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Beliebte Geldanlage. Weil Sparen keine Zinsen bringt, sind Immobilien beliebt.

© dpa

Immobilienboom in Deutschland: "Im Hochpreissegment würde ich nichts kaufen"

Experten raten zum Abwarten. Aber die Nachfrage nach Wohnungen, Häusern und Grundstücken ist ungebrochen. 2015 wurde die 200-Milliarden-Euro-Marke geknackt.

Das Geld auf der Bank wirft nichts ab, Baukredite sind billig - das heizt die Nachfrage nach Immobilien an. Nach Schätzungen der amtlichen Gutachterausschüsse dürften im vergangenen Jahr in Deutschland Wohnungen, Häuser und Grundstücke für 200 bis 210 Milliarden Euro den Eigentümer gewechselt haben. „Wir knacken erstmals die 200-Milliarden-Euro-Marke“, sagte Peter Ache, Geschäftsstellenleiter des Arbeitskreises der Gutachterausschüsse. Dort werden seit 2007 bundesweite Zahlen erhoben. Der Trend ist klar: Die Geschäfte nehmen zu.
„Seit 2010 geht es linear nach oben, 2015 ist es sogar noch ein bisschen stärker gestiegen", berichtet Ache. Angesichts weiter gesunkener Zinsen sei damit zu rechnen, dass die Summe 2016 weiter steigt. Aber nicht für jeden rechne sich jetzt noch der Kauf, warnt der Experte. „Im Hochpreissegment würde ich jetzt nichts kaufen, sondern abwarten.“ Die Gefahr einer Immobilienblase sehen die Ausschüsse zwar noch nicht, einen weiteren Anstieg der Preise beurteilen sie jedoch skeptisch. „Wir beobachten mit Interesse und gespannt, was passiert, wenn die Zinsen ansteigen. Behalten dann die Immobilien ihren Wert?“

Experten warnen vor Überbewertungen

Wie die Immobilienexperten warnt auch die Deutsche Bundesbank seit längerem vor Überbewertungen. Insgesamt seien die Preise für Wohnimmobilien in Städten im vergangenen Jahr um durchschnittlich sechs Prozent geklettert, hatte die Bundesbank Mitte Februar mitgeteilt. Vor allem Eigentumswohnungen hätten sich verteuert. Um 6,5 Prozent seien die Preise im Schnitt gestiegen und damit stärker als Reihen- und Einfamilienhäuser, bei denen die Bundesbank einen Preisanstieg von fünf Prozent ermittelt hat. Vor allem in Städten, in denen Eigentumswohnungen bislang nur wenig gefragt gewesen seien, würden die Preise nun anziehen. Das bestätigt jetzt auch der Arbeitskreis, der seine Erkenntnisse aus den geschlossenen Kaufverträgen gewinnt. Zwar würden weiterhin Düsseldorf, Leipzig, München, Frankfurt, Hamburg und Berlin zu den Trendstädten zählen. Aber auch im Umfeld dieser Städte stiegen die Preise deutlich, und selbst an Orten wie Hildesheim und Holzminden seien inzwischen Steigerungen zu beobachten. „Auch in ländlichen Räumen sehen wir, dass die Preise anziehen. Die Leute finden in den Städten nichts mehr", meint Ache.

In Berlin scheint sich der Preisanstieg derzeit aber nur noch bei Häusern abzuspielen. Nach Angaben der landeseigenen Förderbank IBB haben sich die Preise für Eigentumswohnungen inzwischen konsolidiert. Der durchschnittliche Quadratmeterpreis sei Ende 2015 um zehn Euro gesunken auf 3426 Euro je Quadratmeter, heißt es im aktuellen Wohnungsmarktreport 2016. Gestiegen sind dagegen die Kaufpreise für Eigenheime - von 324.000 auf 350.000 Euro.

Auch Ackerland wird teurer

Vom Immobilienboom profitieren aber nicht nur private Immobilien. Weiter verteuert hat sich im vergangenen Jahr auch Ackerland, sagt Ache. Mancherorts sei es kaum günstiger als Gewerbeland. „Da können sie ihre Kühe besser auf einer Gewerbefläche melken und haben gleich die volle Erschließung.“ Viele Bauern setze das unter Druck, weil die Pachten entsprechend steigen. Der Höhepunkt des Preisanstiegs bei Ackerland könnte aus Sicht der Arbeitsgemeinschaft im Westen jedoch erreicht sein. In Ostdeutschland seien weitere Aufschläge möglich.

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