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Wirtschaft: Immer auf die Kleinen

Wenn Fluglinien wie Air Berlin Strecken streichen, fehlt vielen Regionalflughäfen ein Teil ihres Geschäfts

Am schlimmsten trifft es den kleinen Flughafen Rostock-Laage. „Air Berlin hat den Winterflugplan komplett zurückgezogen“, sagt eine Sprecherin. Die Berliner hätten den Rückzug ab November mit enorm steigenden Kosten für Flugbenzin und fehlenden verbindlichen Zusagen von den Reiseveranstaltern begründet. Der Ausfall, der 60 Prozent des Flugvolumens im Winter ausmacht, lasse sich auch durch andere Fluglinien wie Germanwings oder Ryanair nicht mehr kompensieren, sagt die Sprecherin des kleinen Flughafens hoch oben im Norden. Geschäftsführerin Maria Anna Muller erwartet, dass der Wegfall von Air Berlin 2008 ein großes Loch in die Flughafenbilanz reißen wird. Für das laufende Jahr erwartet sie ein Minus von einer Million Euro. Mehr als die Hälfte der knapp 193 000 Passagiere, die im vergangenen Jahr in Rostock-Laage abgefertigt wurden, waren mit Air Berlin unterwegs.

Andere Flughäfen profitieren dagegen von den neuen Plänen. Nürnberg etwa, das größte touristische Drehkreuz für Air Berlin im Süden, wird künftig mehr Passagiere für die Berliner abfertigen, weil die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft die Verbindung von Düsseldorf nach Peking gestrichen hat. Von Nürnberg aus würden daher künftig größere Maschinen auf die Reise geschickt, sagt Flughafensprecher Reto Manitz. Statt 190 werden sie dann 330 Sitzplätze haben. Zudem werde Air Berlin von Nürnberg aus im Winter ein neues Reiseziel, die Azoren, anbieten. „Wir haben also insgesamt ein leichtes Wachstum“, sagt Manitz.

Und selbst der Flughafen Düsseldorf sieht sich nicht als Verlierer. Air Berlin habe zwar die Langstreckenflüge nach Peking, Schanghai und New York (ab Düsseldorf) abgesetzt, dafür würden aber die Deutschland-Verbindungen aufgestockt. „Insgesamt erwarten wir im Winterhalbjahr ein leichtes Plus im Vergleich zum Vorjahreszeitraum“, sagt Sprecher Christian Witt. Düsseldorf ist mit 17,8 Millionen Passagieren (2007) der drittgrößte deutsche Flughafen nach Frankfurt am Main und München. Auch der Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden erwartet künftig mehr Geschäft durch Air Berlin. Die Hauptstadt werde im Winterflugplan vier Mal pro Tag angeflogen und damit öfter als bisher, sagte eine Sprecherin.

Die größten Probleme mit Streckenstreichungen haben kleine Flughäfen, die sich auf ein einziges Unternehmen verlassen haben, meinen Branchenbeobachter. Dazu zählt auch der Flughafen Dortmund. Ende Oktober will Easyjet sechs Verbindungen ab Dortmund einstellen. Außerdem stationiert der britische Billigflieger dort voraussichtlich nur noch ein Flugzeug und schließt nicht aus, sich ganz von hier zurückzuziehen. Als Begründung nannte Easyjet unter anderem eingeschränkte Betriebszeiten auf dem Flughafen, die eine wirtschaftliche Nutzung nicht zuließen. Der Flughafen sieht durch die Entscheidung bis zu 150 Jobs bedroht. Easyjet war 2007 mit knapp einer Million Passagieren die größte Fluglinie in Dortmund, gefolgt von Wizz Air und Air Berlin (300 000 Passagiere). pet

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