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Wirtschaft: Industrie sieht das Ende der Exportflaute

Die deutschen Ausfuhren sollen 2004 um vier Prozent wachsen – trotzdem bleibt die Wirkung auf die Konjunktur mäßig

Berlin (brö). Der deutsche Export wird im kommenden Jahr um rund vier Prozent zulegen – das Wirtschaftswachstum stützen kann er damit aber nicht. Diese Einschätzung äußerte am Montag Ludolf von Wartenberg, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der deutschen Industrie (BDI) in Berlin. Schuld daran sei das zugleich höhere Importvolumen – es sorge dafür, dass der Beitrag des Außenhandels zum Wachstum insgesamt sogar negativ sei. Den Höhenflug des Dollar sieht der BDI noch nicht als Problem an. „Wir erwarten, dass der Eurokurs zwischen 1,10 und 1,18 Dollar schwanken wird – damit kann die deutsche Exportwirtschaft durchaus leben“, erklärte von Wartenberg.

Eine Umfrage des BDI bei seinen Mitgliedsverbänden ergab, dass der Export in diesem Jahr nur um etwa ein Prozent über dem Volumen des Vorjahres liegen werde. Impulse für die deutschen Exporteure kommen demnach fast ausschließlich aus der Weltwirtschaft. Durch die positive Entwicklung in den USA und in Ostasien haben sich die Voraussetzungen für einen weltweiten Aufschwung nach von Wartenbergs Worten „objektiv verbessert“, die Mitgliedsverbände erwarteten „eine deutlich stärkere Exportdynamik als in den vergangenen Jahren“. Der BDI ist damit etwas skeptischer als der Deutsche Industrie und Handelskammertag, nach dessen Einschätzung der Export 2004 wieder die Rolle der Konjunkturlokomotive übernehmen wird. Der DIHK erwartet eine Zunahme bei den Ausfuhren von fünf Prozent, in diesem Jahr von zwei Prozent.

Entwarnung könne man aber dennoch nicht geben, sagte der BDI-Mann. Die leichte Konjunkturbelebung auch im Inland habe die Einfuhren stärker steigen lassen als die Ausfuhren, das werde auch 2004 so sein. Deshalb werde „die Außenwirtschaft das deutsche Wirtschaftswachstum vorerst kaum beflügeln“. Laut BDI-Außenwirtschaftsbarometer rechnen dagegen unter anderem der Maschinenbau und die Tourismusbranche nur mit einem moderaten Aufschwung im kommenden Jahr, einige Branchen wie die feinmechanische und optische Industrie stellen sich sogar auf Stagnation ein. Die Verbandsumfrage erfasst nach BDI-Angaben 74 Prozent der deutschen Exportwirtschaft.

Die Weltwirtschaft sehen die BDI-Mitgliedsverbände vor einem Aufschwung. Vorreiter der Erholung seien die USA und Asien. Dagegen befinde sich Euroland weiter in einer Stagnationsphase. Optimistisch sieht der BDI auch die Wachstumschancen des Außenhandels mit den EU-Beitrittsländern, insbesondere mit Polen, Tschechien und Ungarn.

Starke Belastungen durch einen weiter steigenden Euro-Kurs erwartet der BDI hingegen nicht. „Mit einem Anstieg auf 1,25 oder 1,30 Dollar für einen Euro rechnen wir längerfristig nicht“, sagte von Wartenberg. Dies sei allenfalls kurzfristig wahrscheinlich. Ein neuerlicher Kurssturz des Dollar könne dem weltwirtschaftlichen Aufschwung allerdings einen dicken Strich durch die Rechnung machen. In den vergangenen Wochen war der Euro im Vergleich zum Dollar deutlich gestiegen, das hatte bei den exportorientierten deutschen Firmen Besorgnis ausgelöst. Am Montag sank der Kurs des Euro jedoch wieder. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs mittags bei 1,1688 Dollar fest, einen Cent weniger als am Freitag. Am Abend in New York lag der Euro bei 1,1703 Dollar.

Damit Deutschland am weltweiten Wachstum überhaupt teilnehmen könne, müsse es besonders in den Bereichen Bildung und Forschung Reformen geben, sagte von Wartenberg. Um den Erfolg der deutschen Exporteure auf den internationalen Märkten zu sichern, reiche ein gutes weltwirtschaftliches Klima nicht aus. Nur anspruchsvolles technologisches Know-how und innovative Produkte könnten Wachstum garantieren. Als alarmierend wertete es der Verbandsgeschäftsführer, dass etwa Abiturienten häufig nicht einmal in der Lage seien, ein Telefongespräch in fließendem Englisch zu führen.

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