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Wirtschaft: Im Auftrag der Großen

Haupt Pharma in Berlin feiert heute 75. Geburtstag.

Berlin - Ein „Waschgang“ bei Haupt Pharma in Berlin dauert bis zu zwölf Stunden. In den Geräten, die wie riesige Waschmaschinen anmuten, drehen sich aber keine Kleider, sondern gut 300 Kilogramm Tabletten. Sie werden mit einem feinen Film überzogen, damit sie leichter herunterzuschlucken sind oder vor Magensaft geschützt bleiben. Zeitgleich trocknet warme Luft die frisch besprühten Tabletten in den Maschinen. Im Jahr laufen im Berliner Werk von Haupt Pharma und in der Zweigstelle im baden-württembergischen Brackenheim mehr als 2,6 Milliarden Pillen vom Band, in allen Formen und Farben. Auch Säfte und Pulver werden hier gemacht.

Den Namen Haupt Pharma werden die meisten Verbraucher nicht kennen, wohl aber seine Produkte. Denn das Berliner Unternehmen, das am heutigen Freitag sein 75-jähriges Jubiläum feiert, ist ein Auftragshersteller, der Pillen für rund 200 Pharmafirmen herstellt – darunter so große Namen wie Pfizer und Bayer. 1937 wurde die Firma vom Drogisten Heinz Haupt in Steglitz gegründet. Nach dem Zweiten Weltkrieg eröffnete Haupt Pharma seinen neuen Hauptsitz in Britz im Süden Berlins. Über die Jahre wuchs die Firma, kaufte Werke in Deutschland und im Ausland hinzu. Im Jahr 2000 wurde Haupt Pharma zur Aktiengesellschaft umgewandelt. Heute gibt es neun Standorte in Europa und Japan und sogar eine Vertriebsniederlassung in den USA.

Und Haupt Pharma wächst. 2006 waren es noch 105 Millionen Euro Jahresumsatz, 2012 sollen es 280 Millionen sein. Den Gewinn beziffert das Unternehmen auf „zwischen drei und fünf Prozent des Erlöses“.

In Berlin werden alle möglichen Arzneimittel hergestellt, von Verhütungspillen bis zu Krebsmitteln. Auch Vitaminpräparate sind im Programm. Bis 2015 will Haupt Pharma 1,6 Millionen Euro in das Werk investieren, unter anderem für ein neues Labor. Warum das Unternehmen, das in Berlin rund 140 der insgesamt 2000 Mitarbeiter beschäftigt, der Hauptstadt treu geblieben ist? „Wir haben hier ein gutes Umfeld, tolle Fachkräfte, und uns gefällt die Forschungslandschaft der Stadt“, sagt der Geschäftsführer des Berliner Standorts, Hans-Werner Prokasky.

Auf dieses Umfeld ist auch Günter Stock besonders stolz. Er ist Sprecher des Clusters Gesundheitswirtschaft in Berlin und Brandenburg und soll die Firmen der Branche mit Universitäten, Großhändlern, Krankenhäusern und der Verwaltung vernetzen und die Entwicklung des Wirtschaftszweiges fördern. „Die Gesundheitswirtschaft wächst“, sagt Stock, und nennt 200 Biotechunternehmen, 23 Pharmafirmen und 130 Kliniken mit insgesamt 350 000 Beschäftigten in der Region. 2030 sollen in diesem Bereich knapp 390 000 Menschen arbeiten. „Der Mittelstand trägt die Gesundheitswirtschaft“, sagt Stock mit Verweis auf Haupt Pharma. Aber es habe auch Ansiedlungen von Forschungsabteilungen großer Konzerne wie Pfizer in den vergangenen Jahren gegeben. Stock gratulierte Haupt Pharma zum Jubiläum. „Schering ist fast doppelt so alt geworden, bis es vorbei war, da haben Sie sicher noch 75 Jahre vor sich“, scherzt er. Jahel Mielke

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