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Wirtschaft: Innovative Telefonsoftware aus Marzahn

BERLIN .Früher habe in den Büros die Kombinatsleitung der DDR-Spedition Deutrans gesessen, erzählt Klaus-Peter Senkel.

BERLIN .Früher habe in den Büros die Kombinatsleitung der DDR-Spedition Deutrans gesessen, erzählt Klaus-Peter Senkel.Als der Diplomingenieur mit seinen wenigen Mitarbeitern 1990 in den grauen Plattenbau an der Landsberger Allee einzog, hätten die Deutrans-Leute allerdings schon nicht mehr viel zu tun gehabt.Heute ist Deutrans Geschichte und die Softwarefirma von Klaus-Peter Senkel beschäftigt fast 50 Menschen.Die meisten, sagt er, seien aus der näheren Umgebung, das heißt aus Marzahn, Hellersdorf oder Hohenschönhausen.Für den Unternehmer war es 1990 überhaupt keine Frage, daß er seine Firma tief in Ost-Berlin ansiedelt.In dem wissenschaftlichen Institut, für das er in der DDR gearbeitet hatte, war das Ende abzusehen.Auf der Suche nach einem neuen Betätigungsfeld gründete Senkel fix seine eigene Firma.

So problemlos freilich war die Unternehmensgründung unmittelbar nach dem Mauerfall nicht.Das fing schon mit dem Namen an: Senkel hatte die Softwareschmiede Telesoft genannt.Eine naheliegende Bezeichnung für einen Betrieb, der mit Telekommunikationssoftware sein Geld verdienen sollte.Leider hatte ein Unternehmen in München den selben Namen schon länger eintragen lassen.Mittlerweile heißt die Firma "beusen unternehmensgruppe senkel".

Nach der Firmengründung war für den heute 45jährigen "bis hin zum Geld alles neu".Die D-Mark war gerade eingeführt worden und "ohne jegliche Connections" mußte der Newcomer sein Geld in der Wettbewerbswirtschaft verdienen.Ideen hatten Senkel und seine Mitstreiter genügend, und auch das Wissen war da.Erste Kontakte mit Berliner Firmen brachten die Anfangsaufträge.

Die ersten Umsätze, erinnert er sich, kamen durch Auftragsarbeiten herein.Doch bereits 1991 machten sich die Informatiker daran, eigene Software für die Telekommunikation zu entwickeln.Als sie sich dann an Ausschreibungen beteiligten, wurden die großen Telekommunikationsanbieter auf die Marzahner aufmerksam - Siemens, Alcatel, Philips - kamen auf sie zu.Mit ihrer zentralen Datenbasis für große Telefonanlagen gelang den Informatikern "ein Renner", so Senkel.

Mittlerweile hat die beusen Unternehmensgruppe eine beeindruckende Referenzliste.Mit der Software aus Ost-Berlin arbeiten zahlreiche Bundesministerien, telefoniert die Führungsakademie der Bundeswehr, die Deutsche Bundesbank und die BVG.Mehr als 130 Krankenhäuser haben sich die Software gekauft, und können damit beispielsweise die Gebühren, die jeder einzelne Patient vertelefoniert hat, genau abrechnen.Damit noch nicht genug der Anwendungen: Die World Trade Organisation in Genf hat sich ebenfalls der Marzahner bedient.Bei der Welthandelsorganisation geht es vor allem darum, die Telefonkosten der häufig wechselnden Delegierten aus aller Welt korrekt abzurechnen.

Der größte Teil der Mitarbeiter - hochqualifizierte Spezialisten - arbeitet an der Entwicklung neuer Produkte.Rund um die Uhr bieten die Informatiker ihren Kunden eine Telefonhotline.Wenn etwas kaputt ist, brauchen die beusen-Mitarbeiter aber nicht gleich in den Flieger zu springen: Über ihre Computer können die Softwarespezialisten die Produkte von der Ferne aus warten.

Aus dem Unternehmen wurde mit der Zeit eine Holding, die über vier Firmen thront.Die Bodenhaftung hat Senkel trotz der unternehmerischen Erfolge nicht verloren: Beusen organisiert seit einiger Zeit Firmenauftritte auf den Internet-Seiten von Marzahn.Lokale Betriebe können sich dabei an die Spezialisten von Beusen wenden, wenn sie auf der offiziellen Bezirksseite erscheinen wollen.Firmenchef Senkel hat sich mit diesem Engagement auch in der unmittelbaren Umgebung inzwischen einen Namen gemacht.

JOACHIM HOFER

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