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Insolvenz: Rosenthal sendet Notruf aus

Bei Rosenthal steht der Einstieg eines Investors auf der Kippe. Der insolvente Porzellanhersteller aus Franken steht eigentlich auf dem Wunschzettel der italienischen Sambonet-Gruppe. Deren Banken scheinen von der Idee aber nicht begeistert zu sein.

Pleite ist das fränkische Traditionsuntenehmen Rosenthal schon seit Anfang 2009. Bislang war Insolvenzverwalter Volker Böhm optimistisch, den Porzellanhersteller verkaufen und der Belegschaft eine neue Zukunft schaffen zu können. Jetzt sendet er ein Notrufsignal. Grund: Der Hauptgläubiger Bank of America (BoA) mache Druck, weil die italienische Sambonet-Gruppe, bislang Wunschkandidat für einen Kauf, keine Banken findet, um die Übernahme zu finanzieren, sagt ein Insider.

Die Gespräche mit den Sambonet-Banken ziehen sich länger hin als geplant, räumt Böhm wortkarg ein. Die Situation sei schwierig, aber nicht hoffnungslos, heißt es in seinem Umfeld. Andere sehen die Uhr beim größten deutschen Porzellanhersteller bereits auf kurz vor zwölf. Grund dafür: Die Markenrechte der Firma aus dem fränkischen Selb sind an die BoA verpfändet. Verwerten darf die nach deutschem Insolvenzrecht zwar nur Böhm. Die selbst taumelnde US-Bank könnte ihn dazu aber jederzeit zwingen. Es bestehe das Risiko, dass die BoA Liquidität von Rosenthal abzieht, räumt Böhm dazu ein. Er pocht nun gegenüber Sambonet sowie drei weiteren ungenannten Kaufinteressenten auf verbindliche Angebote inklusive Finanzierung bis spätestens 8. Juni.

Die BoA habe auch ein Ultimatum gesetzt. Es ende „ein paar Tage später“, ergänzt ein Beteiligter. Sie müsse jetzt alle ausstehenden Gelder ohne Rücksicht auf Verluste eintreiben, was das endgültige Aus für Rosenthal und die noch rund 1000 Beschäftigten bedeuten würde.

Die Franken haben bei der BoA dem Vernehmen nach Firmenwerte im Umfang einer zweistelligen Millionensumme verpfändet, die die Pleitefirma nicht auslösen kann, ohne den Betrieb einzustellen. Bringen Sambonet oder ein anderer Interessent nicht binnen weniger Tage eine Finanzierung zusammen, bleibt Staatshilfe der einzige Ausweg, warnen mehrere Stimmen.

Böhm selbst will sich zu dieser Alternative nicht äußern. Er habe bereits im bayerischen Wirtschaftsministerium vorgesprochen. Eine Sprecherin von Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil bestätigt Kontakte. Einen Antrag auf Staatshilfe habe es aber noch nicht gegeben. Grundsätzlich seien staatliche Garantien möglich, wenn ein Fortführungskonzept vorliegt, keinesfalls aber ein Einstieg des Landes als Eigner.

Die Belegschaft hofft, dass Sambonet doch noch zum Zuge kommt. Denn der italienische Besteck- und Topfhersteller ist ihres Wissens der einzige Interessent, der Rosenthal als Ganzes erhalten will. Andere Kandidaten wollten nur Firmenteile zum Beispiel ohne die Fertigung in Franken erwerben. Das lässt Böhm unkommentiert. Die Verhandlungen mit Sambonet seien am weitesten fortgeschritten, sagt er lediglich. (tmh)

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