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Informationen über Arbeitsanweisungen werden in der Produktion nicht mehr per Handzettel, sondern digital weitergegeben.

© Bernd Weißbrod/dpa

Industrie 4.0: Siemens: "In der realen Welt liegen wir vorn"

In der Digitalisierung könne Deutschland mit den USA mithalten, meint Siemens. Vor allem in Fertigungsprozessen läge Europa vorn.

Deutschland und Europa können bei der Digitalisierung der Wirtschaft durchaus mit den USA mithalten. „Die Werkzeuge des Internets wurden in den USA kultiviert, doch in der realen Welt liegen wir vorn“, sagte Siemens-Forschungsvorstand Siegfried Russwurm am Mittwoch in Berlin. Konkret meinte er die Tradition und Kompetenz der Europäer in Produktionsprozessen und bei der Verfahrenstechnik sowie die Wertschöpfungsnetzwerke aus kleinen und großen Betrieben, die in Mitteleuropa die Industrie prägten. Die Amerikaner seien führend bei konsumorientierten Dienstleistungen und Produkten, die Europäer bei der Digitalisierung der Fertigung. „Wir haben den Anspruch, dass wir das Gesamtsystem verstehen“, sagte der Siemens-Manager, der auch im Lenkungsausschuss der nationalen Plattform Industrie 4.0 mitwirkt.

Russwurm zufolge beschäftigt Siemens inzwischen 17.500 Software-Ingenieure in aller Welt, und mehr als die Hälfte des diesjährigen Forschungsbudgets von 4,5 Milliarden Euro fließe in Software. Die mit dem Schlagwort Industrie 4.0 bezeichnete Digitalisierung sei im Übrigen keinesfalls eine Revolution, sondern ein evolutionärer Prozess, in dem sich Produktionsanlagen und Verfahren über die Jahre veränderten. Im Kern gehe es darum, aus vielen Daten die aussagekräftigen herauszufiltern und daraus Handlungsoptionen abzuleiten.

Ähnlich wie bei der Automatisierung der Industrie in den 1980 und 1990er Jahren, als es keine dramatischen Arbeitsplatzverluste gegeben habe, befürchtet Russwurm keine Entlassungswellen durch die Digitalisierung. Wenn Tätigkeiten wegfielen, dann vor allem in Bereichen wie Logistik und Verwaltung, wo internetgestützte Prozesse Arbeitsplätze kosten dürften. Bildung und Ausbildung hierzulande sind Russwurm zufolge gut genug, um den neuen Anforderungen gerecht zu werden. Schwieriger sei das Thema Weiterbildung, also langjährige Beschäftigte auf neue Arbeitsmittel und -prozesse einzustellen. „Die Alten müssen von den Jungen lernen“, meinte der Siemens-Vorstand. Und die Alten zum Lernen zu motivieren, sei eine Aufgabe der Führungskräfte.

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