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IKB: Staatsanwalt klagt Ex-Chef der Mittelstandsbank an

Der frühere IKB-Chef Stefan Ortseifen soll sein Institut um mindestens 120.000 Euro betrogen haben. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Börsenmanipulation und Untreue vor.

Der frühere Bankchef soll am 20. Juli 2007 in einer Pressemitteilung des Vorstandes die Lage der IKB bewusst irreführend zu positiv dargestellt haben. Im Vertrauen darauf hätten Anleger vermehrt IKB-Aktien gekauft, heißt es in der Anklage der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft. Nur eine Woche nach Herausgabe der Mitteilung habe die IKB aufgrund ihres Engagements im US-Hypothekenmarkt kurz vor der Insolvenz gestanden. Ab dem 30. Juli 2007 gab es dann gewaltige Kursverluste.

Darüber hinaus wird dem Angeschuldigten zur Last gelegt, die IKB um 120.000 Euro geschädigt zu haben. Er soll umfangreiche Bauvorhaben an dem von ihm bewohnten Vorstandshaus der Bank veranlasst haben. Obwohl er alleiniger dauerhafter Nutznießer war, sei die von ihm entrichtete Miete nicht angepasst worden. Auch hochwertige Lautsprecherboxen habe er ohne Genehmigung über die Bank abgerechnet.

Vorwürfe im Zusammenhang mit Anlagen der Bank in US-Ramschhypotheken, deren Wertverluste das Institut vor zwei Jahren an den Rand der Pleite gebracht hatten, hätten sich dagegen als nicht haltbar erwiesen, sie seien nicht Gegenstand der Anklage, sagte Oberstaatsanwalt Michael Marx-Manthey. Ortseifen drohen nach Angaben der Staatsanwaltschaft bei einer Verurteilung bis zu fünf Jahre Haft.

Die IKB, Deutsche Industriebank, ist auf Finanzierungen für mittelständische Unternehmen spezialisiert. Sie wurde 1924 in Berlin als Bank für deutsche Industrie-Obligationen von Unternehmern für Unternehmer gegründet. 1938 erfolgte die Umbenennung in Deutsche Industriebank. 1974 fusionierte sie dann mit der 1949 in Düsseldorf gegründeten Industriekreditbank.

In den vergangenen Jahrzehnten war sie ein enger Partner der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bei KfW-Programmen für den Mittelstand. Seit 2001 war die KfW Großaktionärin bei der IKB. Im Zuge der IKB-Rettung baute sie ihren Anteil auf gut 90 Prozent aus.

Die Rettungsbemühungen schlugen bei der KfW negativ zu Buche. Im Sommer 2008 verkaufte die KfW ihre Beteiligung an den Finanzinvestor Lone Star.

Die IKB-Krise war im Sommer 2007 ausgebrochen. Die Mittelstandsbank geriet in den Strudel der US-Hypothekenkrise und kämpfte seitdem ums Überleben. Privatbanken retteten die KfW mit milliardenschweren Hilfspaketen. Die IKB wurde vom Bund vor dem Untergang bewahrt. Dreh- und Angelpunkt der IKB-Krise war der Investmentpool Rhineland Funding, der einen Teil seines Kapitals in US-Immobilienkredite mit schwacher Bonität (Subprime) investierte.

Beraten wurde der Pool von der IKB, die auch Liquiditätslinien bereitstellte. Das Portfolio belief sich nach früheren Angaben auf bis zu fast 13 Milliarden Euro. Bei der IKB-Rettung wurde die Düsseldorfer Bank von dieser Last befreit.

Die IKB beantragte beim Bankenrettungsfonds Soffin weitere Garantien in Höhe von sieben Milliarden Euro. Die Düsseldorfer Bank hatte erst vor einem halben Jahr Staatsgarantien in Höhe von fünf Milliarden Euro erhalten. Sie sollten dazu dienen, der IKB den Zugang zu den Geld- und Kapitalmärkten zu erleichtern, damit sie ihr Kerngeschäft mit Mittelstandskrediten wieder beleben kann.

ZEIT ONLINE, dpa, Reuters, sp

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