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Insolvenzen: Risiko Charlottenburg

Die Zahl der Insolvenzen ist im vergangenen Jahr zurückgegangen. Aber der Umfang der Schäden steigt. Besonders hoch sind die Forderungen in Charlottenburg-Wilmersdorf.

Von Carla Neuhaus

Es sind gute Nachrichten für Berlin, die das regionale Amt für Statistik am Dienstag verkündete. Sowohl Unternehmen als auch Bürger der Stadt müssen demnach seltener Insolvenz anmelden. Unter den Firmen ging die Zahl der Pleiten sogar um 7,1 Prozent zurück auf 1286. „Die Zahl ist Ausdruck einer insgesamt robusten wirtschaftlichen Entwicklung in der Hauptstadt“, sagte Berlins Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU) dem Tagesspiegel.

Die meisten Firmeninsolvenzen gab es den Zahlen zufolge in Charlottenburg-Wilmersdorf. 289 Anträge auf Insolvenz gab es in dem Bezirk. Ein Grund dafür dürfte sein, dass dort besonders viele Selbstständige leben. So zählten die Statistiker berlinweit dann auch die meisten Insolvenzen im Bereich der „freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen“. Erst an zweiter Stelle lag der Handel.

Auch unter den Verbraucherinsolvenzen sticht Charlottenburg-Wilmersdorf hervor. Zwar wohnen die meisten insolventen Schuldner Berlins in Neukölln, wo im vergangenen Jahr 851 Menschen ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen konnten. Gleichzeitig stecken in Charlottenburg-Wilmersdorf die Bürger besonders stark in den Miesen. Verbraucher und ehemals Selbstständige haben dort offene Forderungen in Höhe von mehr als 100 Millionen Euro (siehe Grafik).

In ganz Berlin mussten im vergangenen Jahr 4476 Verbraucher bei den Amtsgerichten eine Privatinsolvenz beantragen. Sie hatten zusammen unbezahlte Rechnungen in Höhe von 226 Millionen Euro – gegenüber dem Vorjahr ist diese Summe leicht um 2,2 Prozent gesunken. Pro Person standen die Berliner Schuldner im Schnitt mit 50 500 Euro in den Miesen.

Deutschlandweit ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen auf den niedrigsten Stand seit 13 Jahren gesunken. Die Amtsgerichte meldeten für das vergangene Jahr 28 304 Firmeninsolvenzen, sechs Prozent weniger als 2011. Das teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Dienstag mit. Es ist bereits das dritte Jahr in Folge, in dem die Zahlen rückläufig waren. „Unklar ist allerdings, ob sich diese positive Entwicklung 2013 fortsetzen wird“, sagte Christoph Niering, Vorsitzender des Insolvenzverwalterverbandes VID. Derzeit sei die wirtschaftliche Lage sehr unsicher, Institute und Verbände passten ihre Prognosen häufig an.

Gleichzeitig zeigt sich ein weitaus schlechteres Bild, wenn man den volkswirtschaftlichen Schaden betrachtet, den Firmeninsolvenzen im vergangenen Jahr verursachten. So beliefen sich die Forderungen der Gläubiger – also derjenigen, die den Unternehmen Geld geliehen haben, wie Geschäftspartner oder Banken – auf 51,7 Milliarden Euro. Das sind gut 20 Milliarden Euro mehr als noch ein Jahr zuvor. Das heißt, es sind zwar insgesamt deutlich weniger Unternehmen pleitegegangen – aber die Insolvenzen, die es gab, hatten stärkere Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft als in der Vergangenheit. So schlugen sowohl die Insolvenz der Drogeriemarktkette Schlecker als auch die Pleitewelle in der Solarbranche besonders stark zu Buche. (mit rtr, dpa)

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