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Wirtschaft: Industrie sieht deutsche Luftfahrtforschung gefährdet

BONN (aho). Die Unternehmen der Luft- und Raumfahrtbranche sehen sich nach schwierigem Kurs wieder im Aufwind.

BONN (aho). Die Unternehmen der Luft- und Raumfahrtbranche sehen sich nach schwierigem Kurs wieder im Aufwind. Wie der Präsident des Bundesverbandes der deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI), Gustav Humbert, am Donnerstag in Bonn sagte, seien die meisten Sparten wieder international wettbewerbsfähig geworden. "Wir sind wieder da und haben uns aus eigener Kraft restrukturiert", sagte Humbert anläßlich der bevorstehenden internationalen Luftfahrtschau in Le Bourget bei Paris, die am Freitag eröffnet wird.

Gleichzeitig warnte Humbert davor, die Luftfahrtforschung in Deutschland zu gefährden, weil sich der Bund und die Länder nicht über die Finanzierung des neuen Forschungsprogramms einigen könnten. Das würde einen "schweren Rückschlag" für die gesamte Branche bedeuten und die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie beeinträchtigen.

Damit ging Humbert, der auch im Vorstand der DaimlerChrysler Aerospace sitzt, auf einen Beschluß der Länderwirtschaftsminister ein, der in dieser Woche gefallen ist. Anders als in dem ersten Luftfahrtforschungsprogramm, das in den Jahren von 1994 bis 1998 lief, will der Bund in dem jetzt anstehenden Folgeprogramm weniger zahlen. Der Anteil an dem 1,2 Mrd.-DM-Programm soll von 50 auf 20 Prozent absinken. Dafür sollen die Länder ihren Anteil auf 20 Prozent aufstocken, sonst kommt das ebenfalls auf vier Jahre angelegte Programm nicht zustande. Die Länder haben bislang einen Finanzierungsanteil abgelehnt, weil die Förderung der Luft- und Raumfahrt nach ihrer Auffassung eine Aufgabe des Bundes ist. Allerdings seien sie, so der BDLI-Präsident, noch zu Gesprächen bereit.

Für Humbert wäre ein Ende des Forschungsprogramms "kontraproduktiv". Es sei zu befürchten, "daß die deutsche Luftfahrtindustrie trotz der positiven Geschäftsentwicklung mittelfristig gegenüber den internationalen Wettbewerbern, die von ihren Regierungen unterstützt werden, ins Hintertreffen gerät." Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen der Branche würden vom Ende des Programms hart getroffen. Der BDLI-Präsident verlangte deshalb, daß zunächst der Bund die Förderquote von 40 Prozent trägt und sich für den nächsten Haushalt auf eine Aufteilung mit den Ländern einigt.

Die Luft- und Raumfahrtbranche hat eine schwere Zeit hinter sich. Allein zwischen den Jahren 1991 und 1995 sank der Umsatz um elf Mrd. DM auf den Tiefstand von 15,4 Mrd. DM. Gleichzeitig haben die Betriebe knapp 23 000 Mitarbeiter entlassen und beschäftigten 1995 nur noch 63 400 Menschen.

Seitdem verläuft der Arbeitsplatzabbau langsamer, in diesem Jahr erwartet Humbert sogar einen leichten Zuwachs bei den Arbeitsplätzen, deren Zahl im Vergleich zum Vorjahr um knapp 700 Stellen auf 62 200 anwachsen soll. Auch beim Umsatz schaut Humbert zuversichtlicher in die Zukunft. Dieser könnte im laufenden Jahr um knapp zwei Mrd. DM auf 25,3 Mrd. DM steigen.

Der Personalabbau der vergangenen Jahre hat die gesamte Branche durcheinander gewirbelt. Die Rüstungsfirmen verlieren immer mehr an Gewicht in der Luft- und Raumfahrtindustrie. 1997 erzielten die zivilen Unternehmen fast doppelt so viel Umsatz wie die Rüstungsbetriebe. Anfang der 90er Jahre war das Verhältnis noch ausgeglichen. Dem BDLI gehören knapp 100 Firmen aus den verschiedensten Sparten an, wie etwa Unternehmen der Triebwerk- oder Ausrüstungsindustrie.

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