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Wirtschaft: Intel und IBM sind der Börse nicht gut genug

Weltgrößter Chipkonzern enttäuscht hohe Erwartungen der Analysten – IBM gibt „schwammigen Kommentar“

Santa Clara/Berlin (dpa/mot). Der größte Chiphersteller der Welt, das USUnternehmen Intel, und der Computerkonzern IBM haben die Finanzmärkte mit ihren aktuellen Geschäftsaussichten enttäuscht. Statt seine Umsatz- und Gewinnprognose für das letzte Quartal des Jahres anzuheben, wie viele Beobachter gehofft hatten, legte sich Intel nur am oberen Ende der Prognosen fest. IBM begnügte sich mit „schwammigen Kommentaren“ zum laufenden Geschäft, wie Marktbeobachter kritisierten. Das war der Börse, die mit einer nachhaltigen Erholung der Technologiebranche rechnet, offenbar zu wenig. Vor allem Intel-Aktien verloren kräftig und drückten weltweit die Stimmung am Kapitalmarkt. Der Dax gab in der Folge um 0,85 Prozent auf 3841,73 Punkte nach.

Intel rechnet jetzt im Schlussquartal mit einem Umsatz zwischen 8,5 und 8,7 Milliarden Dollar (7,2 Milliarden Euro). Die vorherige Prognose hatte auf 8,1 Milliarden Dollar bis 8,7 Milliarden Dollar gelautet. Viele Investoren hatten jedoch auf einen noch höheren Umsatz gehofft. Wall-Street-Analysten waren von einem Umsatz von 8,5 Milliarden Dollar ausgegangen gegenüber 7,2 Milliarden Dollar in der Vorjahreszeit. Das Geschäft mit PC-Chips läuft bei Intel hervorragend. Das Unternehmen verbucht nach eigenen Angaben ein „solides saisonales Wachstum“.

Die Bruttogewinnmarge (siehe Lexikon) wird nach Intel-Angaben 62 Prozent erreichen, gegenüber einer vorherigen Intel-Schätzung von 60 Prozent. Negativ überraschte der Pentiumhersteller mit einer für das vierte Quartal angekündigten Abschreibung von 600 Millionen Dollar in der Sparte für Chips, die in Handys und anderen Kommunikationsgeräten verwendet werden. Die Wertberichtigungen stehen im Zusammenhang mit dem Kauf der DSP Communications für 1,6 Milliarden Dollar im Jahr 1999. „Die langfristigen Erwartungen für dieses Geschäft sind nicht mehr so hoch wie bisher erwartet“, erklärte Intel. Das Unternehmen leidet auch unter der schleppenden Umstellung auf Handys der nächsten Generation. An der Nasdaq-Börse gaben die Aktien bis zum späten Freitagabend um 3,25 Prozent nach.

„Intel – falling down!“, überschrieben die Analysten von UBS Wealth Management ihren Kommentar. Das Beispiel Intel sei symptomatisch für die Halbleiterbranche insgesamt. „Der Markt will immer mehr und immer mehr. Erwartungen werden aus vergangenen Zahlen linear nach oben projiziert, ohne kritisch zu hinterfragen, ob ein globaler Marktführer dauerhaft stärker wachsen kann als der Sektor, in dem er sich bewegt.“

Intels florierendes PC-Geschäft nahm auch der Finanzvorstand von IBM, John Joyce, zum Anlass, Optimismus zu verbreiten. Die Unternehmen gingen wieder mehr Risiken ein, sagte er am Donnerstagabend. Der am schnellsten wachsende Bereich seien Komplettlösungen, also der Kauf verschiedener Technologien in einem Paket. Insgesamt werde IBM schneller wachsen als der Markt für Informationstechnologie. Zu den Zahlen des laufenden Jahres wollte er sich jedoch nicht äußern. Beobachter gaben sich damit nicht zufrieden. Das, was „Big Blue“ mitgeteilt habe, sei gut, aber nicht gut genug. IBM-Aktien stagnierten auf Vortagesniveau.

Die Wachstumsaussichten für die Chipbranche haben sich unterdessen verbessert: Der weltweite Chip-Umsatz wird 2003 um 11,8 Prozent auf 175 Milliarden Dollar zulegen, teilte die Marktforschungsfirma Gartner mit. Intel behauptete die Spitzenposition mit einem Umsatz von 28,1 Milliarden Dollar und 16 Prozent Marktanteil. Der deutsche Halbleiter-Hersteller Infineon bringt es 2003 laut Gartner auf einen Marktanteil von vier Prozent. Das Unternehmen wies mit einem Umsatzplus von 33 Prozent aber die stärksten Wachstumsraten auf.

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