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Wirtschaft: Immer wieder fällt der Name Andersen Die Wirtschaftsprüfer stehen am Anfang der gegenwärtigen Krise

Berlin (dr). Die Vertrauenskrise an der Wall Street begann nach dem Zusammenbruch des Energiehändlers Enron im Dezember 2001.

Berlin (dr). Die Vertrauenskrise an der Wall Street begann nach dem Zusammenbruch des Energiehändlers Enron im Dezember 2001. Er förderte zweifelhafte und zum Teil illegale Geschäftspraktiken zu Tage. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Arthur Andersen LLP hatte die Praktiken teilweise gedeckt.

Vor rund zwei Wochen sprach ein Schöffengericht in Houston Andersen LLP wegen Justizbehinderung schuldig. Das Urteil gilt als möglicher Todesstoß für die Wirtschaftsprüfer. Andersen habe Ende 2001 unrechtmäßig Massen von Enron-Akten und Computerdateien manipuliert und vernichtet, stellte das Gericht fest. Den Verantwortlichen droht nun eine fünfjährige Bewährungsstrafe sowie eine Geldstrafe bis zu 500000 Dollar (knapp 530000 Euro). Und: Arthur Andersen darf nur noch bis zum 31. August vor der amerikanischen Wertpapier- und Börsenkommission SEC praktizieren. Die SEC (siehe Lexikon) kündigte an, die Enron-Untersuchung und über die Rolle von Andersen dabei würden weiter geführt. Es könnte nach Ansicht von US-Rechtsexperten auch eine Schadenersatz-Klagelawine von Enron-Geschädigten auf Andersen zukommen. Die Gesellschaft will allerdings gegen das Urteil des Gerichts in Houston Berufung einlegen.

Andersen will bis Ende August seinen noch verbliebenen Kunden helfen, bei anderen Wirtschaftsprüfern unterzukommen. Andersen hatte im vergangenen Jahr noch 2300 Aktiengesellschaften als Kunden. Mehr als 750 waren abgesprungen. Die Zahl der Mitarbeiter von Arthur Andersen LLP hat sich inzwischen nach US-Medienberichten von 26 000 auf nur noch etwa 10 000 Mitarbeiter vermindert. Arthur Andersen hatte im April 7000 Beschäftigte nach Hause geschickt. Außerdem sind inzwischen zahlreiche Büros, Partner und sonstige Beschäftigte zu anderen Rechnungsprüfungsfirmen wie KMPG und Deloitte & Touche übergewechselt.

Im Ausland sind die meisten der unter dem Dach der Andersen Worldwide SC operierenden autonomen Andersen-Schwesterfirmen ebenfalls zu Konkurrenzfirmen gegangen. Weltweit hatte Andersen im vergangenen Jahr noch 85 000 Mitarbeiter. Andersen Deutschland hat sich Ende April mit Ernst&Young zusammengeschlossen. Die neue Gesellschaft bezeichnet sich als Nummer drei auf dem deutschen Markt.

Arthur Andersen hatte die Firma vor 89 Jahren in Chicago gegründet. Andersen war jahrzehntelang die angesehenste amerikanische Wirtschaftsprüfungsfirma und hatte sich zum fünftgrößten Wirtschaftsprüfer der Welt entwickelt. Die Andersen-Firmen hatten im Geschäftsjahr 2000/2001 (31. August) weltweit noch 9,3 Milliarden Dollar (9,8 Milliarden Euro) umgesetzt. Dabei entfielen auf Nordamerika 4,5 Milliarden Dollar, auf Westeuropa 2,9 Milliarden Dollar .

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