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Wirtschaft: In der Zwickmühle

Nur eines ist sicher: Noch bewegen sich die Zinsen in Europa auf einem historisch niedrigen Niveau. Das freut alle Menschen, die einen Kredite aufnehmen wollen und das geliehene Geld billig bekommen.

Nur eines ist sicher: Noch bewegen sich die Zinsen in Europa auf einem historisch niedrigen Niveau. Das freut alle Menschen, die einen Kredite aufnehmen wollen und das geliehene Geld billig bekommen. Das Nachsehen haben diejenigen, die Geld anlegen möchten und vergeblich nach einer attraktiven Finanzierung suchen. Mag sein, dass sich die Situation schon in dieser Woche ändert. Am Dienstag tagt die US-Notenbank Fed und es wird allgemein erwartet, dass sie die Zinsen erneut um 0,25 Basispunkte auf dann drei Prozent erhöhen wird. Einen Tag später muss die Europäische Zentralbank (EZB) Farbe bekennen. Lässt sie den Euroleitzins bei zwei Prozent oder dreht sie an der Zinsschraube. Und wenn ja, in welche Richtung?

Das Problem: Erhöht die EZB die Zinsen, ist das schlecht für die Konjunktur. Ein Heraufsetzen der Zinsen um einen Basispunkt führt zu Einbußen beim Wirtschaftswachstum von 0,15 Prozentpunkten im Quartal. Forschungsinstitute und Bundesregierung haben aber erst in der vergangenen Woche ihre Konjunkturerwartungen gesenkt. Eine Zinserhöhung würde den Abwärtstrend daher noch beschleunigen.

Hauptaufgabe der Notenbank ist es aber nicht, Konjunkturpolitik zu machen, sondern sie muss auf die Geldwertstabilität achten. Und hier gibt es durchaus Handlungsbedarf. Denn die Inflation in der EU liegt mit einer Steigerungsrate von 2,1 Prozent über der Zwei-Prozent-Marke, die die EZB für tolerabel hält. Hinzu kommt, dass die Geldmenge seit langem stark wächst und – wegen der billigen Schuldzinsen – auch die Kreditgewährung. Eine Verteuerung des Euroleitzinses um einen Basispunkt würde den Anstieg der Inflation um 0,25 Prozentpunkte dämpfen – allerdings würde es vier Quartale dauern, bis dieser Effekt komplett erreicht ist.

Nun wird die EZB die Zinsen sicherlich nicht um einen vollen Basispunkt, sondern – wenn überhaupt – um 0,25 Basispunkte verändern, doch das Dilemma ist dasselbe. Die EZB muss sich entscheiden: Mehr Wachstum oder mehr Stabilität, oder bleibt doch alles so, wie es ist?

bedauert die Europäische Zentralbank

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