zurücktrat, verabschiedet werden.

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