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Wirtschaft: Industrie hofft auf die US-Wirtschaft

Neues Konjunkturbarometer: Exporteure erwarten gute Geschäfte

New York / Düsseldorf (tor/gil/pbs/dih/HB). Die deutsche Industrie setzt ihre Hoffnung auf die USA: Die erwartete Konjunkturbelebung in der größten Volkswirtschaft der Welt soll die Geschäfte der deutschen Unternehmen im zweiten Halbjahr ankurbeln. Wichtige deutsche Exportbranchen wie der Maschinen und Anlagenbau sowie die Automobilindustrie rechnen bereits mit einem höheren Absatz in den USA. Zugleich gehen auch die US-Töchter deutscher Firmen von einer Verbesserung ihrer Geschäfte aus. Das zeigt der neu geschaffene Konjunkturbarometer Gapex, das auf einer Repräsentativumfrage von 1400 US-Töchtern deutscher Firmen basiert.

Die Geschäftslage in den USA hat für viele deutsche Unternehmen herausragende Bedeutung. Amerika ist nach Frankreich Deutschlands wichtigster Handelspartner. Rund 3000 deutsche Firmen sind in den USA tätig. Siemens etwa beschäftigt dort mehr als 70 000 Mitarbeiter und setzt mit 20 Milliarden Euro mehr Waren um als in Deutschland. Der Branchenverband des Maschinen- und Anlagenbaus, VDMA, erwartet, dass die Exporte in die USA nach einem Rückgang von 3,9 Prozent 2002 in diesem Jahr immerhin stagnieren. Im ersten Quartal waren sie noch um acht Prozent eingebrochen.

Deutsche Luxusautos laufen glänzend

VDMA-Konjunkturexperte Ralph Wiechers sagte dem Handelsblatt, er rechne ab Herbst mit einem Anziehen der Nachfrage in den USA. Dafür würden Konjunkturprogramme und niedrige Zinsen sorgen. „Aufkeimenden Optimismus“ hat auch Gunter Schall, Außenwirtschaftsexperte des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), für die US-Wirtschaft ausgemacht. Die deutsche Industrie werde davon aber über höhere Exporte nicht vor 2004 profitieren. Erst werde die Nachfrage nach Investitionsgütern steigen, die Konsumgüter folgten dann.

Ein Konsumgut-Exportschlager aus deutschen Landen läuft allerdings auch in der Krise gut: Auf einem von beispiellosen Rabattschlachten geprägten US-Automarkt schlagen sich vor allem deutsche Luxuswagen glänzend.

Ein Problem für die Unternehmen bleibt jedoch der im Verhältnis zum US-Dollar starke Euro. So hat der Software-Riese SAP zwar den Amerika-Umsatz in Dollar gerechnet im schwierigen ersten Quartal um ein Prozent gesteigert – gleichzeitig aber fuhr SAP in Euro ein Minus von 20 Prozent ein. In den kommenden Monaten hofft SAP, von dem Übernahmekampf der beiden US-Konkurrenten Oracle und Peoplesoft zu profitieren und in den USA neue Kunden zu gewinnen. Auch die deutschen Halbleiterhersteller leiden nach Angaben des Branchenverbandes ZVEI unter dem schwachen Dollar. „Jede Dollar-Kursverschiebung um einen US-Cent bedeutet für uns eine Umsatzveränderung um eine Million Euro“, erläutert ein Sprecher der Darmstädter Software AG.

Doch letztlich entscheidet nicht die Entwicklung des Euro-Kurses über die Chancen der deutschen Exporteure, sondern die Entwicklung der US-Konjunktur. Die Ökonomen der Commerzbank schätzen den Einfluss der Konjunktur auf die Entwicklung der Exporte dreimal so hoch ein wie die Auswirkungen von Wechselkursschwankungen.

Keiner wagt eine Prognose

Auf konkrete Prognosen für das zweite Halbjahr will sich derzeit allerdings kaum ein deutsches Unternehmen festlegen. Der Grund: In den kommenden Wochen werden die Geschäftszahlen für das zweite Quartal veröffentlicht. Die Quartalsberichte werden auch zeigen, wie stark der Euro das US-Geschäft im ersten Halbjahr tatsächlich beeinträchtigt hat.

In jedem Fall stützt das neue Konjunkturbarometer German American Performance Index (Gapex), das dem Handelsblatt vorliegt, die Hoffnungen der deutschen Industrie auf ein besseres US-Geschäft. Danach erwarten fast drei von vier Unternehmen, dass sich das Wirtschaftsklima innerhalb der nächsten zwölf Monate deutlich verbessern wird. Auf einer Skala von null bis 100 zeigt der Index für das erste Quartal dieses Jahres einen Wert von 54,78 Punkten an. Werte über 50 Punkte signalisieren eine Verbesserung der Geschäftstätigkeit.

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