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Insider-Vorwurf: Staatsanwalt ermittelt gegen Kopper

Die Frankfurter Staatsanwaltschaft ermittelt im Zusammenhang mit dem Schrempp-Rücktritt gegen DaimlerChrysler-Aufsichtsratschef Hilmar Kopper. Dabei geht es um einen möglichen Verstoß gegen Insiderregeln.

Stuttgart/Frankfurt/Main - Die überraschende Rücktrittsankündigung von DaimlerChrysler-Konzernchef Jürgen Schrempp im vergangenen Sommer sorgt weiter für Wirbel. Wegen eines möglichen Verstoßes gegen die Insiderregeln ist jetzt DaimlerChrysler-Aufsichtsratschef Hilmar Kopper ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten.

Die Staatsanwaltschaft Stuttgart bestätigte Informationen der «Stuttgarter Zeitung» (Donnerstag), dass sie ein Verfahren eingeleitet und aus Zuständigkeitsgründen an die Frankfurter Anklagebehörde weitergegeben habe. Kopper wird nach Angaben der Zeitung verdächtigt, den Chef des DaimlerChrysler-Großaktionärs Deutsche Bank, Josef Ackermann, vor der offiziellen Bekanntgabe am 28. Juli über den überraschenden Führungswechsel bei dem Autokonzern unterrichtet zu haben. Dies wäre ein Verstoß gegen das Wertpapierhandelsgesetz. Kopper stand früher selbst an der Spitze der Deutschen Bank.

Die Staatsanwaltschaft Frankfurt prüft derzeit ihre Zuständigkeit. «Bei solchen Delikten ist es möglich, dass es mehrere Tatorte gibt», sagte eine Sprecherin der Frankfurter Staatsanwaltschaft, die keine weitere Angaben zu dem Fall machen wollte. Bei der Prüfung, welche Justizbehörde zuständig sei, werde nicht mehr am Donnerstag mit einem Ergebnis gerechnet. Die Deutsche Bank lehnte jeden Kommentar ab. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) prüft bereits seit mehreren Monaten die Vorgänge in der Bank mit Blick auf die Rücktrittsankündigung Schrempps. DaimlerChrysler wollte sich am Donnerstag nicht zu dem Vorgang äußern.

Die größte deutsche Bank hatte am Tag der Bekanntgabe des Rücktritts des damaligen DaimlerChrysler-Chefs Jürgen Schrempp ein Aktienpakt von 3,5 Prozent verkauft. Die Transaktion hatte ein Volumen von 1,4 Milliarden Euro. Insgesamt wurden 35 Millionen Aktien mit einem Vorsteuergewinn von 337 Millionen Euro platziert. Der Nettobuchgewinn lag aus Bilanzierungsgründen aber nur bei 37 Millionen Euro. Im November wurden nochmals 25 Millionen Aktien verkauft. Jetzt hält die Deutsche Bank noch 4,4 Prozent an dem Stuttgarter Autokonzern.

Kopper hatte das Rücktrittsszenario gemeinsam mit Schrempp abgestimmt. Dem Aufsichtsrats-Chef wird nun vorgeworfen, sein Insiderwissen angeblich an Ackermann vor der Pflichtmitteilung weitergegeben und der Bank damit einen Zeit- und Informationsvorsprung verschafft zu haben. Allerdings hatte die Bank seit längerem keinen Hehl daraus gemacht, dass man ab einem Kurs der DaimlerChrysler-Aktie von 38,50 Euro aktiv werden würde. Die Rücktrittsankündigung von Schrempp hatte am 28. Juli ein Kursfeuerwerk ausgelöst. Die DaimlerChrysler-Aktie verteuerte sich in der Spitze um mehr als zehn Prozent auf 40 Euro und schloss an jenem Tag bei 39,49 Euro.

Die «Kritischen Aktionäre» von DaimlerChrysler forderten am Donnerstag den sofortigen Rücktritt von Kopper. Schon die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens zerstöre das Vertrauen der Kleinaktionäre in den Aufsichtsratsvorsitzenden.

Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hatte im Vorjahr zunächst auch gegen DaimlerChrysler-Strategievorstand Rüdiger Grube und Kommunikationschef Hartmut Schick ermittelt. Das Verfahren wurde Mitte November eingestellt. Die Behörde teilte damals mit, die Untersuchungen hätten keinerlei Anhaltspunkte für Insidergeschäfte ergeben. Der Konzern hatte betont, man behalte sich weitere rechtliche Schritte gegen den Betreffenden vor, der die Beschuldigung erhoben habe. (tso/dpa)

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