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Wirtschaft: Im Urlaub billiger telefonieren

Die „Roaming“-Tarife für Handy-Gespräche sinken auf Anordnung der EU – aber frühestens im September

Brüssel - Wer in diesem Sommer erst spät verreist, kann beim Auslandsurlaub bereits auf sinkende Handy-Gebühren hoffen. Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft, die EU-Kommission und das Europäische Parlament haben sich am Mittwoch vorläufig auf die Senkung der „Roaming-Gebühren“ verständigt. Die neuen Gebühren können aber im besten Fall erst im September in Kraft treten. Sollte das EU-Parlament kommende Woche zustimmen, kann der EU-Ministerrat erst am 7. Juli die Vereinbarungen formal beschließen. Da für die Umsetzung der Gebührenregelung noch einmal zwei Monate vorgesehen sind, können Urlauber in der EU theoretisch nur dann von der Gebührensenkung profitieren, wenn sie Mitte oder Ende September verreisen.

Die nach mehreren Anläufen jetzt endlich erreichte „vorläufige Einigung“ muss zunächst noch von der zuständigen Arbeitsgruppe im EU-Ministerrat gebilligt werden, in der alle EU-Mitgliedstaaten vertreten sind. Dabei können die Regierungen an den Vereinbarungen keine Änderungen mehr vornehmen, sondern nur noch zustimmen oder ablehnen. Nur wenn alle EU-Mitgliedstaaten einverstanden sind, kann dann das Europaparlament am Donnerstag kommender Woche mit seinem Votum den Schlusspunkt hinter den langen Gebührenstreit setzen.

Doch offenbar sind die Sozialisten im Straßburger EU-Parlament vom jetzt ausgehandelten Kompromiss noch nicht völlig überzeugt. Sie haben angekündigt, dass sie das vorliegende Verhandlungsergebnis vor der Abstimmung kommende Woche eingehend prüfen werden.

Der vorläufige Kompromiss sieht eine deutliche Senkung der Gebühren bei der Benutzung des Mobiltelefons im Ausland vor. Bisher ist bei Auslandsaufenthalten die Überleitung vom ausländischen Netzanbieter zur heimischen Mobilfunkfirma („Roaming“) oft überzogen teuer. So kann eine Minute bis zu drei Euro kosten. Die EU-Kommission forderte deshalb eine Senkung der Gesprächskosten, die mit europaweiten Höchstgebühren durchgesetzt werden soll. Die vorläufige Einigung sieht jetzt vor, dass für abgehende Anrufe künftig von Privatkunden nur höchstens 49 Cent pro Minute im ersten Jahr nach Inkrafttreten der Vereinbarung, 46 Cent im zweiten Jahr und 43 Cent im dritten Jahr verlangt werden darf. Wird man im Ausland angerufen, dürfen die Mobilfunkfirmen künftig für die eingehenden Anrufe gestaffelt über drei Jahre nur noch höchstens 24 Cent pro Minute, 22 Cent und 19 Cent verlangen. Die Großhandelspreise, zu denen die Firmen untereinander abrechnen, liegen mit 30, 28 und 26 Cent dazwischen.

Die jetzt ausgehandelten Gebühren liegen deutlich über den ursprünglichen Vorstellungen von EU-Kommission und Europaparlament. Brüssel hatte eine radikalere Senkung gefordert: höchstens 40 Cent pro Minute für eigene Anrufe und höchstens 15 Cent für angenommene Gespräche. Dagegen sperrten sich aber die Regierungen der Urlaubsländer Spanien, Italien und Griechenland, die ihren heimischen Telefongesellschaften weiter hohe Einnahmen im Feriengeschäft verschaffen wollten. Auch Großbritannien, wo große internationale Anbieter wie Vodafone ihren Sitz haben, wollte den Mobilfunkanbietern mehr Spielraum bei der Preisgestaltung lassen.

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